einer modesten Schreib-Art zu befleißigen pflegten.
§. 18. Bey der teutschen und lateinischen Oratorie sind junge Leute sonderlich darinne zu unterrichten, daß sie lernen erstlich sowohl nach dem gehörigen Stylo curiae als auch der Rei- nigkeit und Zierlichkeit der Sprache ein ge- schicktes Schreiben aufsetzen und darbey die Curialien in allen Stücken gehöriger Maßen wohl in Acht nehmen, als worzu man heutiges Tages sowohl durch andere Schrifften, als auch sonderlich durch die von Herrn Lünig col- ligirten lateinischen und teutschen Briefe und Reden gar schöne Anleitung hat. Zum an- dern mit einer guten Ordnung und Deutlich- keit einen geschickten Vortrag thun von einer Sache, darinnen unterschiedene momenta ent- halten und aus dem Begriff, wenn sie nemlich in materialibus informiret sind, auf dieselben momenta wiederum geschickt zu antworten. Zum dritten eine lange Historie mit vielen fa- ctis und Umständen in einer guten Ordnung und Deutlichkeit, ohne zu haesitiren oder Tau- tologien herein zu mengen, oder unnöthige Wiederhohlungen zu machen, her zu erzehlen. Man solte zwar meynen, daß dieses Kleinigkei- ten wären, darzu junge Leute nicht angewiesen werden dürfften, sondern es brächte ein iedwe-
der,
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einer modeſten Schreib-Art zu befleißigen pflegten.
§. 18. Bey der teutſchen und lateiniſchen Oratorie ſind junge Leute ſonderlich darinne zu unterrichten, daß ſie lernen erſtlich ſowohl nach dem gehoͤrigen Stylo curiæ als auch der Rei- nigkeit und Zierlichkeit der Sprache ein ge- ſchicktes Schreiben aufſetzen und darbey die Curialien in allen Stuͤcken gehoͤriger Maßen wohl in Acht nehmen, als worzu man heutiges Tages ſowohl durch andere Schrifften, als auch ſonderlich durch die von Herrn Luͤnig col- ligirten lateiniſchen und teutſchen Briefe und Reden gar ſchoͤne Anleitung hat. Zum an- dern mit einer guten Ordnung und Deutlich- keit einen geſchickten Vortrag thun von einer Sache, darinnen unterſchiedene momenta ent- halten und aus dem Begriff, wenn ſie nemlich in materialibus informiret ſind, auf dieſelben momenta wiederum geſchickt zu antworten. Zum dritten eine lange Hiſtorie mit vielen fa- ctis und Umſtaͤnden in einer guten Ordnung und Deutlichkeit, ohne zu hæſitiren oder Tau- tologien herein zu mengen, oder unnoͤthige Wiederhohlungen zu machen, her zu erzehlen. Man ſolte zwar meynen, daß dieſes Kleinigkei- ten waͤren, darzu junge Leute nicht angewieſen werden duͤrfften, ſondern es braͤchte ein iedwe-
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[387/0407]
einer modeſten Schreib-Art zu befleißigen
pflegten.
§. 18. Bey der teutſchen und lateiniſchen
Oratorie ſind junge Leute ſonderlich darinne zu
unterrichten, daß ſie lernen erſtlich ſowohl nach
dem gehoͤrigen Stylo curiæ als auch der Rei-
nigkeit und Zierlichkeit der Sprache ein ge-
ſchicktes Schreiben aufſetzen und darbey die
Curialien in allen Stuͤcken gehoͤriger Maßen
wohl in Acht nehmen, als worzu man heutiges
Tages ſowohl durch andere Schrifften, als
auch ſonderlich durch die von Herrn Luͤnig col-
ligirten lateiniſchen und teutſchen Briefe und
Reden gar ſchoͤne Anleitung hat. Zum an-
dern mit einer guten Ordnung und Deutlich-
keit einen geſchickten Vortrag thun von einer
Sache, darinnen unterſchiedene momenta ent-
halten und aus dem Begriff, wenn ſie nemlich
in materialibus informiret ſind, auf dieſelben
momenta wiederum geſchickt zu antworten.
Zum dritten eine lange Hiſtorie mit vielen fa-
ctis und Umſtaͤnden in einer guten Ordnung
und Deutlichkeit, ohne zu hæſitiren oder Tau-
tologien herein zu mengen, oder unnoͤthige
Wiederhohlungen zu machen, her zu erzehlen.
Man ſolte zwar meynen, daß dieſes Kleinigkei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/407>, abgerufen am 23.11.2024.
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