des und gewisse Pacten, die mit dem Landes- Fürsten und den Ständen aufgerichtet sind, und in welchen seine freye Macht zu herrschen und Souverainete einiger maßen eingeschränckt wird, zu gründen pflegt. Daß sie von dem Bürgerlichen Recht abgesondert, wird un- nöthig seyn, zu erinnern, weil der Unterscheid hiervon einem iedweden gleich in die Augen fällt.
§. 11. Es gründen sich die Maximen der Staats-Klugheit grösten theils auch mit auf die Erkenntniß unterschiedener Provintzen und Staaten, und daß man das gute, so hie und da in andern Ländern observiret wird, anmercket, und die Application sucht. Wenn man die beson- dere Politic eines gewissen Landes sich bekandt machen will, muß man alle und iede Objecta derselbigen Provintz, die nur darinnen vorkom- men, nach allen und ieden derselben besondern Umständen untersuchen, und die allgemeinen Regeln der Klugheit, die man entweder von an- dern gelernet, oder durch eigenes Nachsinnen aus der Natur der Sachen heraus gebracht, darauf fügen, so wird man finden, was bey die- sen oder jenen löblich und vernünfftig angeord- net, oder noch in einen und andern einiger Ver- besserung bedürffe.
§. 12. Die Lehre der Staats-Klugheit ist
biß-
des und gewiſſe Pacten, die mit dem Landes- Fuͤrſten und den Staͤnden aufgerichtet ſind, und in welchen ſeine freye Macht zu herrſchen und Souveraineté einiger maßen eingeſchraͤnckt wird, zu gruͤnden pflegt. Daß ſie von dem Buͤrgerlichen Recht abgeſondert, wird un- noͤthig ſeyn, zu erinnern, weil der Unterſcheid hiervon einem iedweden gleich in die Augen faͤllt.
§. 11. Es gruͤnden ſich die Maximen der Staats-Klugheit groͤſten theils auch mit auf die Erkenntniß unterſchiedener Provintzen und Staaten, und daß man das gute, ſo hie und da in andern Laͤndern obſerviret wird, anmercket, und die Application ſucht. Weñ man die beſon- dere Politic eines gewiſſen Landes ſich bekandt machen will, muß man alle und iede Objecta derſelbigen Provintz, die nur darinnen vorkom- men, nach allen und ieden derſelben beſondern Umſtaͤnden unterſuchen, und die allgemeinen Regeln der Klugheit, die man entweder von an- dern gelernet, oder durch eigenes Nachſinnen aus der Natur der Sachen heraus gebracht, darauf fuͤgen, ſo wird man finden, was bey die- ſen oder jenen loͤblich und vernuͤnfftig angeord- net, oder noch in einen und andern einiger Ver- beſſerung beduͤrffe.
§. 12. Die Lehre der Staats-Klugheit iſt
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[14/0034]
des und gewiſſe Pacten, die mit dem Landes-
Fuͤrſten und den Staͤnden aufgerichtet ſind,
und in welchen ſeine freye Macht zu herrſchen
und Souveraineté einiger maßen eingeſchraͤnckt
wird, zu gruͤnden pflegt. Daß ſie von dem
Buͤrgerlichen Recht abgeſondert, wird un-
noͤthig ſeyn, zu erinnern, weil der Unterſcheid
hiervon einem iedweden gleich in die Augen
faͤllt.
§. 11. Es gruͤnden ſich die Maximen der
Staats-Klugheit groͤſten theils auch mit auf
die Erkenntniß unterſchiedener Provintzen und
Staaten, und daß man das gute, ſo hie und da
in andern Laͤndern obſerviret wird, anmercket,
und die Application ſucht. Weñ man die beſon-
dere Politic eines gewiſſen Landes ſich bekandt
machen will, muß man alle und iede Objecta
derſelbigen Provintz, die nur darinnen vorkom-
men, nach allen und ieden derſelben beſondern
Umſtaͤnden unterſuchen, und die allgemeinen
Regeln der Klugheit, die man entweder von an-
dern gelernet, oder durch eigenes Nachſinnen
aus der Natur der Sachen heraus gebracht,
darauf fuͤgen, ſo wird man finden, was bey die-
ſen oder jenen loͤblich und vernuͤnfftig angeord-
net, oder noch in einen und andern einiger Ver-
beſſerung beduͤrffe.
§. 12. Die Lehre der Staats-Klugheit iſt
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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