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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Capacität und nach dem sie überaus wohl oder
mediocrement oder aber sehr schlecht bestan-
den, oder auch gar nichts gelernet, die Testimo-
nia
einzurichten.

§. 23. Dieses würde seinen sehr guten Nu-
tzen haben. Denn es könten diejenigen, die
ihre Zeit auf Universitäten wohl angeleget,
hierdurch Gelegenheit haben, zu erweisen, daß
sie sich zu Aemtern in der Republic würdig ge-
macht und also mit allem Recht ihren Beloh-
nungen ausgetheilet würden, auch etwas soli-
des
in den Studiis gethan, da es sonst manchen
rechtschaffenen Studioso daran fehlet, zumahln
es nicht eines ieden convenienz, daß er einen
Gradum annehmen kan, und die academischen
Würden sind wegen der häuffigen darbey vor-
fallenden Mißbräuche heutiges Tages ohnedem
nicht allezeit ein Zeugniß der Gelehrsamkeit.
Es ist mancher Studiosus gelehrter, als mancher
Magister und Doctor. Die Disputationes,
die man Specimina Academica nennt, sind
auch gar selten ein Beweiß der Capacität, ich
meyne bey denen, die als Respondenten unter
einem andern Praeside disputiren, maßen be-
kannt, wie die Herren Respondenten bißweilen
mit ihren Opponenten wegen desjenigen, wor-
innen sie angegriffen werden sollen, colludiren,
zuweilen nicht geschickt sind, ein Argument zu

assu-



Capacitaͤt und nach dem ſie uͤberaus wohl oder
mediocrement oder aber ſehr ſchlecht beſtan-
den, oder auch gar nichts gelernet, die Teſtimo-
nia
einzurichten.

§. 23. Dieſes wuͤrde ſeinen ſehr guten Nu-
tzen haben. Denn es koͤnten diejenigen, die
ihre Zeit auf Univerſitaͤten wohl angeleget,
hierdurch Gelegenheit haben, zu erweiſen, daß
ſie ſich zu Aemtern in der Republic wuͤrdig ge-
macht und alſo mit allem Recht ihren Beloh-
nungen ausgetheilet wuͤrden, auch etwas ſoli-
des
in den Studiis gethan, da es ſonſt manchen
rechtſchaffenen Studioſo daran fehlet, zumahln
es nicht eines ieden convenienz, daß er einen
Gradum annehmen kan, und die academiſchen
Wuͤrden ſind wegen der haͤuffigen darbey vor-
fallenden Mißbraͤuche heutiges Tages ohnedem
nicht allezeit ein Zeugniß der Gelehrſamkeit.
Es iſt mancher Studioſus gelehrter, als mancher
Magiſter und Doctor. Die Diſputationes,
die man Specimina Academica nennt, ſind
auch gar ſelten ein Beweiß der Capacitaͤt, ich
meyne bey denen, die als Reſpondenten unter
einem andern Præſide diſputiren, maßen be-
kannt, wie die Herren Reſpondenten bißweilen
mit ihren Opponenten wegen desjenigen, wor-
innen ſie angegriffen werden ſollen, colludiren,
zuweilen nicht geſchickt ſind, ein Argument zu

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[420/0440] Capacitaͤt und nach dem ſie uͤberaus wohl oder mediocrement oder aber ſehr ſchlecht beſtan- den, oder auch gar nichts gelernet, die Teſtimo- nia einzurichten. §. 23. Dieſes wuͤrde ſeinen ſehr guten Nu- tzen haben. Denn es koͤnten diejenigen, die ihre Zeit auf Univerſitaͤten wohl angeleget, hierdurch Gelegenheit haben, zu erweiſen, daß ſie ſich zu Aemtern in der Republic wuͤrdig ge- macht und alſo mit allem Recht ihren Beloh- nungen ausgetheilet wuͤrden, auch etwas ſoli- des in den Studiis gethan, da es ſonſt manchen rechtſchaffenen Studioſo daran fehlet, zumahln es nicht eines ieden convenienz, daß er einen Gradum annehmen kan, und die academiſchen Wuͤrden ſind wegen der haͤuffigen darbey vor- fallenden Mißbraͤuche heutiges Tages ohnedem nicht allezeit ein Zeugniß der Gelehrſamkeit. Es iſt mancher Studioſus gelehrter, als mancher Magiſter und Doctor. Die Diſputationes, die man Specimina Academica nennt, ſind auch gar ſelten ein Beweiß der Capacitaͤt, ich meyne bey denen, die als Reſpondenten unter einem andern Præſide diſputiren, maßen be- kannt, wie die Herren Reſpondenten bißweilen mit ihren Opponenten wegen desjenigen, wor- innen ſie angegriffen werden ſollen, colludiren, zuweilen nicht geſchickt ſind, ein Argument zu aſſu-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/440>, abgerufen am 23.11.2024.