Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



dien-Gelder sehr grosse Mißbräuche vorzuge-
hen pflegen, so solten diejenigen, die darüber
gesetzt sind, dahin bedacht seyn, daß niemand
dergleichen bekäme, als der solcher würdig und
nothdürfftig. Manche bekommen Stipendia,
die sich zum Studiis nicht schicken und keine Lust
darzu haben, sondern nur ihre Zeit auff Univer-
sitäten mit Exercitiis zu bringen und entweder
das Kriegs-Handwerck oder eine andere Le-
bens-Art ergreiffen wollen, und diese verdienen
keine Stipendien-Gelder, weil sie nicht studieren
wollen. Andere haben wohl Lust zum Studiis,
sind aber von einem so unglücklichen naturell,
daß sie nicht fähig sind, etwas zu begreiffen, und
diese sind eben selbiger unwürdig, weil sie diese
andern, die dem publico besser dienen könten,
wegnehmen und es dennoch mit ihrer sauren
Mühe bey ihrem Studieren nicht dahin brin-
gen, daß sie der Republic heilsame und ersprieß-
liche Dienste leisten. Noch andre haben Lust
und Fähigkeit zum Studieren, sind aber dabey
selbst von solchen Vermögen, daß sie der Sti-
pendi
en nicht nöthig haben, sondern von ihren
eignen Mitteln ihre Studia gar wohl prose qui-
ren könten. Einige, die solcher Gelder zwar
bedürfftig, legen dieselben hernach, wenn sie sie
bekommen, so übel an, daß sie solche unnützer
Weise verthun. Und was sonst noch vor

andere



dien-Gelder ſehr groſſe Mißbraͤuche vorzuge-
hen pflegen, ſo ſolten diejenigen, die daruͤber
geſetzt ſind, dahin bedacht ſeyn, daß niemand
dergleichen bekaͤme, als der ſolcher wuͤrdig und
nothduͤrfftig. Manche bekommen Stipendia,
die ſich zum Studiis nicht ſchicken und keine Luſt
darzu haben, ſondern nur ihre Zeit auff Univer-
ſitaͤten mit Exercitiis zu bringen und entweder
das Kriegs-Handwerck oder eine andere Le-
bens-Art ergreiffen wollen, und dieſe verdienen
keine Stipendien-Gelder, weil ſie nicht ſtudieren
wollen. Andere haben wohl Luſt zum Studiis,
ſind aber von einem ſo ungluͤcklichen naturell,
daß ſie nicht faͤhig ſind, etwas zu begreiffen, und
dieſe ſind eben ſelbiger unwuͤrdig, weil ſie dieſe
andern, die dem publico beſſer dienen koͤnten,
wegnehmen und es dennoch mit ihrer ſauren
Muͤhe bey ihrem Studieren nicht dahin brin-
gen, daß ſie der Republic heilſame und erſprieß-
liche Dienſte leiſten. Noch andre haben Luſt
und Faͤhigkeit zum Studieren, ſind aber dabey
ſelbſt von ſolchen Vermoͤgen, daß ſie der Sti-
pendi
en nicht noͤthig haben, ſondern von ihren
eignen Mitteln ihre Studia gar wohl proſe qui-
ren koͤnten. Einige, die ſolcher Gelder zwar
beduͤrfftig, legen dieſelben hernach, wenn ſie ſie
bekommen, ſo uͤbel an, daß ſie ſolche unnuͤtzer
Weiſe verthun. Und was ſonſt noch vor

