Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



geln der Staats-Klugheit, wenn man solche
public macht, den Vortheil, daß man etwas
sagen kan, welches einem, wenn man in Appli-
cation
auf einen gewissen Staat reden wolte,
nicht allezeit erlaubet wäre.

§. 10. Die Staats-Klugheit ist von dem
allgemeinen Staats-Recht unterschieden. Je-
ne siehet nur auf den Nutzen des Landes-Für-
sten und der Unterthanen, und sinnet Maximen
aus, wie dieses oder jenes Gute mit guter Ma-
nier auf ein Land gebracht, und hergegen von
denenselben gewisse Ubel abgewendet werde.
Dieses aber bekümmert sich um die Regeln der
Gerechtigkeit, weiset dem Regenten seine
Pflicht an, und was er nach Verordnung der
natürlichen Rechte thun oder lassen soll, und
untersucht auch, was er wohl ohne Verletzung
des Rechts der Natur bey diesem oder jenem
Falle thun oder nicht thun könne. Jch habe
dieselbige abgesondert, und concipire mir auf
vorgemeldte Art die differenz hiervon, inzwi-
schen gehet es doch gar wohl an, daß man beyde
zugleich tractiren kan, und will auch deswegen
mit niemand, der sie mit einander combiniren
will, mich in einen Disput einlassen. Jnglei-
chen ist sie von dem besondern Staats-Recht
eines iedweden Landes unterschieden, weil sich
dieses auf eine besondere Verfassung des Lan-

des



geln der Staats-Klugheit, wenn man ſolche
public macht, den Vortheil, daß man etwas
ſagen kan, welches einem, wenn man in Appli-
cation
auf einen gewiſſen Staat reden wolte,
nicht allezeit erlaubet waͤre.

§. 10. Die Staats-Klugheit iſt von dem
allgemeinen Staats-Recht unterſchieden. Je-
ne ſiehet nur auf den Nutzen des Landes-Fuͤr-
ſten und der Unterthanen, und ſinnet Maximen
aus, wie dieſes oder jenes Gute mit guter Ma-
nier auf ein Land gebracht, und hergegen von
denenſelben gewiſſe Ubel abgewendet werde.
Dieſes aber bekuͤmmert ſich um die Regeln der
Gerechtigkeit, weiſet dem Regenten ſeine
Pflicht an, und was er nach Verordnung der
natuͤrlichen Rechte thun oder laſſen ſoll, und
unterſucht auch, was er wohl ohne Verletzung
des Rechts der Natur bey dieſem oder jenem
Falle thun oder nicht thun koͤnne. Jch habe
dieſelbige abgeſondert, und concipire mir auf
vorgemeldte Art die differenz hiervon, inzwi-
ſchen gehet es doch gar wohl an, daß man beyde
zugleich tractiren kan, und will auch deswegen
mit niemand, der ſie mit einander combiniren
will, mich in einen Diſput einlaſſen. Jnglei-
chen iſt ſie von dem beſondern Staats-Recht
eines iedweden Landes unterſchieden, weil ſich
dieſes auf eine beſondere Verfaſſung des Lan-

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0033" n="13"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> geln der Staats-Klugheit, wenn man &#x017F;olche<lb/><hi rendition="#aq">public</hi> macht, den Vortheil, daß man etwas<lb/>
&#x017F;agen kan, welches einem, wenn man in <hi rendition="#aq">Appli-<lb/>
cation</hi> auf einen gewi&#x017F;&#x017F;en Staat reden wolte,<lb/>
nicht allezeit erlaubet wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>§. 10. Die Staats-Klugheit i&#x017F;t von dem<lb/>
allgemeinen Staats-Recht unter&#x017F;chieden. Je-<lb/>
ne &#x017F;iehet nur auf den Nutzen des Landes-Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten und der Unterthanen, und &#x017F;innet <hi rendition="#aq">Maxim</hi>en<lb/>
aus, wie die&#x017F;es oder jenes Gute mit guter Ma-<lb/>
nier auf ein Land gebracht, und hergegen von<lb/>
denen&#x017F;elben gewi&#x017F;&#x017F;e Ubel abgewendet werde.<lb/>
Die&#x017F;es aber beku&#x0364;mmert &#x017F;ich um die Regeln der<lb/>
Gerechtigkeit, wei&#x017F;et dem Regenten &#x017F;eine<lb/>
Pflicht an, und was er nach Verordnung der<lb/>
natu&#x0364;rlichen Rechte thun oder la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll, und<lb/>
unter&#x017F;ucht auch, was er wohl ohne Verletzung<lb/>
des Rechts der Natur bey die&#x017F;em oder jenem<lb/>
Falle thun oder nicht thun ko&#x0364;nne. Jch habe<lb/>
die&#x017F;elbige abge&#x017F;ondert, und <hi rendition="#aq">concipire</hi> mir auf<lb/>
vorgemeldte Art die <hi rendition="#aq">differenz</hi> hiervon, inzwi-<lb/>
&#x017F;chen gehet es doch gar wohl an, daß man beyde<lb/>
zugleich <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren kan, und will auch deswegen<lb/>
mit niemand, der &#x017F;ie mit einander <hi rendition="#aq">combini</hi>ren<lb/>
will, mich in einen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;put</hi> einla&#x017F;&#x017F;en. Jnglei-<lb/>
chen i&#x017F;t &#x017F;ie von dem be&#x017F;ondern Staats-Recht<lb/>
eines iedweden Landes unter&#x017F;chieden, weil &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;es auf eine be&#x017F;ondere Verfa&#x017F;&#x017F;ung des Lan-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0033] geln der Staats-Klugheit, wenn man ſolche public macht, den Vortheil, daß man etwas ſagen kan, welches einem, wenn man in Appli- cation auf einen gewiſſen Staat reden wolte, nicht allezeit erlaubet waͤre. §. 10. Die Staats-Klugheit iſt von dem allgemeinen Staats-Recht unterſchieden. Je- ne ſiehet nur auf den Nutzen des Landes-Fuͤr- ſten und der Unterthanen, und ſinnet Maximen aus, wie dieſes oder jenes Gute mit guter Ma- nier auf ein Land gebracht, und hergegen von denenſelben gewiſſe Ubel abgewendet werde. Dieſes aber bekuͤmmert ſich um die Regeln der Gerechtigkeit, weiſet dem Regenten ſeine Pflicht an, und was er nach Verordnung der natuͤrlichen Rechte thun oder laſſen ſoll, und unterſucht auch, was er wohl ohne Verletzung des Rechts der Natur bey dieſem oder jenem Falle thun oder nicht thun koͤnne. Jch habe dieſelbige abgeſondert, und concipire mir auf vorgemeldte Art die differenz hiervon, inzwi- ſchen gehet es doch gar wohl an, daß man beyde zugleich tractiren kan, und will auch deswegen mit niemand, der ſie mit einander combiniren will, mich in einen Diſput einlaſſen. Jnglei- chen iſt ſie von dem beſondern Staats-Recht eines iedweden Landes unterſchieden, weil ſich dieſes auf eine beſondere Verfaſſung des Lan- des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/33
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/33>, abgerufen am 18.12.2024.