Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.dem andern solche räudige und gefährliche Schaafe, dergleichen die Diebe und die zuwei- len von den Frantzosen vergiffteten Huren sind, zuschicket? Siehe die Gedancken von dem teutschen Justiz-Wesen p. 29. (2.) Die In- famie und Beschimpffung, wenn einer wegen gewisser begangenen Verbrechen beschimpffet wird, und ihm, ob er sich gleich bessert, dennoch dieser Schandfleck stets während anhängt. Es ist aber diese infamia eine unrechtmäßige Art der Bestraffung, indem sie dem rechten End- zweck der Straffen zuwider der menschlichen Societät keine Sicherheit zuwege bringt, und die Verbrecher auch nicht verbessert, sondern zu allen tugendhafften und löblichen Handlungen ungeschickt macht, auch zur Begehung ärgerer Laster disponiret. Denn da aus einem al- kenthalben angenommenen Vorurtheil kein Mensch mit einem solchen infam gewordnen umgehen will, noch ihnen vergunt ist ein ehrlich Handwerck oder Kunst zu exerciren, so muß er aus desperation sich nothwendig zu aller- hand lasterhafften Handlungen resolviren und das Diebs- oder Spitzbuben-Metier entweder anfangen oder fortsetzen. Diesemnach solte diese Art der Straffe billig generalement ab- geschafft werden. Es ist in diesem Stück die Kriegs-
dem andern ſolche raͤudige und gefaͤhrliche Schaafe, dergleichen die Diebe und die zuwei- len von den Frantzoſen vergiffteten Huren ſind, zuſchicket? Siehe die Gedancken von dem teutſchen Juſtiz-Weſen p. 29. (2.) Die In- famie und Beſchimpffung, wenn einer wegen gewiſſer begangenen Verbrechen beſchimpffet wird, und ihm, ob er ſich gleich beſſert, dennoch dieſer Schandfleck ſtets waͤhrend anhaͤngt. Es iſt aber dieſe infamia eine unrechtmaͤßige Art der Beſtraffung, indem ſie dem rechten End- zweck der Straffen zuwider der menſchlichen Societaͤt keine Sicherheit zuwege bringt, und die Verbrecher auch nicht verbeſſert, ſondern zu allen tugendhafften und loͤblichen Handlungen ungeſchickt macht, auch zur Begehung aͤrgerer Laſter diſponiret. Denn da aus einem al- kenthalben angenommenen Vorurtheil kein Menſch mit einem ſolchen infam gewordnen umgehen will, noch ihnen vergunt iſt ein ehrlich Handwerck oder Kunſt zu exerciren, ſo muß er aus deſperation ſich nothwendig zu aller- hand laſterhafften Handlungen reſolviren und das Diebs- oder Spitzbuben-Metier entweder anfangen oder fortſetzen. Dieſemnach ſolte dieſe Art der Straffe billig generalement ab- geſchafft werden. Es iſt in dieſem Stuͤck die Kriegs-
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wie viel ſchlimmer muß es ſeyn, wenn ein Staat
dem andern ſolche raͤudige und gefaͤhrliche
Schaafe, dergleichen die Diebe und die zuwei-
len von den Frantzoſen vergiffteten Huren ſind,
zuſchicket? Siehe die Gedancken von dem
teutſchen Juſtiz-Weſen p. 29. (2.) Die In-
famie und Beſchimpffung, wenn einer wegen
gewiſſer begangenen Verbrechen beſchimpffet
wird, und ihm, ob er ſich gleich beſſert, dennoch
dieſer Schandfleck ſtets waͤhrend anhaͤngt. Es
iſt aber dieſe infamia eine unrechtmaͤßige Art
der Beſtraffung, indem ſie dem rechten End-
zweck der Straffen zuwider der menſchlichen
Societaͤt keine Sicherheit zuwege bringt, und
die Verbrecher auch nicht verbeſſert, ſondern zu
allen tugendhafften und loͤblichen Handlungen
ungeſchickt macht, auch zur Begehung aͤrgerer
Laſter diſponiret. Denn da aus einem al-
kenthalben angenommenen Vorurtheil kein
Menſch mit einem ſolchen infam gewordnen
umgehen will, noch ihnen vergunt iſt ein ehrlich
Handwerck oder Kunſt zu exerciren, ſo muß
er aus deſperation ſich nothwendig zu aller-
hand laſterhafften Handlungen reſolviren und
das Diebs- oder Spitzbuben-Metier entweder
anfangen oder fortſetzen. Dieſemnach ſolte
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