dern einher gehen, so mercket man doch in kur- tzen, daß sie inwendig reissende Wölffe. Es sind aber unter die groben Pietisten zu zehlen dreyerley Art Leute, als erstlich diejenigen, die sast in allen Glaubens-Articuln von den Prin- ci[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]iis der übrigen Herren Theologorum ab- weichen und ihre eigene Hypotheses haben, wie aus des Herrn D. Schelwigs Synopsi controversiarum sub Praetextu Pietatis mo- tarum zu ersehen. Zum andern die in den meisten Stücken von dem Wege der Ortho- doxie abweichen, ob sie gleich nicht alle pietisti- sche Principia vertheidigen, und zum dritten, die einen und andern Capital-Jrrthum, der dem Fundament der Glaubens-Lehren gäntz- lich zuwider ist, anhangen. Denn, der zwey oder drey Capital-Jrrthümer defendiret, ist so schlimm, als einer, der funfftzig besondere Meynungen hat, die aber zu dem Haupt- Werck des Christlichen Glaubens eben nicht gehören. Diese groben Pietisten sind nun mit allem Recht vor Ketzer zu halten, und wenn sie ihre Meynungen nicht ablegen wollen, sondern halsstarriger Weise vertheidigen, mit eben derjenigen Straffe zu belegen, als die Schwärmer, wie wir im vorhergehenden an- geführet, weil sie es entweder selbst sind, oder doch mit ihnen Geschwister-Kinder. Es
sind
dern einher gehen, ſo mercket man doch in kur- tzen, daß ſie inwendig reiſſende Woͤlffe. Es ſind aber unter die groben Pietiſten zu zehlen dreyerley Art Leute, als erſtlich diejenigen, die ſaſt in allen Glaubens-Articuln von den Prin- ci[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]iis der uͤbrigen Herren Theologorum ab- weichen und ihre eigene Hypotheſes haben, wie aus des Herrn D. Schelwigs Synopſi controverſiarum ſub Prætextu Pietatis mo- tarum zu erſehen. Zum andern die in den meiſten Stuͤcken von dem Wege der Ortho- doxie abweichen, ob ſie gleich nicht alle pietiſti- ſche Principia vertheidigen, und zum dritten, die einen und andern Capital-Jrrthum, der dem Fundament der Glaubens-Lehren gaͤntz- lich zuwider iſt, anhangen. Denn, der zwey oder drey Capital-Jrrthuͤmer defendiret, iſt ſo ſchlimm, als einer, der funfftzig beſondere Meynungen hat, die aber zu dem Haupt- Werck des Chriſtlichen Glaubens eben nicht gehoͤren. Dieſe groben Pietiſten ſind nun mit allem Recht vor Ketzer zu halten, und wenn ſie ihre Meynungen nicht ablegen wollen, ſondern halsſtarriger Weiſe vertheidigen, mit eben derjenigen Straffe zu belegen, als die Schwaͤrmer, wie wir im vorhergehenden an- gefuͤhret, weil ſie es entweder ſelbſt ſind, oder doch mit ihnen Geſchwiſter-Kinder. Es
ſind
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0366"n="346"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> dern einher gehen, ſo mercket man doch in kur-<lb/>
tzen, daß ſie inwendig reiſſende Woͤlffe. Es<lb/>ſind aber unter die groben Pietiſten zu zehlen<lb/>
dreyerley Art Leute, als erſtlich diejenigen, die<lb/>ſaſt in allen Glaubens-Articuln von den <hirendition="#aq">Prin-<lb/>
ci<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/>iis</hi> der uͤbrigen Herren <hirendition="#aq">Theologorum</hi> ab-<lb/>
weichen und ihre eigene <hirendition="#aq">Hypotheſes</hi> haben,<lb/>
wie aus des Herrn <hirendition="#aq">D.</hi> Schelwigs <hirendition="#aq">Synopſi<lb/>
controverſiarum ſub Prætextu Pietatis mo-<lb/>
tarum</hi> zu erſehen. Zum andern die in den<lb/>
meiſten Stuͤcken von dem Wege der <hirendition="#aq">Ortho-<lb/>
doxie</hi> abweichen, ob ſie gleich nicht alle <hirendition="#aq">pietiſti-</hi><lb/>ſche <hirendition="#aq">Principia</hi> vertheidigen, und zum dritten,<lb/>
die einen und andern Capital-Jrrthum, der<lb/>
dem <hirendition="#aq">Fundament</hi> der Glaubens-Lehren gaͤntz-<lb/>
lich zuwider iſt, anhangen. Denn, der zwey<lb/>
oder drey Capital-Jrrthuͤmer <hirendition="#aq">defendi</hi>ret, iſt<lb/>ſo ſchlimm, als einer, der funfftzig beſondere<lb/>
Meynungen hat, die aber zu dem Haupt-<lb/>
Werck des Chriſtlichen Glaubens eben nicht<lb/>
gehoͤren. Dieſe groben Pietiſten ſind nun<lb/>
mit allem Recht vor Ketzer zu halten, und<lb/>
wenn ſie ihre Meynungen nicht ablegen wollen,<lb/>ſondern halsſtarriger Weiſe vertheidigen, mit<lb/>
eben derjenigen Straffe zu belegen, als die<lb/>
Schwaͤrmer, wie wir im vorhergehenden an-<lb/>
gefuͤhret, weil ſie es entweder ſelbſt ſind, oder<lb/>
doch mit ihnen Geſchwiſter-Kinder. Es<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſind</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[346/0366]
dern einher gehen, ſo mercket man doch in kur-
tzen, daß ſie inwendig reiſſende Woͤlffe. Es
ſind aber unter die groben Pietiſten zu zehlen
dreyerley Art Leute, als erſtlich diejenigen, die
ſaſt in allen Glaubens-Articuln von den Prin-
ci_iis der uͤbrigen Herren Theologorum ab-
weichen und ihre eigene Hypotheſes haben,
wie aus des Herrn D. Schelwigs Synopſi
controverſiarum ſub Prætextu Pietatis mo-
tarum zu erſehen. Zum andern die in den
meiſten Stuͤcken von dem Wege der Ortho-
doxie abweichen, ob ſie gleich nicht alle pietiſti-
ſche Principia vertheidigen, und zum dritten,
die einen und andern Capital-Jrrthum, der
dem Fundament der Glaubens-Lehren gaͤntz-
lich zuwider iſt, anhangen. Denn, der zwey
oder drey Capital-Jrrthuͤmer defendiret, iſt
ſo ſchlimm, als einer, der funfftzig beſondere
Meynungen hat, die aber zu dem Haupt-
Werck des Chriſtlichen Glaubens eben nicht
gehoͤren. Dieſe groben Pietiſten ſind nun
mit allem Recht vor Ketzer zu halten, und
wenn ſie ihre Meynungen nicht ablegen wollen,
ſondern halsſtarriger Weiſe vertheidigen, mit
eben derjenigen Straffe zu belegen, als die
Schwaͤrmer, wie wir im vorhergehenden an-
gefuͤhret, weil ſie es entweder ſelbſt ſind, oder
doch mit ihnen Geſchwiſter-Kinder. Es
ſind
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/366>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.