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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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nun einen Theologischen Sinn haben oder
nicht, bloß deßwegen, weil sein Herr Groß-
Vater und Herr Vater Priester gewesen, und
sie es vor gar zu schöne halten, wenn es so in
der Familie fortgehet; Da soll mancher studi-
ren, der doch lieber die Mousquete auf den Bu-
ckel nähme oder eine andere Lebens-Art ergrif-
fe. Gleichwie nun gar selten etwas rechts
draus wird, wenn einer wider seinen Willen ei-
ne gewisse Handthierung oder Wissenschafft
excoliren soll, und hingegen dem gemeinen
Wesen allerdings daran gelegen, daß recht-
schaffene Leute in der Republic gezogen wer-
den. Also solten die hohe Landes-Obrigkei-
ten denen Eltern anbefehlen, daß sie ihren Kin-
dern die Freyheit lassen, nach ihrem Gefallen
oder nach ihrer Capacität eine Lebens-Art und
Profession zu ergreiffen, was sie nur vor eine
verlangen, und wider ihren Willen diejenigen,
die keine natürliche Inclination darzu haben,
zum studiren nicht zu zwingen oder auch von
andern studiis nicht abzuhalten.

§. 14. Ob gleich Grundgelehrte Leute
hier und da zu mangeln pflegen, und eben so gar
dicke nicht gesäet sind, so muß man dennoch be-
kennen, daß die Welt mit solchen, die von Stu-
diis Profession
machen wollen, gar zu sehr an-
gehäufft ist. Viele von den Bauern und

Bür-



nun einen Theologiſchen Sinn haben oder
nicht, bloß deßwegen, weil ſein Herr Groß-
Vater und Herr Vater Prieſter geweſen, und
ſie es vor gar zu ſchoͤne halten, wenn es ſo in
der Familie fortgehet; Da ſoll mancher ſtudi-
ren, der doch lieber die Mouſquete auf den Bu-
ckel naͤhme oder eine andere Lebens-Art ergrif-
fe. Gleichwie nun gar ſelten etwas rechts
draus wird, wenn einer wider ſeinen Willen ei-
ne gewiſſe Handthierung oder Wiſſenſchafft
excoliren ſoll, und hingegen dem gemeinen
Weſen allerdings daran gelegen, daß recht-
ſchaffene Leute in der Republic gezogen wer-
den. Alſo ſolten die hohe Landes-Obrigkei-
ten denen Eltern anbefehlen, daß ſie ihren Kin-
dern die Freyheit laſſen, nach ihrem Gefallen
oder nach ihrer Capacitaͤt eine Lebens-Art und
Profeſſion zu ergreiffen, was ſie nur vor eine
verlangen, und wider ihren Willen diejenigen,
die keine natuͤrliche Inclination darzu haben,
zum ſtudiren nicht zu zwingen oder auch von
andern ſtudiis nicht abzuhalten.

§. 14. Ob gleich Grundgelehrte Leute
hier und da zu mangeln pflegen, und eben ſo gar
dicke nicht geſaͤet ſind, ſo muß man dennoch be-
kennen, daß die Welt mit ſolchen, die von Stu-
diis Profeſſion
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[382/0402] nun einen Theologiſchen Sinn haben oder nicht, bloß deßwegen, weil ſein Herr Groß- Vater und Herr Vater Prieſter geweſen, und ſie es vor gar zu ſchoͤne halten, wenn es ſo in der Familie fortgehet; Da ſoll mancher ſtudi- ren, der doch lieber die Mouſquete auf den Bu- ckel naͤhme oder eine andere Lebens-Art ergrif- fe. Gleichwie nun gar ſelten etwas rechts draus wird, wenn einer wider ſeinen Willen ei- ne gewiſſe Handthierung oder Wiſſenſchafft excoliren ſoll, und hingegen dem gemeinen Weſen allerdings daran gelegen, daß recht- ſchaffene Leute in der Republic gezogen wer- den. Alſo ſolten die hohe Landes-Obrigkei- ten denen Eltern anbefehlen, daß ſie ihren Kin- dern die Freyheit laſſen, nach ihrem Gefallen oder nach ihrer Capacitaͤt eine Lebens-Art und Profeſſion zu ergreiffen, was ſie nur vor eine verlangen, und wider ihren Willen diejenigen, die keine natuͤrliche Inclination darzu haben, zum ſtudiren nicht zu zwingen oder auch von andern ſtudiis nicht abzuhalten. §. 14. Ob gleich Grundgelehrte Leute hier und da zu mangeln pflegen, und eben ſo gar dicke nicht geſaͤet ſind, ſo muß man dennoch be- kennen, daß die Welt mit ſolchen, die von Stu- diis Profeſſion machen wollen, gar zu ſehr an- gehaͤufft iſt. Viele von den Bauern und Buͤr-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/402>, abgerufen am 22.11.2024.