so sie doch nicht begangen hatten, anklagten, als welchen der Buchstabe K. angebrant wurde. Es wäre wohl gethan, wenn alle diese Verbre- chen auch noch bey uns und nach Art derjenigen Straffen, die nach dem heutigen Staat reci- piret sind, bestrafft würden. Siehe hiervon mit mehrern des Herrn Professor Kestners Dissert. de poenis quibusdam Juris Romani in Germaniam recipiendis.
§. 25. Die beste Art boßhafftige Delin- quenten, die aber eben nicht das Leben verwür- cket, abzustraffen, sind die Zucht- und Raspel- Häuser, in welchen solche Bösewichter alle Ta- ge bey schlechter und geringer Kost entweder ei- ne gewisse Quantität Brasilien-Holtz abra- speln, oder andere ihnen anbefohlene Arbeit ver- richten müssen, wenn sie nicht von dem Zucht- Meister Schläge zu erwarten haben wollen. Es bestehet der Nutzen solcher Zucht- und Raspel- Häuser vornehmlich in dreyerley, als erstlich, daß diejenigen, so in solche Häuser gebracht und eingesperret, von ihrer Boßheit und Hartnä- ckigkeit zur Frömm- und Willigkeit, von den La- stern zu den Tugenden, von dem verderblich- breiten Weg, der zur Hölle und Verdammniß führet, auf den schmahlen Weg zum Himmel, von dem Müßiggang und Faullentzen, so den Menschen tumm, schläffrig und zu allen Dingen
unge-
ſo ſie doch nicht begangen hatten, anklagten, als welchen der Buchſtabe K. angebrant wurde. Es waͤre wohl gethan, wenn alle dieſe Verbre- chen auch noch bey uns und nach Art derjenigen Straffen, die nach dem heutigen Staat reci- piret ſind, beſtrafft wuͤrden. Siehe hiervon mit mehrern des Herrn Profeſſor Keſtners Diſſert. de pœnis quibusdam Juris Romani in Germaniam recipiendis.
§. 25. Die beſte Art boßhafftige Delin- quenten, die aber eben nicht das Leben verwuͤr- cket, abzuſtraffen, ſind die Zucht- und Raſpel- Haͤuſer, in welchen ſolche Boͤſewichter alle Ta- ge bey ſchlechter und geringer Koſt entweder ei- ne gewiſſe Quantitaͤt Braſilien-Holtz abra- ſpeln, oder andere ihnen anbefohlene Arbeit ver- richten muͤſſen, wenn ſie nicht von dem Zucht- Meiſter Schlaͤge zu erwarten haben wollen. Es beſtehet der Nutzen ſolcher Zucht- und Raſpel- Haͤuſer vornehmlich in dreyerley, als erſtlich, daß diejenigen, ſo in ſolche Haͤuſer gebracht und eingeſperret, von ihrer Boßheit und Hartnaͤ- ckigkeit zur Froͤmm- und Willigkeit, von den La- ſtern zu den Tugenden, von dem verderblich- breiten Weg, der zur Hoͤlle und Verdammniß fuͤhret, auf den ſchmahlen Weg zum Himmel, von dem Muͤßiggang und Faullentzen, ſo den Menſchen tumm, ſchlaͤffrig und zu allen Dingen
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ſo ſie doch nicht begangen hatten, anklagten, als
welchen der Buchſtabe K. angebrant wurde.
Es waͤre wohl gethan, wenn alle dieſe Verbre-
chen auch noch bey uns und nach Art derjenigen
Straffen, die nach dem heutigen Staat reci-
piret ſind, beſtrafft wuͤrden. Siehe hiervon
mit mehrern des Herrn Profeſſor Keſtners
Diſſert. de pœnis quibusdam Juris Romani
in Germaniam recipiendis.
§. 25. Die beſte Art boßhafftige Delin-
quenten, die aber eben nicht das Leben verwuͤr-
cket, abzuſtraffen, ſind die Zucht- und Raſpel-
Haͤuſer, in welchen ſolche Boͤſewichter alle Ta-
ge bey ſchlechter und geringer Koſt entweder ei-
ne gewiſſe Quantitaͤt Braſilien-Holtz abra-
ſpeln, oder andere ihnen anbefohlene Arbeit ver-
richten muͤſſen, wenn ſie nicht von dem Zucht-
Meiſter Schlaͤge zu erwarten haben wollen.
Es beſtehet der Nutzen ſolcher Zucht- und Raſpel-
Haͤuſer vornehmlich in dreyerley, als erſtlich,
daß diejenigen, ſo in ſolche Haͤuſer gebracht und
eingeſperret, von ihrer Boßheit und Hartnaͤ-
ckigkeit zur Froͤmm- und Willigkeit, von den La-
ſtern zu den Tugenden, von dem verderblich-
breiten Weg, der zur Hoͤlle und Verdammniß
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/562>, abgerufen am 22.11.2024.
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