chen Ungestüm gegen ihre Discipul, wenn sie in ihren Exercitiis scholasticis einige Redens- Arten mit einmischen, die sie nicht gleich aus dem Cicerone oder einem andern ihm gleichen Autore classico erweisen können, daß sie es nicht ärger machen könten, wenn sie gleich die grösten Versehen begangen hätten. Sie ver- werffen alle diejenigen Expressiones, die sie auf der Schulfüchsischen Waage ihres Eigensin- nes allzuleichte befinden, mit einem gewissen impetu: Sie führen ihre Untergebene zu kei- nen reellen Dingen, sondern zu lauter Wör- tern an. Es heist mit ihnen: Vox praeterea- que nihil. Wenn sie auf den Cath[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]dern die Autores classicos den Schülern erklären, so bringen sie ihre meiste Zeit zu mit Anführung der alten Römischen Antiquitäten, von denen sie einen Vorrath nach dem andern hervor lan- gen, weil sie deren Köcher immer davon voll haben. Bald bewundern sie den vortreffli- chen Numerum Oratorium ihres Autoris, den sie vor sich haben, bald vermahnen sie ihre Un- tergebenen zu einer gleichen Purität, und wie sie beständig bey ihrem Schreiben dem Autori, den sich dergleichen Schul Lehrer etwan aus- gelesen, nachahmen und anhängen solten, bald beseufftzen sie den grossen Verfall des Lateini- schen Styli und besorgen, wie endlich das helle
Licht
chen Ungeſtuͤm gegen ihre Diſcipul, wenn ſie in ihren Exercitiis ſcholaſticis einige Redens- Arten mit einmiſchen, die ſie nicht gleich aus dem Cicerone oder einem andern ihm gleichen Autore claſſico erweiſen koͤnnen, daß ſie es nicht aͤrger machen koͤnten, wenn ſie gleich die groͤſten Verſehen begangen haͤtten. Sie ver- werffen alle diejenigen Expreſſiones, die ſie auf der Schulfuͤchſiſchen Waage ihres Eigenſin- nes allzuleichte befinden, mit einem gewiſſen impetu: Sie fuͤhren ihre Untergebene zu kei- nen reellen Dingen, ſondern zu lauter Woͤr- tern an. Es heiſt mit ihnen: Vox præterea- que nihil. Wenn ſie auf den Cath[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]dern die Autores claſſicos den Schuͤlern erklaͤren, ſo bringen ſie ihre meiſte Zeit zu mit Anfuͤhrung der alten Roͤmiſchen Antiquitaͤten, von denen ſie einen Vorrath nach dem andern hervor lan- gen, weil ſie deren Koͤcher immer davon voll haben. Bald bewundern ſie den vortreffli- chen Numerum Oratorium ihres Autoris, den ſie vor ſich haben, bald vermahnen ſie ihre Un- tergebenen zu einer gleichen Puritaͤt, und wie ſie beſtaͤndig bey ihrem Schreiben dem Autori, den ſich dergleichen Schul Lehrer etwan aus- geleſen, nachahmen und anhaͤngen ſolten, bald beſeufftzen ſie den groſſen Verfall des Lateini- ſchen Styli und beſorgen, wie endlich das helle
Licht
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chen Ungeſtuͤm gegen ihre Diſcipul, wenn ſie in
ihren Exercitiis ſcholaſticis einige Redens-
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dem Cicerone oder einem andern ihm gleichen
Autore claſſico erweiſen koͤnnen, daß ſie es
nicht aͤrger machen koͤnten, wenn ſie gleich die
groͤſten Verſehen begangen haͤtten. Sie ver-
werffen alle diejenigen Expreſſiones, die ſie auf
der Schulfuͤchſiſchen Waage ihres Eigenſin-
nes allzuleichte befinden, mit einem gewiſſen
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nen reellen Dingen, ſondern zu lauter Woͤr-
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que nihil. Wenn ſie auf den Cath_dern die
Autores claſſicos den Schuͤlern erklaͤren, ſo
bringen ſie ihre meiſte Zeit zu mit Anfuͤhrung
der alten Roͤmiſchen Antiquitaͤten, von denen
ſie einen Vorrath nach dem andern hervor lan-
gen, weil ſie deren Koͤcher immer davon voll
haben. Bald bewundern ſie den vortreffli-
chen Numerum Oratorium ihres Autoris, den
ſie vor ſich haben, bald vermahnen ſie ihre Un-
tergebenen zu einer gleichen Puritaͤt, und wie ſie
beſtaͤndig bey ihrem Schreiben dem Autori,
den ſich dergleichen Schul Lehrer etwan aus-
geleſen, nachahmen und anhaͤngen ſolten, bald
beſeufftzen ſie den groſſen Verfall des Lateini-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/392>, abgerufen am 25.11.2024.
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