Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Collegen als auch denen Studiosis in bessern
Ansehen wäre, und von denjenigen Materien,
die er docirte, schreiben und disputiren könte.
Nun legten sich die Herrn Gelehrten, wie be-
kannt, gar selten auf die Oeconomie, die
Haußhaltungs-verständigen aber hätten insge-
mein in studiis nichts sonderliches gethan. Al-
lein es giebt ja hin und wieder im Lande derglei-
chen Amts-Verweser, Schösser und so weiter,
die die Wirthschafft aus dem Grunde verste-
hen, und auch in studiis dabey nicht unerfahren.
Und ob gleich einer in der lateinischen Sprache
oder denen philosophischen Wissenschafften
eine so grosse Erkänntniß nicht hätte, als etwa
ein anderer Gelehrter, so wäre doch eben dieses
bey einem Professore nicht das Haupt-Werck,
und es könte sich auch hernach einer mehr und
mehr in demjenigen, woran es ihm noch fehlete,
feste setzen und zu seiner Profession qualifici-
ren. Zudem, wenn eine solche einmahl Mode
wäre, würde es auch hernach an Gelehrten
nicht fehlen, die sich bemühen würden hierzu ge-
schickt zu werden.

§. 14. Andre sagen: Es käme dem Pro-
fessori moralium
schon zu, die Oeconomica,
Politica
und morale zu lehren, und also wäre
es nicht nöthig, die Professiones ohne Noth zu
vielfältigen. Nun weiß ich zwar wohl, daß

sol-
C c 5



Collegen als auch denen Studioſis in beſſern
Anſehen waͤre, und von denjenigen Materien,
die er docirte, ſchreiben und diſputiren koͤnte.
Nun legten ſich die Herrn Gelehrten, wie be-
kannt, gar ſelten auf die Oeconomie, die
Haußhaltungs-verſtaͤndigen aber haͤtten insge-
mein in ſtudiis nichts ſonderliches gethan. Al-
lein es giebt ja hin und wieder im Lande derglei-
chen Amts-Verweſer, Schoͤſſer und ſo weiter,
die die Wirthſchafft aus dem Grunde verſte-
hen, und auch in ſtudiis dabey nicht unerfahren.
Und ob gleich einer in der lateiniſchen Sprache
oder denen philoſophiſchen Wiſſenſchafften
eine ſo groſſe Erkaͤnntniß nicht haͤtte, als etwa
ein anderer Gelehrter, ſo waͤre doch eben dieſes
bey einem Profeſſore nicht das Haupt-Werck,
und es koͤnte ſich auch hernach einer mehr und
mehr in demjenigen, woran es ihm noch fehlete,
feſte ſetzen und zu ſeiner Profesſion qualifici-
ren. Zudem, wenn eine ſolche einmahl Mode
waͤre, wuͤrde es auch hernach an Gelehrten
nicht fehlen, die ſich bemuͤhen wuͤrden hierzu ge-
ſchickt zu werden.

§. 14. Andre ſagen: Es kaͤme dem Pro-
feſſori moralium
ſchon zu, die Oeconomica,
Politica
und morale zu lehren, und alſo waͤre
es nicht noͤthig, die Profesſiones ohne Noth zu
vielfaͤltigen. Nun weiß ich zwar wohl, daß

