seyn können, ihnen entzogen werde, wenn sie vor das jus circa sacra nicht recht besorgt sind Was vor eine unerdenckliche Ehre wäre ihnen dieses, wenn sie es recht zu Gemüthe ziehen wolten.
§. 2. Ob sich nun zwar einige verkehrte in- differentistische und atheistische Politici fin- den, die in der Meynung stehen, des Regenten- Amt gehe nicht weiter, als daß er Sorge trage, daß die Unterthanen in der Republic sich eines stillen und äusserlichen Tugend-Wandels be- fleissen und als honet hommes in der Welt le- ben möchten. Jm übrigen hätte sich ein Re- gente um die Seelen-Seligkeit seiner Untertha- nen nicht zu bekümmern, dieses sey ein Werck so vor die Priester gehöre, wie ihre Zuhörer seelig werden möchten und nicht vor die Landes-Für- sten, so irren doch solche Leute gewaltig und verstehen die Pflicht nicht, die einem Christl. Re- genten dißfalls zustehet. Ein Christlicher Mo- narch ist denen göttlichen und weltlichen Rech- ten nach verbunden, die Glückseeligkeit seiner Unterthanen in allen Stücken zu befördern. Solte er nun wohl in seinem Gewissen ruhig seyn, oder es bey GOtt und seinen Unterthanen verantworten können, wenn er sich ihre zeitli- che, nicht aber ewige Glückseeligkeit angelegen seyn läßt. Gleichwie derjenige Mensch sehr unvernünfftig und pflichtloß handelt, der seine
Gedan-
ſeyn koͤnnen, ihnen entzogen werde, wenn ſie vor das jus circa ſacra nicht recht beſorgt ſind Was vor eine unerdenckliche Ehre waͤre ihnen dieſes, wenn ſie es recht zu Gemuͤthe ziehen wolten.
§. 2. Ob ſich nun zwar einige verkehrte in- differentiſtiſche und atheiſtiſche Politici fin- den, die in der Meynung ſtehen, des Regenten- Amt gehe nicht weiter, als daß er Sorge trage, daß die Unterthanen in der Republic ſich eines ſtillen und aͤuſſerlichen Tugend-Wandels be- fleiſſen und als honet hommes in der Welt le- ben moͤchten. Jm uͤbrigen haͤtte ſich ein Re- gente um die Seelen-Seligkeit ſeiner Untertha- nen nicht zu bekuͤmmern, dieſes ſey ein Werck ſo vor die Prieſter gehoͤre, wie ihre Zuhoͤrer ſeelig werden moͤchten und nicht vor die Landes-Fuͤr- ſten, ſo irren doch ſolche Leute gewaltig und verſtehen die Pflicht nicht, die einem Chriſtl. Re- genten dißfalls zuſtehet. Ein Chriſtlicher Mo- narch iſt denen goͤttlichen und weltlichen Rech- ten nach verbunden, die Gluͤckſeeligkeit ſeiner Unterthanen in allen Stuͤcken zu befoͤrdern. Solte er nun wohl in ſeinem Gewiſſen ruhig ſeyn, oder es bey GOtt und ſeinen Unterthanen verantworten koͤnnen, wenn er ſich ihre zeitli- che, nicht aber ewige Gluͤckſeeligkeit angelegen ſeyn laͤßt. Gleichwie derjenige Menſch ſehr unvernuͤnfftig und pflichtloß handelt, der ſeine
Gedan-
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ſeyn koͤnnen, ihnen entzogen werde, wenn ſie vor
das jus circa ſacra nicht recht beſorgt ſind Was
vor eine unerdenckliche Ehre waͤre ihnen dieſes,
wenn ſie es recht zu Gemuͤthe ziehen wolten.
§. 2. Ob ſich nun zwar einige verkehrte in-
differentiſtiſche und atheiſtiſche Politici fin-
den, die in der Meynung ſtehen, des Regenten-
Amt gehe nicht weiter, als daß er Sorge trage,
daß die Unterthanen in der Republic ſich eines
ſtillen und aͤuſſerlichen Tugend-Wandels be-
fleiſſen und als honet hommes in der Welt le-
ben moͤchten. Jm uͤbrigen haͤtte ſich ein Re-
gente um die Seelen-Seligkeit ſeiner Untertha-
nen nicht zu bekuͤmmern, dieſes ſey ein Werck ſo
vor die Prieſter gehoͤre, wie ihre Zuhoͤrer ſeelig
werden moͤchten und nicht vor die Landes-Fuͤr-
ſten, ſo irren doch ſolche Leute gewaltig und
verſtehen die Pflicht nicht, die einem Chriſtl. Re-
genten dißfalls zuſtehet. Ein Chriſtlicher Mo-
narch iſt denen goͤttlichen und weltlichen Rech-
ten nach verbunden, die Gluͤckſeeligkeit ſeiner
Unterthanen in allen Stuͤcken zu befoͤrdern.
Solte er nun wohl in ſeinem Gewiſſen ruhig
ſeyn, oder es bey GOtt und ſeinen Unterthanen
verantworten koͤnnen, wenn er ſich ihre zeitli-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/278>, abgerufen am 22.11.2024.
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