denn andere, vor unsern HErrn GOtt besser düncken oder auff ihre Heiligkeit etwas einbil- den, welches rechtschaffene und verständige Christen ohnedem nicht thun werden. Denn sonst wäre es um ihre Gottesfurcht, Tugend und Frömmigkeit schlecht bestellt. Hierbey ist zu mercken, daß es der erstern Art derer Spott-weise so genannten Pietisten oder viel- mehr derjenigen, die GOttes Willen gemäß le- ben wollen, zweyerley Arten giebet. Einige führen sich in ihrem Glauben und Leben so auff, wie es nicht allein GOtt von ihnen fordert, son- dern auch andere vernünfftige Leute ihres Al- ters, Standes, Profession und andere Umstän- de auffzuführen pflegen, sie conformiren sich in ihren Actionen andern gescheuten Leuten und distingviren sich von den Gottlosen und Bösen in nichts, als bey solchen Actionen, die gottloß, sündlich und von unserm HErre GOtt verbothen seyn, und bey den übrigen Handlun- gen weiß man nicht, ob sie galant hommes oder gute Christen sind, andere hingegen sind so fromm, daß sie sich auch allerhand zuläßiger Ergötzlichkeiten enthalten, weil sie dieselben ent- weder vor sündlich achten, oder sich doch einbil- den, daß sie gar leichtlich darbey in Sünde verfallen können, sie sagen zu aller Freude: Du bist toll, und zu allem Lachen, was machest du?
Man
denn andere, vor unſern HErrn GOtt beſſer duͤncken oder auff ihre Heiligkeit etwas einbil- den, welches rechtſchaffene und verſtaͤndige Chriſten ohnedem nicht thun werden. Denn ſonſt waͤre es um ihre Gottesfurcht, Tugend und Froͤmmigkeit ſchlecht beſtellt. Hierbey iſt zu mercken, daß es der erſtern Art derer Spott-weiſe ſo genannten Pietiſten oder viel- mehr derjenigen, die GOttes Willen gemaͤß le- ben wollen, zweyerley Arten giebet. Einige fuͤhren ſich in ihrem Glauben und Leben ſo auff, wie es nicht allein GOtt von ihnen fordert, ſon- dern auch andere vernuͤnfftige Leute ihres Al- ters, Standes, Profeſſion und andere Umſtaͤn- de auffzufuͤhren pflegen, ſie conformiren ſich in ihren Actionen andern geſcheuten Leuten und diſtingviren ſich von den Gottloſen und Boͤſen in nichts, als bey ſolchen Actionen, die gottloß, ſuͤndlich und von unſerm HErre GOtt verbothen ſeyn, und bey den uͤbrigen Handlun- gen weiß man nicht, ob ſie galant hommes oder gute Chriſten ſind, andere hingegen ſind ſo fromm, daß ſie ſich auch allerhand zulaͤßiger Ergoͤtzlichkeiten enthalten, weil ſie dieſelben ent- weder vor ſuͤndlich achten, oder ſich doch einbil- den, daß ſie gar leichtlich darbey in Suͤnde verfallen koͤnnen, ſie ſagen zu aller Freude: Du biſt toll, und zu allem Lachen, was macheſt du?
Man
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denn andere, vor unſern HErrn GOtt beſſer
duͤncken oder auff ihre Heiligkeit etwas einbil-
den, welches rechtſchaffene und verſtaͤndige
Chriſten ohnedem nicht thun werden. Denn
ſonſt waͤre es um ihre Gottesfurcht, Tugend
und Froͤmmigkeit ſchlecht beſtellt. Hierbey
iſt zu mercken, daß es der erſtern Art derer
Spott-weiſe ſo genannten Pietiſten oder viel-
mehr derjenigen, die GOttes Willen gemaͤß le-
ben wollen, zweyerley Arten giebet. Einige
fuͤhren ſich in ihrem Glauben und Leben ſo auff,
wie es nicht allein GOtt von ihnen fordert, ſon-
dern auch andere vernuͤnfftige Leute ihres Al-
ters, Standes, Profeſſion und andere Umſtaͤn-
de auffzufuͤhren pflegen, ſie conformiren ſich
in ihren Actionen andern geſcheuten Leuten
und diſtingviren ſich von den Gottloſen und
Boͤſen in nichts, als bey ſolchen Actionen, die
gottloß, ſuͤndlich und von unſerm HErre GOtt
verbothen ſeyn, und bey den uͤbrigen Handlun-
gen weiß man nicht, ob ſie galant hommes oder
gute Chriſten ſind, andere hingegen ſind ſo
fromm, daß ſie ſich auch allerhand zulaͤßiger
Ergoͤtzlichkeiten enthalten, weil ſie dieſelben ent-
weder vor ſuͤndlich achten, oder ſich doch einbil-
den, daß ſie gar leichtlich darbey in Suͤnde
verfallen koͤnnen, ſie ſagen zu aller Freude: Du
biſt toll, und zu allem Lachen, was macheſt du?
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/362>, abgerufen am 22.11.2024.
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