Gemeinschafft haben, noch ihre Lehr-Sätze directe vertheidigen, iedennoch assistiren sie ihnen incognito und correspondiren unter der Hand mit ihnen, wollen auch bißweilen ihr Judicium von ihren Schrifften suspendi- ren, und wenn sie sie gleich zum Schein wider- legen oder par reputation refutiren müssen, so verfahren sie doch mit dieser Art Leuten gantz säuberlich, damit sie ihren gemeinschafftlichen Zweck mit einander befördern können und sie nicht irritiren, weil sie nicht wissen, wo sie ein- ander wieder brauchen.
§. 17. Es sind billig diejenigen, von denen geschrieben stehet, 2. Timoth. 3, v. 1. Das solt du aber wissen, daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten seyn, denn es werden Menschen kommen, die von sich selbst halten, geitzig, ruhmräthig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undanckbar, ungeistlich, störrig, unversöhnlich, Schänder, unkeusch, wilde, ungütig, Verräther, Freveler, aufge- blasen, die mehr lieben Wollust denn GOtt; Aus denselbigen sind, die NB. hin und her in die Häuser schleichen, und führen die Weiblein gefangen, die mit Sünden beladen sind und mit mancherley Lüsten fahren, lernen immer- dar und können doch nimmermehr zur Erkänt- niß der Wahrheit kommen. Es sind Men-
schen
Gemeinſchafft haben, noch ihre Lehr-Saͤtze directe vertheidigen, iedennoch aſſiſtiren ſie ihnen incognito und correſpondiren unter der Hand mit ihnen, wollen auch bißweilen ihr Judicium von ihren Schrifften ſuſpendi- ren, und wenn ſie ſie gleich zum Schein wider- legen oder par reputation refutiren muͤſſen, ſo verfahren ſie doch mit dieſer Art Leuten gantz ſaͤuberlich, damit ſie ihren gemeinſchafftlichen Zweck mit einander befoͤrdern koͤnnen und ſie nicht irritiren, weil ſie nicht wiſſen, wo ſie ein- ander wieder brauchen.
§. 17. Es ſind billig diejenigen, von denen geſchrieben ſtehet, 2. Timoth. 3, v. 1. Das ſolt du aber wiſſen, daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten ſeyn, denn es werden Menſchen kommen, die von ſich ſelbſt halten, geitzig, ruhmraͤthig, hoffaͤrtig, Laͤſterer, den Eltern ungehorſam, undanckbar, ungeiſtlich, ſtoͤrrig, unverſoͤhnlich, Schaͤnder, unkeuſch, wilde, unguͤtig, Verraͤther, Freveler, aufge- blaſen, die mehr lieben Wolluſt denn GOtt; Aus denſelbigen ſind, die NB. hin und her in die Haͤuſer ſchleichen, und fuͤhren die Weiblein gefangen, die mit Suͤnden beladen ſind und mit mancherley Luͤſten fahren, lernen immer- dar und koͤnnen doch nimmermehr zur Erkaͤnt- niß der Wahrheit kommen. Es ſind Men-
ſchen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0369"n="349"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> Gemeinſchafft haben, noch ihre Lehr-Saͤtze<lb/><hirendition="#aq">directe</hi> vertheidigen, iedennoch <hirendition="#aq">aſſiſti</hi>ren ſie<lb/>
ihnen <hirendition="#aq">incognito</hi> und <hirendition="#aq">correſpondi</hi>ren unter<lb/>
der Hand mit ihnen, wollen auch bißweilen<lb/>
ihr <hirendition="#aq">Judicium</hi> von ihren Schrifften <hirendition="#aq">ſuſpendi-</hi><lb/>
ren, und wenn ſie ſie gleich zum Schein wider-<lb/>
legen oder <hirendition="#aq">par reputation refuti</hi>ren muͤſſen, ſo<lb/>
verfahren ſie doch mit dieſer Art Leuten gantz<lb/>ſaͤuberlich, damit ſie ihren gemeinſchafftlichen<lb/>
Zweck mit einander befoͤrdern koͤnnen und ſie<lb/>
nicht <hirendition="#aq">irriti</hi>ren, weil ſie nicht wiſſen, wo ſie ein-<lb/>
ander wieder brauchen.</p><lb/><p>§. 17. Es ſind billig diejenigen, von denen<lb/>
geſchrieben ſtehet, 2. Timoth. 3, v. 1. Das<lb/>ſolt du aber wiſſen, daß in den letzten Tagen<lb/>
werden greuliche Zeiten ſeyn, denn es werden<lb/>
Menſchen kommen, die von ſich ſelbſt halten,<lb/>
geitzig, ruhmraͤthig, hoffaͤrtig, Laͤſterer, den<lb/>
Eltern ungehorſam, undanckbar, ungeiſtlich,<lb/>ſtoͤrrig, unverſoͤhnlich, Schaͤnder, unkeuſch,<lb/>
wilde, unguͤtig, Verraͤther, Freveler, aufge-<lb/>
blaſen, die mehr lieben Wolluſt denn GOtt;<lb/>
Aus denſelbigen ſind, die <hirendition="#aq">NB.</hi> hin und her in<lb/>
die Haͤuſer ſchleichen, und fuͤhren die Weiblein<lb/>
gefangen, die mit Suͤnden beladen ſind und<lb/>
mit mancherley Luͤſten fahren, lernen immer-<lb/>
dar und koͤnnen doch nimmermehr zur Erkaͤnt-<lb/>
niß der Wahrheit kommen. Es ſind Men-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[349/0369]
Gemeinſchafft haben, noch ihre Lehr-Saͤtze
directe vertheidigen, iedennoch aſſiſtiren ſie
ihnen incognito und correſpondiren unter
der Hand mit ihnen, wollen auch bißweilen
ihr Judicium von ihren Schrifften ſuſpendi-
ren, und wenn ſie ſie gleich zum Schein wider-
legen oder par reputation refutiren muͤſſen, ſo
verfahren ſie doch mit dieſer Art Leuten gantz
ſaͤuberlich, damit ſie ihren gemeinſchafftlichen
Zweck mit einander befoͤrdern koͤnnen und ſie
nicht irritiren, weil ſie nicht wiſſen, wo ſie ein-
ander wieder brauchen.
§. 17. Es ſind billig diejenigen, von denen
geſchrieben ſtehet, 2. Timoth. 3, v. 1. Das
ſolt du aber wiſſen, daß in den letzten Tagen
werden greuliche Zeiten ſeyn, denn es werden
Menſchen kommen, die von ſich ſelbſt halten,
geitzig, ruhmraͤthig, hoffaͤrtig, Laͤſterer, den
Eltern ungehorſam, undanckbar, ungeiſtlich,
ſtoͤrrig, unverſoͤhnlich, Schaͤnder, unkeuſch,
wilde, unguͤtig, Verraͤther, Freveler, aufge-
blaſen, die mehr lieben Wolluſt denn GOtt;
Aus denſelbigen ſind, die NB. hin und her in
die Haͤuſer ſchleichen, und fuͤhren die Weiblein
gefangen, die mit Suͤnden beladen ſind und
mit mancherley Luͤſten fahren, lernen immer-
dar und koͤnnen doch nimmermehr zur Erkaͤnt-
niß der Wahrheit kommen. Es ſind Men-
ſchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/369>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.