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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Grund haben, theils offenbahre Jrrthümer,
theils mystische Deutungen, welche, wenn sie
mit dem Licht der Wahrheit beleuchtet werden,
auf einen blossen Schatten hinaus lauffen.
5.) Jst die Art und Weise dieser neuen Offen-
bahrungen so beschaffen, daß man daraus keine
Versicherung haben kan, es sey die Stimme
GOttes, denn da findet man an diesen Leuten
die bekannten agitationes und Bewegungen,
die so entsetzlich seyn sollen, daß denen, die sol-
ches mit ansehen, die Haare zu Berge stehen.
Es wird nicht nur der gantze Leib erschüttert
mit solcher Gewalt, daß man es außer den
Häusern hören kan, sondern es hebt auch der
Geist bißweilen die Leute Ellen hoch in die Hö-
he und schlägt ihnen den Kopff an die Wände.
Ja es bleibet bey einigen kein Theil des mensch-
lichen Leibes in Ruhe, es ist, als ob sie mit dem
Magen-Krampff, der Hertz-Kranckheit und
Ohnmachten geplaget würden. 6.) Wird
diesen Leuten auch dadurch kein geringer Ver-
dacht aufgeladen, daß sie selbst keine Versiche-
rung haben, ob es der Geist GOttes sey, der
durch sie redet, oder nicht. Nun setzen wir
fest, daß vor allen Dingen eine solche Versiche-
rung im Hertzen der Propheten seyn müsse,
daß sie gantz ungezweiffelt wissen und erkennen,
es sey GOttes Geist, der in ihnen würcket.

Denn
Z 3



Grund haben, theils offenbahre Jrrthuͤmer,
theils myſtiſche Deutungen, welche, wenn ſie
mit dem Licht der Wahrheit beleuchtet werden,
auf einen bloſſen Schatten hinaus lauffen.
5.) Jſt die Art und Weiſe dieſer neuen Offen-
bahrungen ſo beſchaffen, daß man daraus keine
Verſicherung haben kan, es ſey die Stimme
GOttes, denn da findet man an dieſen Leuten
die bekannten agitationes und Bewegungen,
die ſo entſetzlich ſeyn ſollen, daß denen, die ſol-
ches mit anſehen, die Haare zu Berge ſtehen.
Es wird nicht nur der gantze Leib erſchuͤttert
mit ſolcher Gewalt, daß man es außer den
Haͤuſern hoͤren kan, ſondern es hebt auch der
Geiſt bißweilen die Leute Ellen hoch in die Hoͤ-
he und ſchlaͤgt ihnen den Kopff an die Waͤnde.
Ja es bleibet bey einigen kein Theil des menſch-
lichen Leibes in Ruhe, es iſt, als ob ſie mit dem
Magen-Krampff, der Hertz-Kranckheit und
Ohnmachten geplaget wuͤrden. 6.) Wird
dieſen Leuten auch dadurch kein geringer Ver-
dacht aufgeladen, daß ſie ſelbſt keine Verſiche-
rung haben, ob es der Geiſt GOttes ſey, der
durch ſie redet, oder nicht. Nun ſetzen wir
feſt, daß vor allen Dingen eine ſolche Verſiche-
rung im Hertzen der Propheten ſeyn muͤſſe,
daß ſie gantz ungezweiffelt wiſſen und erkennen,
es ſey GOttes Geiſt, der in ihnen wuͤrcket.

Denn
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[357/0377] Grund haben, theils offenbahre Jrrthuͤmer, theils myſtiſche Deutungen, welche, wenn ſie mit dem Licht der Wahrheit beleuchtet werden, auf einen bloſſen Schatten hinaus lauffen. 5.) Jſt die Art und Weiſe dieſer neuen Offen- bahrungen ſo beſchaffen, daß man daraus keine Verſicherung haben kan, es ſey die Stimme GOttes, denn da findet man an dieſen Leuten die bekannten agitationes und Bewegungen, die ſo entſetzlich ſeyn ſollen, daß denen, die ſol- ches mit anſehen, die Haare zu Berge ſtehen. Es wird nicht nur der gantze Leib erſchuͤttert mit ſolcher Gewalt, daß man es außer den Haͤuſern hoͤren kan, ſondern es hebt auch der Geiſt bißweilen die Leute Ellen hoch in die Hoͤ- he und ſchlaͤgt ihnen den Kopff an die Waͤnde. Ja es bleibet bey einigen kein Theil des menſch- lichen Leibes in Ruhe, es iſt, als ob ſie mit dem Magen-Krampff, der Hertz-Kranckheit und Ohnmachten geplaget wuͤrden. 6.) Wird dieſen Leuten auch dadurch kein geringer Ver- dacht aufgeladen, daß ſie ſelbſt keine Verſiche- rung haben, ob es der Geiſt GOttes ſey, der durch ſie redet, oder nicht. Nun ſetzen wir feſt, daß vor allen Dingen eine ſolche Verſiche- rung im Hertzen der Propheten ſeyn muͤſſe, daß ſie gantz ungezweiffelt wiſſen und erkennen, es ſey GOttes Geiſt, der in ihnen wuͤrcket. Denn Z 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/377>, abgerufen am 25.11.2024.