andere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0447" n="427"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">di</hi>en-Gelder &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Mißbra&#x0364;uche vorzuge-<lb/>
hen pflegen, &#x017F;o &#x017F;olten diejenigen, die daru&#x0364;ber<lb/>
ge&#x017F;etzt &#x017F;ind, dahin bedacht &#x017F;eyn, daß niemand<lb/>
dergleichen beka&#x0364;me, als der &#x017F;olcher wu&#x0364;rdig und<lb/>
nothdu&#x0364;rfftig. Manche bekommen <hi rendition="#aq">Stipendia,</hi><lb/>
die &#x017F;ich zum <hi rendition="#aq">Studiis</hi> nicht &#x017F;chicken und keine Lu&#x017F;t<lb/>
darzu haben, &#x017F;ondern nur ihre Zeit auff Univer-<lb/>
&#x017F;ita&#x0364;ten mit <hi rendition="#aq">Exercitiis</hi> zu bringen und entweder<lb/>
das Kriegs-Handwerck oder eine andere Le-<lb/>
bens-Art ergreiffen wollen, und die&#x017F;e verdienen<lb/>
keine <hi rendition="#aq">Stipendi</hi>en-Gelder, weil &#x017F;ie nicht &#x017F;tudieren<lb/>
wollen. Andere haben wohl Lu&#x017F;t zum <hi rendition="#aq">Studiis,</hi><lb/>
&#x017F;ind aber von einem &#x017F;o unglu&#x0364;cklichen <hi rendition="#aq">naturell,</hi><lb/>
daß &#x017F;ie nicht fa&#x0364;hig &#x017F;ind, etwas zu begreiffen, und<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;ind eben &#x017F;elbiger unwu&#x0364;rdig, weil &#x017F;ie die&#x017F;e<lb/>
andern, die dem <hi rendition="#aq">publico</hi> be&#x017F;&#x017F;er dienen ko&#x0364;nten,<lb/>
wegnehmen und es dennoch mit ihrer &#x017F;auren<lb/>
Mu&#x0364;he bey ihrem Studieren nicht dahin brin-<lb/>
gen, daß &#x017F;ie der Republic heil&#x017F;ame und er&#x017F;prieß-<lb/>
liche Dien&#x017F;te lei&#x017F;ten. Noch andre haben Lu&#x017F;t<lb/>
und Fa&#x0364;higkeit zum Studieren, &#x017F;ind aber dabey<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t von &#x017F;olchen Vermo&#x0364;gen, daß &#x017F;ie der <hi rendition="#aq">Sti-<lb/>
pendi</hi>en nicht no&#x0364;thig haben, &#x017F;ondern von ihren<lb/>
eignen Mitteln ihre <hi rendition="#aq">Studia</hi> gar wohl <hi rendition="#aq">pro&#x017F;e qui-</hi><lb/>
ren ko&#x0364;nten. Einige, die &#x017F;olcher Gelder zwar<lb/>
bedu&#x0364;rfftig, legen die&#x017F;elben hernach, wenn &#x017F;ie &#x017F;ie<lb/>
bekommen, &#x017F;o u&#x0364;bel an, daß &#x017F;ie &#x017F;olche unnu&#x0364;tzer<lb/>
Wei&#x017F;e verthun. Und was &#x017F;on&#x017F;t noch vor<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">andere</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[427/0447] dien-Gelder ſehr groſſe Mißbraͤuche vorzuge- hen pflegen, ſo ſolten diejenigen, die daruͤber geſetzt ſind, dahin bedacht ſeyn, daß niemand dergleichen bekaͤme, als der ſolcher wuͤrdig und nothduͤrfftig. Manche bekommen Stipendia, die ſich zum Studiis nicht ſchicken und keine Luſt darzu haben, ſondern nur ihre Zeit auff Univer- ſitaͤten mit Exercitiis zu bringen und entweder das Kriegs-Handwerck oder eine andere Le- bens-Art ergreiffen wollen, und dieſe verdienen keine Stipendien-Gelder, weil ſie nicht ſtudieren wollen. Andere haben wohl Luſt zum Studiis, ſind aber von einem ſo ungluͤcklichen naturell, daß ſie nicht faͤhig ſind, etwas zu begreiffen, und dieſe ſind eben ſelbiger unwuͤrdig, weil ſie dieſe andern, die dem publico beſſer dienen koͤnten, wegnehmen und es dennoch mit ihrer ſauren Muͤhe bey ihrem Studieren nicht dahin brin- gen, daß ſie der Republic heilſame und erſprieß- liche Dienſte leiſten. Noch andre haben Luſt und Faͤhigkeit zum Studieren, ſind aber dabey ſelbſt von ſolchen Vermoͤgen, daß ſie der Sti- pendien nicht noͤthig haben, ſondern von ihren eignen Mitteln ihre Studia gar wohl proſe qui- ren koͤnten. Einige, die ſolcher Gelder zwar beduͤrfftig, legen dieſelben hernach, wenn ſie ſie bekommen, ſo uͤbel an, daß ſie ſolche unnuͤtzer Weiſe verthun. Und was ſonſt noch vor andere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/447
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/447>, abgerufen am 16.07.2024.