ein: Alles dieses rühret grossen Theils von der Verwirrung der Rechts-Gelehrsamkeit her, und alles dieses würde auch bey einer Verände- rung und Verbesserung der Jurisprudenz ge- ändert werden. Da nun dem Interesse vie- ler Rechts-Gelehrten ein ziemlicher Stoß hier- durch beygebracht würde, wer wolte ihnen denn wohl verdencken können, daß sie sich allen solchen Dingen, als gefährlichen Ketzereyen, mit Händen und Füssen widersetzen und von den Reformatoribus der Rechts-Gelehrsamkeit und denen Consiliis bey den Landes-Fürsten und ihren Ministris ein heßliches Portrait ma- chen? Jch könte hier noch manches sagen, wenn ich nicht besorgte, daß viel Wahrheiten bey der- gleichen Materie allzuverhaßt seyn würden.
§. 18. Ob nun zwar bey so gestallten Sa- chen nicht zu vermuthen ist, daß durch Landes- herrliche Autorität eine Universal-Verände- rung oder Verbesserung der teutschen Rechts- Gelehtsamkeit werde vorgenommen werden, indem die Anzahl derer, die durch widrige Vor- stellungen sich dergleichen Wercke widersetzen, weit stärcker ist, als derer, die es recommandi- ren und befördern, so können dennoch Privat- Personen durch geschickte und vernünfftige Schrifften, indem sie die Fehler der Römischen Gesetze vorstellen, und eine bessere Methode
vor-
ein: Alles dieſes ruͤhret groſſen Theils von der Verwirrung der Rechts-Gelehrſamkeit her, und alles dieſes wuͤrde auch bey einer Veraͤnde- rung und Verbeſſerung der Jurisprudenz ge- aͤndert werden. Da nun dem Intereſſe vie- ler Rechts-Gelehrten ein ziemlicher Stoß hier- durch beygebracht wuͤrde, wer wolte ihnen denn wohl verdencken koͤnnen, daß ſie ſich allen ſolchen Dingen, als gefaͤhrlichen Ketzereyen, mit Haͤnden und Fuͤſſen widerſetzen und von den Reformatoribus der Rechts-Gelehrſamkeit und denen Conſiliis bey den Landes-Fuͤrſten und ihren Miniſtris ein heßliches Portrait ma- chen? Jch koͤnte hier noch manches ſagen, wenn ich nicht beſorgte, daß viel Wahrheiten bey der- gleichen Materie allzuverhaßt ſeyn wuͤrden.
§. 18. Ob nun zwar bey ſo geſtallten Sa- chen nicht zu vermuthen iſt, daß durch Landes- herrliche Autoritaͤt eine Univerſal-Veraͤnde- rung oder Verbeſſerung der teutſchen Rechts- Gelehtſamkeit werde vorgenommen werden, indem die Anzahl derer, die durch widrige Vor- ſtellungen ſich dergleichen Wercke widerſetzen, weit ſtaͤrcker iſt, als derer, die es recommandi- ren und befoͤrdern, ſo koͤnnen dennoch Privat- Perſonen durch geſchickte und vernuͤnfftige Schrifften, indem ſie die Fehler der Roͤmiſchen Geſetze vorſtellen, und eine beſſere Methode
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ein: Alles dieſes ruͤhret groſſen Theils von der
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und alles dieſes wuͤrde auch bey einer Veraͤnde-
rung und Verbeſſerung der Jurisprudenz ge-
aͤndert werden. Da nun dem Intereſſe vie-
ler Rechts-Gelehrten ein ziemlicher Stoß hier-
durch beygebracht wuͤrde, wer wolte ihnen
denn wohl verdencken koͤnnen, daß ſie ſich allen
ſolchen Dingen, als gefaͤhrlichen Ketzereyen,
mit Haͤnden und Fuͤſſen widerſetzen und von den
Reformatoribus der Rechts-Gelehrſamkeit
und denen Conſiliis bey den Landes-Fuͤrſten
und ihren Miniſtris ein heßliches Portrait ma-
chen? Jch koͤnte hier noch manches ſagen, wenn
ich nicht beſorgte, daß viel Wahrheiten bey der-
gleichen Materie allzuverhaßt ſeyn wuͤrden.
§. 18. Ob nun zwar bey ſo geſtallten Sa-
chen nicht zu vermuthen iſt, daß durch Landes-
herrliche Autoritaͤt eine Univerſal-Veraͤnde-
rung oder Verbeſſerung der teutſchen Rechts-
Gelehtſamkeit werde vorgenommen werden,
indem die Anzahl derer, die durch widrige Vor-
ſtellungen ſich dergleichen Wercke widerſetzen,
weit ſtaͤrcker iſt, als derer, die es recommandi-
ren und befoͤrdern, ſo koͤnnen dennoch Privat-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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