Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ten. Die sich nun zu Exercirung solcher Rau-
bereyen zusammen begeben, hätten von ihrem
ersten Anführer gar leicht untergedruckt und
subjugiret werden können, sie würden sich auch
ihm desto lieber submittiret haben, weil sie
hierdurch ihre bösen Actiones desto bequemer
ausüben können. (4.) Erhellete aus der
Heil. Schrifft, daß die Nach kommen des Abra-
hams, die auf GOttes Wegen gewandelt, kei-
ne Herrschafft affectiret hätten, sondern in an-
dern Ländern Fremdlinge gewesen. Der
gottlose Esau aber, der dem Cain und Nimrod
den Sitten nach gar sehr gleich, hätte sich bald
ein Reich angeleget und die Choraeer geschla-
gen, Deut. II, 12. 1 Buch Mosis am XXXVI.
Aus diesem allen wäre klar, daß die Reiche an-
fänglich nicht aus einer rechtschaffenen Inten-
tion
aufgerichtet worden, sondern damit die
Gottlosen ihre Raubereyen desto besser hätten
exerciren und ihrer Herrsch-Sucht ein Gnü-
gen leisten können, der Ursprung der Republic
wäre nicht frommen Leuten, sondern den Gott-
losen und solchen zuzuschreiben, die dem mensch-
lichen Geschlechte anfänglich mehr geschadet
denn genutzet. Crstlich wären die Imperia
rauh und unordentlich, auch schwach gewesen,
hernach hätten sie aber durch neue Beuten im-
mer mehr Wachsthum überkommen. Siehe

Herrn



ten. Die ſich nun zu Exercirung ſolcher Rau-
bereyen zuſammen begeben, haͤtten von ihrem
erſten Anfuͤhrer gar leicht untergedruckt und
ſubjugiret werden koͤnnen, ſie wuͤrden ſich auch
ihm deſto lieber ſubmittiret haben, weil ſie
hierdurch ihre boͤſen Actiones deſto bequemer
ausuͤben koͤnnen. (4.) Erhellete aus der
Heil. Schrifft, daß die Nach kommen des Abra-
hams, die auf GOttes Wegen gewandelt, kei-
ne Herrſchafft affectiret haͤtten, ſondern in an-
dern Laͤndern Fremdlinge geweſen. Der
gottloſe Eſau aber, der dem Cain und Nimrod
den Sitten nach gar ſehr gleich, haͤtte ſich bald
ein Reich angeleget und die Choræer geſchla-
gen, Deut. II, 12. 1 Buch Moſis am XXXVI.
Aus dieſem allen waͤre klar, daß die Reiche an-
faͤnglich nicht aus einer rechtſchaffenen Inten-
tion
aufgerichtet worden, ſondern damit die
Gottloſen ihre Raubereyen deſto beſſer haͤtten
exerciren und ihrer Herrſch-Sucht ein Gnuͤ-
gen leiſten koͤnnen, der Urſprung der Republic
waͤre nicht frommen Leuten, ſondern den Gott-
loſen und ſolchen zuzuſchreiben, die dem menſch-
lichen Geſchlechte anfaͤnglich mehr geſchadet
denn genutzet. Crſtlich waͤren die Imperia
rauh und unordentlich, auch ſchwach geweſen,
hernach haͤtten ſie aber durch neue Beuten im-
mer mehr Wachsthum uͤberkommen. Siehe