ſol-
C c 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0429" n="409"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Collegen als auch denen <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;is</hi> in be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
An&#x017F;ehen wa&#x0364;re, und von denjenigen Materien,<lb/>
die er <hi rendition="#aq">doci</hi>rte, &#x017F;chreiben und <hi rendition="#aq">di&#x017F;puti</hi>ren ko&#x0364;nte.<lb/>
Nun legten &#x017F;ich die Herrn Gelehrten, wie be-<lb/>
kannt, gar &#x017F;elten auf die <hi rendition="#aq">Oeconomie,</hi> die<lb/>
Haußhaltungs-ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen aber ha&#x0364;tten insge-<lb/>
mein in <hi rendition="#aq">&#x017F;tudiis</hi> nichts &#x017F;onderliches gethan. Al-<lb/>
lein es giebt ja hin und wieder im Lande derglei-<lb/>
chen Amts-Verwe&#x017F;er, Scho&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;o weiter,<lb/>
die die Wirth&#x017F;chafft aus dem Grunde ver&#x017F;te-<lb/>
hen, und auch in <hi rendition="#aq">&#x017F;tudiis</hi> dabey nicht unerfahren.<lb/>
Und ob gleich einer in der lateini&#x017F;chen Sprache<lb/>
oder denen <hi rendition="#aq">philo&#x017F;ophi</hi>&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften<lb/>
eine &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Erka&#x0364;nntniß nicht ha&#x0364;tte, als etwa<lb/>
ein anderer Gelehrter, &#x017F;o wa&#x0364;re doch eben die&#x017F;es<lb/>
bey einem <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ore</hi> nicht das Haupt-Werck,<lb/>
und es ko&#x0364;nte &#x017F;ich auch hernach einer mehr und<lb/>
mehr in demjenigen, woran es ihm noch fehlete,<lb/>
fe&#x017F;te &#x017F;etzen und zu &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Profes&#x017F;ion qualifici-</hi><lb/>
ren. Zudem, wenn eine &#x017F;olche einmahl <hi rendition="#aq">Mode</hi><lb/>
wa&#x0364;re, wu&#x0364;rde es auch hernach an Gelehrten<lb/>
nicht fehlen, die &#x017F;ich bemu&#x0364;hen wu&#x0364;rden hierzu ge-<lb/>
&#x017F;chickt zu werden.</p><lb/>
        <p>§. 14. Andre &#x017F;agen: Es ka&#x0364;me dem <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;ori moralium</hi> &#x017F;chon zu, die <hi rendition="#aq">Oeconomica,<lb/>
Politica</hi> und <hi rendition="#aq">morale</hi> zu lehren, und al&#x017F;o wa&#x0364;re<lb/>
es nicht no&#x0364;thig, die <hi rendition="#aq">Profes&#x017F;iones</hi> ohne Noth zu<lb/>
vielfa&#x0364;ltigen. Nun weiß ich zwar wohl, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ol-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0429] Collegen als auch denen Studioſis in beſſern Anſehen waͤre, und von denjenigen Materien, die er docirte, ſchreiben und diſputiren koͤnte. Nun legten ſich die Herrn Gelehrten, wie be- kannt, gar ſelten auf die Oeconomie, die Haußhaltungs-verſtaͤndigen aber haͤtten insge- mein in ſtudiis nichts ſonderliches gethan. Al- lein es giebt ja hin und wieder im Lande derglei- chen Amts-Verweſer, Schoͤſſer und ſo weiter, die die Wirthſchafft aus dem Grunde verſte- hen, und auch in ſtudiis dabey nicht unerfahren. Und ob gleich einer in der lateiniſchen Sprache oder denen philoſophiſchen Wiſſenſchafften eine ſo groſſe Erkaͤnntniß nicht haͤtte, als etwa ein anderer Gelehrter, ſo waͤre doch eben dieſes bey einem Profeſſore nicht das Haupt-Werck, und es koͤnte ſich auch hernach einer mehr und mehr in demjenigen, woran es ihm noch fehlete, feſte ſetzen und zu ſeiner Profesſion qualifici- ren. Zudem, wenn eine ſolche einmahl Mode waͤre, wuͤrde es auch hernach an Gelehrten nicht fehlen, die ſich bemuͤhen wuͤrden hierzu ge- ſchickt zu werden. §. 14. Andre ſagen: Es kaͤme dem Pro- feſſori moralium ſchon zu, die Oeconomica, Politica und morale zu lehren, und alſo waͤre es nicht noͤthig, die Profesſiones ohne Noth zu vielfaͤltigen. Nun weiß ich zwar wohl, daß ſol- C c 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/429
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/429>, abgerufen am 24.11.2024.