assumiren, geschweige denn, darauf zu antwor- ten, das meiste auf den Praesidem ankömmt, sie das wenigste bey den Dissertationen ausar- beiten, und wie manchmahl ein dutzend oder halb dutzend Thaler eine herrliche Epistolam gratulatoriam bey dem Herrn Praeside auszu- würcken vermögend sind. Jch sage bißwei- len, denn es giebt auch hin und wieder solche Respondenten, die so geschickt sind, als ihr Prae- ses selbst. Uberdiß so haben nicht alle Studiosi Gelegenheiten, daß sie bey ihrer Zurückkunfft ins Vaterland gleich bey allerhand Expeditio- nen ihre Geschicklichkeit exhibiren könten. Es würde ihnen die Vorzeigung eines solchen löbli- chen Testimonii einen grössern Ruhm zuwege bringen, und wären solche hernach von den übrigen zu befördern und ihr Fleiß zu belohnen. Jm Gegentheil würden auch die commoden Herrn, die auf Universitäten studiren solten und wolten, und gerne vor gelehrte und geschickte Leute passiren, iedoch aber die Köpffe nicht dran strecken wollen, hierdurch, damit sie ein gutes Zeugniß erhielten, zu mehrerm Fleiß und Eyser angestrenget werden. Dafern man erführe, daß ein Professor durch Geschencke wider Gewissen ein solch Testimonium ausgestellt hätte, so wäre er als ein Meineydiger billig zu bestraffen und vom Amt zu removiren.
§. 24.
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aſſumiren, geſchweige denn, darauf zu antwor- ten, das meiſte auf den Præſidem ankoͤmmt, ſie das wenigſte bey den Diſſertationen ausar- beiten, und wie manchmahl ein dutzend oder halb dutzend Thaler eine herrliche Epiſtolam gratulatoriam bey dem Herrn Præſide auszu- wuͤrcken vermoͤgend ſind. Jch ſage bißwei- len, denn es giebt auch hin und wieder ſolche Reſpondenten, die ſo geſchickt ſind, als ihr Præ- ſes ſelbſt. Uberdiß ſo haben nicht alle Studioſi Gelegenheiten, daß ſie bey ihrer Zuruͤckkunfft ins Vaterland gleich bey allerhand Expeditio- nen ihre Geſchicklichkeit exhibiren koͤnten. Es wuͤrde ihnen die Vorzeigung eines ſolchen loͤbli- chen Teſtimonii einen groͤſſern Ruhm zuwege bringen, und waͤren ſolche hernach von den uͤbrigen zu befoͤrdern und ihr Fleiß zu belohnen. Jm Gegentheil wuͤrden auch die commoden Herrn, die auf Univerſitaͤten ſtudiren ſolten und wolten, und gerne vor gelehrte und geſchickte Leute paſſiren, iedoch aber die Koͤpffe nicht dran ſtrecken wollen, hierdurch, damit ſie ein gutes Zeugniß erhielten, zu mehrerm Fleiß und Eyſer angeſtrenget werden. Dafern man erfuͤhre, daß ein Profeſſor durch Geſchencke wider Gewiſſen ein ſolch Teſtimonium ausgeſtellt haͤtte, ſo waͤre er als ein Meineydiger billig zu beſtraffen und vom Amt zu removiren.
§. 24.
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aſſumiren, geſchweige denn, darauf zu antwor-
ten, das meiſte auf den Præſidem ankoͤmmt,
ſie das wenigſte bey den Diſſertationen ausar-
beiten, und wie manchmahl ein dutzend oder
halb dutzend Thaler eine herrliche Epiſtolam
gratulatoriam bey dem Herrn Præſide auszu-
wuͤrcken vermoͤgend ſind. Jch ſage bißwei-
len, denn es giebt auch hin und wieder ſolche
Reſpondenten, die ſo geſchickt ſind, als ihr Præ-
ſes ſelbſt. Uberdiß ſo haben nicht alle Studioſi
Gelegenheiten, daß ſie bey ihrer Zuruͤckkunfft
ins Vaterland gleich bey allerhand Expeditio-
nen ihre Geſchicklichkeit exhibiren koͤnten. Es
wuͤrde ihnen die Vorzeigung eines ſolchen loͤbli-
chen Teſtimonii einen groͤſſern Ruhm zuwege
bringen, und waͤren ſolche hernach von den
uͤbrigen zu befoͤrdern und ihr Fleiß zu belohnen.
Jm Gegentheil wuͤrden auch die commoden
Herrn, die auf Univerſitaͤten ſtudiren ſolten und
wolten, und gerne vor gelehrte und geſchickte
Leute paſſiren, iedoch aber die Koͤpffe nicht dran
ſtrecken wollen, hierdurch, damit ſie ein gutes
Zeugniß erhielten, zu mehrerm Fleiß und Eyſer
angeſtrenget werden. Dafern man erfuͤhre, daß
ein Profeſſor durch Geſchencke wider Gewiſſen
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/441>, abgerufen am 23.11.2024.
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