Herrn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0259" n="239"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> ten. Die &#x017F;ich nun zu <hi rendition="#aq">Exerci</hi>rung &#x017F;olcher Rau-<lb/>
bereyen zu&#x017F;ammen begeben, ha&#x0364;tten von ihrem<lb/>
er&#x017F;ten Anfu&#x0364;hrer gar leicht untergedruckt und<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ubjugi</hi>ret werden ko&#x0364;nnen, &#x017F;ie wu&#x0364;rden &#x017F;ich auch<lb/>
ihm de&#x017F;to lieber <hi rendition="#aq">&#x017F;ubmitti</hi>ret haben, weil &#x017F;ie<lb/>
hierdurch ihre bo&#x0364;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Actiones</hi> de&#x017F;to bequemer<lb/>
ausu&#x0364;ben ko&#x0364;nnen. (4.) Erhellete aus der<lb/>
Heil. Schrifft, daß die Nach kommen des Abra-<lb/>
hams, die auf GOttes Wegen gewandelt, kei-<lb/>
ne Herr&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">affecti</hi>ret ha&#x0364;tten, &#x017F;ondern in an-<lb/>
dern La&#x0364;ndern Fremdlinge gewe&#x017F;en. Der<lb/>
gottlo&#x017F;e E&#x017F;au aber, der dem Cain und Nimrod<lb/>
den Sitten nach gar &#x017F;ehr gleich, ha&#x0364;tte &#x017F;ich bald<lb/>
ein Reich angeleget und die <hi rendition="#aq">Choræer</hi> ge&#x017F;chla-<lb/>
gen, <hi rendition="#aq">Deut. II,</hi> 12. 1 Buch Mo&#x017F;is am <hi rendition="#aq">XXXVI.</hi><lb/>
Aus die&#x017F;em allen wa&#x0364;re klar, daß die Reiche an-<lb/>
fa&#x0364;nglich nicht aus einer recht&#x017F;chaffenen <hi rendition="#aq">Inten-<lb/>
tion</hi> aufgerichtet worden, &#x017F;ondern damit die<lb/>
Gottlo&#x017F;en ihre Raubereyen de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er ha&#x0364;tten<lb/><hi rendition="#aq">exercir</hi>en und ihrer Herr&#x017F;ch-Sucht ein Gnu&#x0364;-<lb/>
gen lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen, der Ur&#x017F;prung der Republic<lb/>
wa&#x0364;re nicht frommen Leuten, &#x017F;ondern den Gott-<lb/>
lo&#x017F;en und &#x017F;olchen zuzu&#x017F;chreiben, die dem men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Ge&#x017F;chlechte anfa&#x0364;nglich mehr ge&#x017F;chadet<lb/>
denn genutzet. Cr&#x017F;tlich wa&#x0364;ren die <hi rendition="#aq">Imperia</hi><lb/>
rauh und unordentlich, auch &#x017F;chwach gewe&#x017F;en,<lb/>
hernach ha&#x0364;tten &#x017F;ie aber durch neue Beuten im-<lb/>
mer mehr Wachsthum u&#x0364;berkommen. Siehe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Herrn</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0259] ten. Die ſich nun zu Exercirung ſolcher Rau- bereyen zuſammen begeben, haͤtten von ihrem erſten Anfuͤhrer gar leicht untergedruckt und ſubjugiret werden koͤnnen, ſie wuͤrden ſich auch ihm deſto lieber ſubmittiret haben, weil ſie hierdurch ihre boͤſen Actiones deſto bequemer ausuͤben koͤnnen. (4.) Erhellete aus der Heil. Schrifft, daß die Nach kommen des Abra- hams, die auf GOttes Wegen gewandelt, kei- ne Herrſchafft affectiret haͤtten, ſondern in an- dern Laͤndern Fremdlinge geweſen. Der gottloſe Eſau aber, der dem Cain und Nimrod den Sitten nach gar ſehr gleich, haͤtte ſich bald ein Reich angeleget und die Choræer geſchla- gen, Deut. II, 12. 1 Buch Moſis am XXXVI. Aus dieſem allen waͤre klar, daß die Reiche an- faͤnglich nicht aus einer rechtſchaffenen Inten- tion aufgerichtet worden, ſondern damit die Gottloſen ihre Raubereyen deſto beſſer haͤtten exerciren und ihrer Herrſch-Sucht ein Gnuͤ- gen leiſten koͤnnen, der Urſprung der Republic waͤre nicht frommen Leuten, ſondern den Gott- loſen und ſolchen zuzuſchreiben, die dem menſch- lichen Geſchlechte anfaͤnglich mehr geſchadet denn genutzet. Crſtlich waͤren die Imperia rauh und unordentlich, auch ſchwach geweſen, hernach haͤtten ſie aber durch neue Beuten im- mer mehr Wachsthum uͤberkommen. Siehe Herrn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/259
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/259>, abgerufen am 22.11.2024.