wo man sich mit 6. oder 7. Schüsseln behilfft? Wo wird eine Gasterey gehalten, da man nicht allen Uberfluß afsectiret? Sind nicht mehr denn 6. oder 7. Schüsseln Confect, auch wird wohl gar en pyramide tractiret? Was vor fremdes Geträncke an Weinen, Brandtewei- nen, Thee, Coffee, Chocolade wird nicht al- lenthalben consumiret? Höret man nicht hin und wieder recht mit Entsetzen, daß sowohl auf Adelichen als Bürgerlichen Gast-Geboten und Ausrichtungen 50. 80. ja wohl 100. Speisen aufgesetzt werden, die doch den wenigsten zu gu- te kommen? Gleichwie nun aller Uberfluß sündlich und der Natur höchst-schädlich ist; Also solte eine hohe Landes-Obrigkeit billig Sorg- falt hierauf haben und anbefehlen, wie die Un- terthanen sowohl vor sich allein als bey Zusam- menkünfften sich verhalten solten. An Hoch- zeiten, Kindtauffen und Begräbniß-Ordnun- gen zwar fehlet es nicht so sehr, als an Leuten, welche dieselbigen halten, sie zur Observanz bringen, und dem Unheil steuren, vornemlich aber mit guten Exempeln der Mäßigkeit und Vermeidung alles Uberflusses andern vorge- hen.
§. 25. Eine gleiche Beschaffenheit hats mit der Kleider-Pracht. Geht man die Reichs- Policey- und Kleider-Ordnungen durch, und
hält
wo man ſich mit 6. oder 7. Schuͤſſeln behilfft? Wo wird eine Gaſterey gehalten, da man nicht allen Uberfluß afſectiret? Sind nicht mehr denn 6. oder 7. Schuͤſſeln Confect, auch wird wohl gar en pyramide tractiret? Was vor fremdes Getraͤncke an Weinen, Brandtewei- nen, Thée, Coffée, Chocolade wird nicht al- lenthalben conſumiret? Hoͤret man nicht hin und wieder recht mit Entſetzen, daß ſowohl auf Adelichen als Buͤrgerlichen Gaſt-Geboten und Ausrichtungen 50. 80. ja wohl 100. Speiſen aufgeſetzt werden, die doch den wenigſten zu gu- te kommen? Gleichwie nun aller Uberfluß ſuͤndlich und der Natur hoͤchſt-ſchaͤdlich iſt; Alſo ſolte eine hohe Landes-Obrigkeit billig Sorg- falt hierauf haben und anbefehlen, wie die Un- terthanen ſowohl vor ſich allein als bey Zuſam- menkuͤnfften ſich verhalten ſolten. An Hoch- zeiten, Kindtauffen und Begraͤbniß-Ordnun- gen zwar fehlet es nicht ſo ſehr, als an Leuten, welche dieſelbigen halten, ſie zur Obſervanz bringen, und dem Unheil ſteuren, vornemlich aber mit guten Exempeln der Maͤßigkeit und Vermeidung alles Uberfluſſes andern vorge- hen.
§. 25. Eine gleiche Beſchaffenheit hats mit der Kleider-Pracht. Geht man die Reichs- Policey- und Kleider-Ordnungen durch, und
haͤlt
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wo man ſich mit 6. oder 7. Schuͤſſeln behilfft?
Wo wird eine Gaſterey gehalten, da man nicht
allen Uberfluß afſectiret? Sind nicht mehr
denn 6. oder 7. Schuͤſſeln Confect, auch wird
wohl gar en pyramide tractiret? Was vor
fremdes Getraͤncke an Weinen, Brandtewei-
nen, Thée, Coffée, Chocolade wird nicht al-
lenthalben conſumiret? Hoͤret man nicht hin
und wieder recht mit Entſetzen, daß ſowohl auf
Adelichen als Buͤrgerlichen Gaſt-Geboten und
Ausrichtungen 50. 80. ja wohl 100. Speiſen
aufgeſetzt werden, die doch den wenigſten zu gu-
te kommen? Gleichwie nun aller Uberfluß
ſuͤndlich und der Natur hoͤchſt-ſchaͤdlich iſt; Alſo
ſolte eine hohe Landes-Obrigkeit billig Sorg-
falt hierauf haben und anbefehlen, wie die Un-
terthanen ſowohl vor ſich allein als bey Zuſam-
menkuͤnfften ſich verhalten ſolten. An Hoch-
zeiten, Kindtauffen und Begraͤbniß-Ordnun-
gen zwar fehlet es nicht ſo ſehr, als an Leuten,
welche dieſelbigen halten, ſie zur Obſervanz
bringen, und dem Unheil ſteuren, vornemlich
aber mit guten Exempeln der Maͤßigkeit und
Vermeidung alles Uberfluſſes andern vorge-
hen.
§. 25. Eine gleiche Beſchaffenheit hats
mit der Kleider-Pracht. Geht man die Reichs-
Policey- und Kleider-Ordnungen durch, und
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/522>, abgerufen am 22.11.2024.
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