könte, und auch bey unterschiedenen Evangeli- schen Theologis das Leben eben nicht zum be- sten beschaffen, so daß sie manchen Leuten mit Raison zu rechtmäßigen Klagen und Seufftzen Gelegenheit geben. Zum andern geschicht es gar selten, daß diejenigen, so Staats-Affai- ren zu dirigiren haben, und von denen die Be- straffung herrühren solte, sich um die Theolo- gischen Scripta bekümmern, und geben sich also nicht die Mühe, die Schändlichkeit mancher Lehren, die in solchen schwärmerischen Büchern vorgetragen werden, zu untersuchen und zu über- legen, was sie vor einen Einfluß in die Republic haben. Wird nun gleich von rechtschaffenen Theologis denen Staats-Ministris die Boß- heit solcher Leute und die Gefährlichkeit ihrer Lehren ihnen vorgestellet, so dencken doch ihrer viele, es sey nur ein Pfaffen-Gezäncke, und würde es solchen Leuten nur aus Erbitterung nach geredet, weil sie etwan von ihnen verachtet würden, da zudem einige Politici nicht gar viel auf den Respect der Geistlichkeit halten, noch um das Religions-Wesen viel besorget sind, es auch wohl gar gerne sehen, wenn den Priestern eines angehänget wird. Zum dritten inclini- ren unterschiedene von den Politicis selbst zu dergleichen Principiis, daß sie GOtt, sein Wort, GOttesdienst, Ministerium, Sacra-
mente
koͤnte, und auch bey unterſchiedenen Evangeli- ſchen Theologis das Leben eben nicht zum be- ſten beſchaffen, ſo daß ſie manchen Leuten mit Raiſon zu rechtmaͤßigen Klagen und Seufftzen Gelegenheit geben. Zum andern geſchicht es gar ſelten, daß diejenigen, ſo Staats-Affai- ren zu dirigiren haben, und von denen die Be- ſtraffung herruͤhren ſolte, ſich um die Theolo- giſchen Scripta bekuͤmmern, und geben ſich alſo nicht die Muͤhe, die Schaͤndlichkeit mancher Lehren, die in ſolchen ſchwaͤrmeriſchen Buͤchern vorgetragen werden, zu unterſuchen und zu uͤber- legen, was ſie vor einen Einfluß in die Republic haben. Wird nun gleich von rechtſchaffenen Theologis denen Staats-Miniſtris die Boß- heit ſolcher Leute und die Gefaͤhrlichkeit ihrer Lehren ihnen vorgeſtellet, ſo dencken doch ihrer viele, es ſey nur ein Pfaffen-Gezaͤncke, und wuͤrde es ſolchen Leuten nur aus Erbitterung nach geredet, weil ſie etwan von ihnen verachtet wuͤrden, da zudem einige Politici nicht gar viel auf den Reſpect der Geiſtlichkeit halten, noch um das Religions-Weſen viel beſorget ſind, es auch wohl gar gerne ſehen, wenn den Prieſtern eines angehaͤnget wird. Zum dritten inclini- ren unterſchiedene von den Politicis ſelbſt zu dergleichen Principiis, daß ſie GOtt, ſein Wort, GOttesdienſt, Miniſterium, Sacra-
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koͤnte, und auch bey unterſchiedenen Evangeli-
ſchen Theologis das Leben eben nicht zum be-
ſten beſchaffen, ſo daß ſie manchen Leuten mit
Raiſon zu rechtmaͤßigen Klagen und Seufftzen
Gelegenheit geben. Zum andern geſchicht
es gar ſelten, daß diejenigen, ſo Staats-Affai-
ren zu dirigiren haben, und von denen die Be-
ſtraffung herruͤhren ſolte, ſich um die Theolo-
giſchen Scripta bekuͤmmern, und geben ſich alſo
nicht die Muͤhe, die Schaͤndlichkeit mancher
Lehren, die in ſolchen ſchwaͤrmeriſchen Buͤchern
vorgetragen werden, zu unterſuchen und zu uͤber-
legen, was ſie vor einen Einfluß in die Republic
haben. Wird nun gleich von rechtſchaffenen
Theologis denen Staats-Miniſtris die Boß-
heit ſolcher Leute und die Gefaͤhrlichkeit ihrer
Lehren ihnen vorgeſtellet, ſo dencken doch ihrer
viele, es ſey nur ein Pfaffen-Gezaͤncke, und
wuͤrde es ſolchen Leuten nur aus Erbitterung
nach geredet, weil ſie etwan von ihnen verachtet
wuͤrden, da zudem einige Politici nicht gar viel
auf den Reſpect der Geiſtlichkeit halten, noch
um das Religions-Weſen viel beſorget ſind, es
auch wohl gar gerne ſehen, wenn den Prieſtern
eines angehaͤnget wird. Zum dritten inclini-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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