Tages viel schädliche und verderbliche Stüm- per anzutreffen. Es will fast ein ieder seine Kinder studiren lassen, sie mögen darzu geschickt seyn oder nicht. Es gehet mehrentheils auch nicht die Absicht dahin, daß sie GOtt zu Ehren und dem gemeinen Besten zum Dienst etwas redliches lernen solten, sondern daß sie auch zu Ehren kämen und gute Tage hätten, und be- dencken nicht, daß ein ehrlicher Handwercks- Mann und Künstler, so was rechts gelernet und erfahren hat, in bessern Werth und Ansehen sey, auch besser leben könne, als ein armer Stümper bey dem studiren. Die Klage, daß bey der heutigen Menge der Gelehrten es doch noch grossen Mangel an rechtschaffenen gelehr- ten Leuten gäbe, ist ietzo nicht neu, sondern auch in vergangenen Zeiten geführet worden.
§. 16. Würde ein solcher Selectus inge- niorum gehalten, wie viele rechtschaffene Leu- te schon gewünschet, so würde dieses seinen sehr guten Nutzen haben. Es würden hierdurch lauter tüchtige Gelehrte erzogen werden, die in den Studiis und Wissenschafften etwas recht- schaffenes thun könten und wolten, und würde man nicht so viel Halbgelehrte und verdorbene Leute antreffen, denn ietzund, da es von vielen heißt, daß sie studiret haben und dennoch nichts gelernet; Und wenn ein iedweder seine incli-
nation
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Tages viel ſchaͤdliche und verderbliche Stuͤm- per anzutreffen. Es will faſt ein ieder ſeine Kinder ſtudiren laſſen, ſie moͤgen darzu geſchickt ſeyn oder nicht. Es gehet mehrentheils auch nicht die Abſicht dahin, daß ſie GOtt zu Ehren und dem gemeinen Beſten zum Dienſt etwas redliches lernen ſolten, ſondern daß ſie auch zu Ehren kaͤmen und gute Tage haͤtten, und be- dencken nicht, daß ein ehrlicher Handwercks- Mann und Kuͤnſtler, ſo was rechts gelernet und erfahren hat, in beſſern Werth und Anſehen ſey, auch beſſer leben koͤnne, als ein armer Stuͤmper bey dem ſtudiren. Die Klage, daß bey der heutigen Menge der Gelehrten es doch noch groſſen Mangel an rechtſchaffenen gelehr- ten Leuten gaͤbe, iſt ietzo nicht neu, ſondern auch in vergangenen Zeiten gefuͤhret worden.
§. 16. Wuͤrde ein ſolcher Selectus inge- niorum gehalten, wie viele rechtſchaffene Leu- te ſchon gewuͤnſchet, ſo wuͤrde dieſes ſeinen ſehr guten Nutzen haben. Es wuͤrden hierdurch lauter tuͤchtige Gelehrte erzogen werden, die in den Studiis und Wiſſenſchafften etwas recht- ſchaffenes thun koͤnten und wolten, und wuͤrde man nicht ſo viel Halbgelehrte und verdorbene Leute antreffen, denn ietzund, da es von vielen heißt, daß ſie ſtudiret haben und dennoch nichts gelernet; Und wenn ein iedweder ſeine incli-
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Tages viel ſchaͤdliche und verderbliche Stuͤm-
per anzutreffen. Es will faſt ein ieder ſeine
Kinder ſtudiren laſſen, ſie moͤgen darzu geſchickt
ſeyn oder nicht. Es gehet mehrentheils auch
nicht die Abſicht dahin, daß ſie GOtt zu Ehren
und dem gemeinen Beſten zum Dienſt etwas
redliches lernen ſolten, ſondern daß ſie auch zu
Ehren kaͤmen und gute Tage haͤtten, und be-
dencken nicht, daß ein ehrlicher Handwercks-
Mann und Kuͤnſtler, ſo was rechts gelernet und
erfahren hat, in beſſern Werth und Anſehen
ſey, auch beſſer leben koͤnne, als ein armer
Stuͤmper bey dem ſtudiren. Die Klage, daß
bey der heutigen Menge der Gelehrten es doch
noch groſſen Mangel an rechtſchaffenen gelehr-
ten Leuten gaͤbe, iſt ietzo nicht neu, ſondern auch
in vergangenen Zeiten gefuͤhret worden.
§. 16. Wuͤrde ein ſolcher Selectus inge-
niorum gehalten, wie viele rechtſchaffene Leu-
te ſchon gewuͤnſchet, ſo wuͤrde dieſes ſeinen ſehr
guten Nutzen haben. Es wuͤrden hierdurch
lauter tuͤchtige Gelehrte erzogen werden, die in
den Studiis und Wiſſenſchafften etwas recht-
ſchaffenes thun koͤnten und wolten, und wuͤrde
man nicht ſo viel Halbgelehrte und verdorbene
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/405>, abgerufen am 23.11.2024.
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