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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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weil sie wissen, daß sie so scharffe Observato-
res
um sich haben, zu mehrern Eyfer in ihrem
Amt und zu einer grössern Frömmigkeit und
exemplarischen Leben aufgemuntert. Es ist
auch sonst von den Pietisten eines und das an-
dere gutes abzulernen und zu imitiren, zum
Exempel, die Schulen, die sie allenthalben, wo
sie Gelegenheit darzu haben, anrichten, und
die Mühe, die sie sich bey den Catechismus-
Ubungen mit den Untergebenen geben, damit
sie bey Zeiten wiederum Recrouten haben, die
in der Alten ihre Fußtapffen treten und also
die pietistischen Lehren ja weiter fortgepflantzet
werden, u. s. w. Die rechtgläubigen Evan-
gelischen möchten es ihnen in diesem Stück bil-
lig nachthun, damit die reine Lehre auch mit
sonderbahren Fleiß auf die Nachkommen
transferiret würde. Was gut ist, muß man auch
an seinen Feinden loben.

§. 20. Wann ich mich in die specialen
Controversien, die bey Gelegenheit des Pic-
tismi
erreget worden, einlassen solte, so würde
eine sehr weitläufftige Arbeit über mich neh-
men. Weil aber solches von andern vor mir
bereits zur Gnüge abgehandelt worden, so wer-
de mich hierbey nicht aufhalten, indessen wolt
ich nur wünschen, daß die Evangelisch-Lutheri-
schen Potentaten des Pietismi wegen ein allge-

mei-
Z



weil ſie wiſſen, daß ſie ſo ſcharffe Obſervato-
res
um ſich haben, zu mehrern Eyfer in ihrem
Amt und zu einer groͤſſern Froͤmmigkeit und
exemplariſchen Leben aufgemuntert. Es iſt
auch ſonſt von den Pietiſten eines und das an-
dere gutes abzulernen und zu imitiren, zum
Exempel, die Schulen, die ſie allenthalben, wo
ſie Gelegenheit darzu haben, anrichten, und
die Muͤhe, die ſie ſich bey den Catechiſmus-
Ubungen mit den Untergebenen geben, damit
ſie bey Zeiten wiederum Recrouten haben, die
in der Alten ihre Fußtapffen treten und alſo
die pietiſtiſchen Lehren ja weiter fortgepflantzet
werden, u. ſ. w. Die rechtglaͤubigen Evan-
geliſchen moͤchten es ihnen in dieſem Stuͤck bil-
lig nachthun, damit die reine Lehre auch mit
ſonderbahren Fleiß auf die Nachkommen
transferiret wuͤꝛde. Was gut iſt, muß man auch
an ſeinen Feinden loben.

§. 20. Wann ich mich in die ſpecialen
Controverſien, die bey Gelegenheit des Pic-
tiſmi
erreget worden, einlaſſen ſolte, ſo wuͤrde
eine ſehr weitlaͤufftige Arbeit uͤber mich neh-
men. Weil aber ſolches von andern vor mir
bereits zur Gnuͤge abgehandelt worden, ſo wer-
de mich hierbey nicht aufhalten, indeſſen wolt
ich nur wuͤnſchen, daß die Evangeliſch-Lutheri-
ſchen Potentaten des Pietiſmi wegen ein allge-

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[353/0373] weil ſie wiſſen, daß ſie ſo ſcharffe Obſervato- res um ſich haben, zu mehrern Eyfer in ihrem Amt und zu einer groͤſſern Froͤmmigkeit und exemplariſchen Leben aufgemuntert. Es iſt auch ſonſt von den Pietiſten eines und das an- dere gutes abzulernen und zu imitiren, zum Exempel, die Schulen, die ſie allenthalben, wo ſie Gelegenheit darzu haben, anrichten, und die Muͤhe, die ſie ſich bey den Catechiſmus- Ubungen mit den Untergebenen geben, damit ſie bey Zeiten wiederum Recrouten haben, die in der Alten ihre Fußtapffen treten und alſo die pietiſtiſchen Lehren ja weiter fortgepflantzet werden, u. ſ. w. Die rechtglaͤubigen Evan- geliſchen moͤchten es ihnen in dieſem Stuͤck bil- lig nachthun, damit die reine Lehre auch mit ſonderbahren Fleiß auf die Nachkommen transferiret wuͤꝛde. Was gut iſt, muß man auch an ſeinen Feinden loben. §. 20. Wann ich mich in die ſpecialen Controverſien, die bey Gelegenheit des Pic- tiſmi erreget worden, einlaſſen ſolte, ſo wuͤrde eine ſehr weitlaͤufftige Arbeit uͤber mich neh- men. Weil aber ſolches von andern vor mir bereits zur Gnuͤge abgehandelt worden, ſo wer- de mich hierbey nicht aufhalten, indeſſen wolt ich nur wuͤnſchen, daß die Evangeliſch-Lutheri- ſchen Potentaten des Pietiſmi wegen ein allge- mei- Z

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/373>, abgerufen am 16.07.2024.