Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



wenn es zumahl Weibes-Personen sind, gar
leichtlich in den Ketzerischen und Sectirischen
Pietismum verfallen können, wenn sie die Pie-
tistischen Bücher lesen oder mit solchen Leuten
umgehen.

§. 14. Der subtilen Pietisten giebt es eine
grosse Anzahl, und hat man bey der Applica-
tion
grosse Vorsichtigkeit zu gebrauchen, da-
mit man nicht Leute, die mit Recht über einen
und andern Mißbrauch unserer Cvangelisch-
Lutherischen Kirche seufftzen oder über die La-
ster mancher Priester eifern, oder eine gewisse
besondere Meynung, die aber der Heiligen
Schrifft eben nicht zuwider ist, hegen, unter
die sectirischen und Ketzerischen Pietisten zehle.
Ja, man hat sich auch in acht zunehmen, daß
man nicht Leute, die eine und andere irrige
Meynung vertheidigen, dafern es nur nicht ein
capital Jrrthum ist, der dem fundament der
Glaubens Articul schnur stracks zu wider, mit
diesem Nahmen so fort belege, dafern sie nur
in den übrigen Puncten sich denen principiis
der recht-gläubigen Kirche conformiren, da-
mit man nicht unnöthiger Weise Spaltungen
verursache, und dieselben, da des Trennens und
Reissens, leider! ohnedem immer mehr und
mehr wird, nicht durch eine subtile contro-
versie
vermehre, sondern das Band des Frie-

dens,



wenn es zumahl Weibes-Perſonen ſind, gar
leichtlich in den Ketzeriſchen und Sectiriſchen
Pietiſmum verfallen koͤnnen, wenn ſie die Pie-
tiſtiſchen Buͤcher leſen oder mit ſolchen Leuten
umgehen.

§. 14. Der ſubtilen Pietiſten giebt es eine
groſſe Anzahl, und hat man bey der Applica-
tion
groſſe Vorſichtigkeit zu gebrauchen, da-
mit man nicht Leute, die mit Recht uͤber einen
und andern Mißbrauch unſerer Cvangeliſch-
Lutheriſchen Kirche ſeufftzen oder uͤber die La-
ſter mancher Prieſter eifern, oder eine gewiſſe
beſondere Meynung, die aber der Heiligen
Schrifft eben nicht zuwider iſt, hegen, unter
die ſectiriſchen und Ketzeriſchen Pietiſten zehle.
Ja, man hat ſich auch in acht zunehmen, daß
man nicht Leute, die eine und andere irrige
Meynung vertheidigen, dafern es nur nicht ein
capital Jrrthum iſt, der dem fundament der
Glaubens Articul ſchnur ſtracks zu wider, mit
dieſem Nahmen ſo fort belege, dafern ſie nur
in den uͤbrigen Puncten ſich denen principiis
der recht-glaͤubigen Kirche conformiren, da-
mit man nicht unnoͤthiger Weiſe Spaltungen
verurſache, und dieſelben, da des Trennens und
Reiſſens, leider! ohnedem immer mehr und
mehr wird, nicht durch eine ſubtile contro-
verſie
vermehre, ſondern das Band des Frie-

dens,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0364" n="344"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> wenn es zumahl Weibes-Per&#x017F;onen &#x017F;ind, gar<lb/>
leichtlich in den Ketzeri&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">Sectiri</hi>&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Pieti&#x017F;mum</hi> verfallen ko&#x0364;nnen, wenn &#x017F;ie die Pie-<lb/>
ti&#x017F;ti&#x017F;chen Bu&#x0364;cher le&#x017F;en oder mit &#x017F;olchen Leuten<lb/>
umgehen.</p><lb/>
        <p>§. 14. Der <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtil</hi>en Pieti&#x017F;ten giebt es eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl, und hat man bey der <hi rendition="#aq">Applica-<lb/>
tion</hi> gro&#x017F;&#x017F;e Vor&#x017F;ichtigkeit zu gebrauchen, da-<lb/>
mit man nicht Leute, die mit Recht u&#x0364;ber einen<lb/>
und andern Mißbrauch un&#x017F;erer Cvangeli&#x017F;ch-<lb/>
Lutheri&#x017F;chen Kirche &#x017F;eufftzen oder u&#x0364;ber die La-<lb/>
&#x017F;ter mancher Prie&#x017F;ter eifern, oder eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
be&#x017F;ondere Meynung, die aber der Heiligen<lb/>
Schrifft eben nicht zuwider i&#x017F;t, hegen, unter<lb/>
die <hi rendition="#aq">&#x017F;ectiri</hi>&#x017F;chen und Ketzeri&#x017F;chen Pieti&#x017F;ten zehle.<lb/>
Ja, man hat &#x017F;ich auch in acht zunehmen, daß<lb/>
man nicht Leute, die eine und andere irrige<lb/>
Meynung vertheidigen, dafern es nur nicht ein<lb/><hi rendition="#aq">capital</hi> Jrrthum i&#x017F;t, der dem <hi rendition="#aq">fundament</hi> der<lb/>
Glaubens <hi rendition="#aq">Articul</hi> &#x017F;chnur &#x017F;tracks zu wider, mit<lb/>
die&#x017F;em Nahmen &#x017F;o fort belege, dafern &#x017F;ie nur<lb/>
in den u&#x0364;brigen Puncten &#x017F;ich denen <hi rendition="#aq">principiis</hi><lb/>
der recht-gla&#x0364;ubigen Kirche <hi rendition="#aq">conformi</hi>ren, da-<lb/>
mit man nicht unno&#x0364;thiger Wei&#x017F;e Spaltungen<lb/>
verur&#x017F;ache, und die&#x017F;elben, da des Trennens und<lb/>
Rei&#x017F;&#x017F;ens, leider! ohnedem immer mehr und<lb/>
mehr wird, nicht durch eine <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtile contro-<lb/>
ver&#x017F;ie</hi> vermehre, &#x017F;ondern das Band des Frie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dens,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0364] wenn es zumahl Weibes-Perſonen ſind, gar leichtlich in den Ketzeriſchen und Sectiriſchen Pietiſmum verfallen koͤnnen, wenn ſie die Pie- tiſtiſchen Buͤcher leſen oder mit ſolchen Leuten umgehen. §. 14. Der ſubtilen Pietiſten giebt es eine groſſe Anzahl, und hat man bey der Applica- tion groſſe Vorſichtigkeit zu gebrauchen, da- mit man nicht Leute, die mit Recht uͤber einen und andern Mißbrauch unſerer Cvangeliſch- Lutheriſchen Kirche ſeufftzen oder uͤber die La- ſter mancher Prieſter eifern, oder eine gewiſſe beſondere Meynung, die aber der Heiligen Schrifft eben nicht zuwider iſt, hegen, unter die ſectiriſchen und Ketzeriſchen Pietiſten zehle. Ja, man hat ſich auch in acht zunehmen, daß man nicht Leute, die eine und andere irrige Meynung vertheidigen, dafern es nur nicht ein capital Jrrthum iſt, der dem fundament der Glaubens Articul ſchnur ſtracks zu wider, mit dieſem Nahmen ſo fort belege, dafern ſie nur in den uͤbrigen Puncten ſich denen principiis der recht-glaͤubigen Kirche conformiren, da- mit man nicht unnoͤthiger Weiſe Spaltungen verurſache, und dieſelben, da des Trennens und Reiſſens, leider! ohnedem immer mehr und mehr wird, nicht durch eine ſubtile contro- verſie vermehre, ſondern das Band des Frie- dens,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/364
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/364>, abgerufen am 25.11.2024.