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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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§. 23. Ob es zwar nicht unrecht, wenn man,
so viel als möglich ist, Sorge trägt, daß die
Töchter derjenigen Priester, die sonst in dem
Ministerio gestanden, versorget werden, so ist
dennoch die Gewohnheit nicht zu billigen, da
man diejenigen, so an des Pfarrers Stelle kom-
men, fast mit Gewalt zwingen will, daß sie des
vorigen Priesters Töchter heyrathen, ob sie
gleich gar keinen Estim gegen sie hegen, und
doch endlich aus Begierde zu der Pfarre diese
conditionem sine qua non, sich gefallen lassen
und eine offt heßliche und lasterhaffte Qvarre
heyrathen müssen.

§. 24. Es ist an ihm selbst billig, auch GOt-
tes heiligen Wort und Geboten gemäß, daß die
Prediger vor ihre schwere und mühsame Auff-
wartung ihren Sold haben; Denn wer der
Kirchen dienet, muß auch von derselben belohnet
werden. Daher haben die Landes-Fürsten
Sorge zu tragen, daß die Prediger nicht allein
ihre Besoldung und Accidentien richtig erhal-
ten, sondern daß ihnen auch dieselben, sonderlich
auff denen Dörffern, da manche in einem sehr
armseeligen und Kummer-vollen Zustande sich
befinden, erhöhet werden. S. des Herrn
Geh. Raths Thomasii Dissertatio de jure
Principis circa augenda salaria Ministro-
rum.

§. 25.
S 3


§. 23. Ob es zwar nicht unrecht, wenn man,
ſo viel als moͤglich iſt, Sorge traͤgt, daß die
Toͤchter derjenigen Prieſter, die ſonſt in dem
Miniſterio geſtanden, verſorget werden, ſo iſt
dennoch die Gewohnheit nicht zu billigen, da
man diejenigen, ſo an des Pfarrers Stelle kom-
men, faſt mit Gewalt zwingen will, daß ſie des
vorigen Prieſters Toͤchter heyrathen, ob ſie
gleich gar keinen Eſtim gegen ſie hegen, und
doch endlich aus Begierde zu der Pfarre dieſe
conditionem ſine qua non, ſich gefallen laſſen
und eine offt heßliche und laſterhaffte Qvarre
heyrathen muͤſſen.

§. 24. Es iſt an ihm ſelbſt billig, auch GOt-
tes heiligen Wort und Geboten gemaͤß, daß die
Prediger vor ihre ſchwere und muͤhſame Auff-
wartung ihren Sold haben; Denn wer der
Kirchen dienet, muß auch von derſelben belohnet
werden. Daher haben die Landes-Fuͤrſten
Sorge zu tragen, daß die Prediger nicht allein
ihre Beſoldung und Accidentien richtig erhal-
ten, ſondern daß ihnen auch dieſelben, ſonderlich
auff denen Doͤrffern, da manche in einem ſehr
armſeeligen und Kummer-vollen Zuſtande ſich
befinden, erhoͤhet werden. S. des Herrn
Geh. Raths Thomaſii Diſſertatio de jure
Principis circa augenda ſalaria Miniſtro-
rum.

§. 25.
S 3
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[277/0297] §. 23. Ob es zwar nicht unrecht, wenn man, ſo viel als moͤglich iſt, Sorge traͤgt, daß die Toͤchter derjenigen Prieſter, die ſonſt in dem Miniſterio geſtanden, verſorget werden, ſo iſt dennoch die Gewohnheit nicht zu billigen, da man diejenigen, ſo an des Pfarrers Stelle kom- men, faſt mit Gewalt zwingen will, daß ſie des vorigen Prieſters Toͤchter heyrathen, ob ſie gleich gar keinen Eſtim gegen ſie hegen, und doch endlich aus Begierde zu der Pfarre dieſe conditionem ſine qua non, ſich gefallen laſſen und eine offt heßliche und laſterhaffte Qvarre heyrathen muͤſſen. §. 24. Es iſt an ihm ſelbſt billig, auch GOt- tes heiligen Wort und Geboten gemaͤß, daß die Prediger vor ihre ſchwere und muͤhſame Auff- wartung ihren Sold haben; Denn wer der Kirchen dienet, muß auch von derſelben belohnet werden. Daher haben die Landes-Fuͤrſten Sorge zu tragen, daß die Prediger nicht allein ihre Beſoldung und Accidentien richtig erhal- ten, ſondern daß ihnen auch dieſelben, ſonderlich auff denen Doͤrffern, da manche in einem ſehr armſeeligen und Kummer-vollen Zuſtande ſich befinden, erhoͤhet werden. S. des Herrn Geh. Raths Thomaſii Diſſertatio de jure Principis circa augenda ſalaria Miniſtro- rum. §. 25. S 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/297>, abgerufen am 25.11.2024.