Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.chen Recht nicht völlig determiniret, sondern es beruhet so wohl sie als auch das gantze Succes- sions-Wesen auf menschlichen Verordnungen. Jn den Bürgerlichen Recht, welches aber die Fürstl. Personen nicht verbindet, ist die Lehre von der Vormundschafft weitläufftig abgehan- delt. Es ist der Ruhe und dem Wohlstand einer Republic gar hoch dran gelegen, daß auch in den Fundamental-Gesetzen des Reichs und des Fürstenthums entweder bey der ersten Ein- richtung desselben oder doch hernach durch ein allgemeines Reichs-Gutachten mit Einwilli- gung der nächsten Agnaten und vornehmsten Stände ausgemacht werde, wie es dereinst bey denen sich ereignenden Vormundschaffts-Fäl- len gehalten werden soll. Jst aber dergleichen in den Reichs-Gesetzen oder observantzen der Länder nicht decidiret und die Partheyen sind dieserhalb streitig, so scheinet dem natürlichen Recht nach das Befugniß der nächsten männli- chen Anverwandten, die von der männlichen Li- nie abstammen, sich der Vormundschafft anzu- massen, am allermeisten gegründet zu seyn. Denn es vermag weder die Mutter, die zur Ad- ministration der Regierung unfähig ist, noch das Volck ein stärcker Recht zu allegiren, sinte- mahl es alle sein Recht auff die Königl. Familie trans-
chen Recht nicht voͤllig determiniret, ſondern es beruhet ſo wohl ſie als auch das gantze Succes- ſions-Weſen auf menſchlichen Verordnungen. Jn den Buͤrgerlichen Recht, welches aber die Fuͤrſtl. Perſonen nicht verbindet, iſt die Lehre von der Vormundſchafft weitlaͤufftig abgehan- delt. Es iſt der Ruhe und dem Wohlſtand einer Republic gar hoch dran gelegen, daß auch in den Fundamental-Geſetzen des Reichs und des Fuͤrſtenthums entweder bey der erſten Ein- richtung deſſelben oder doch hernach durch ein allgemeines Reichs-Gutachten mit Einwilli- gung der naͤchſten Agnaten und vornehmſten Staͤnde ausgemacht werde, wie es dereinſt bey denen ſich ereignenden Vormundſchaffts-Faͤl- len gehalten werden ſoll. Jſt aber dergleichen in den Reichs-Geſetzen oder obſervantzen der Laͤnder nicht decidiret und die Partheyen ſind dieſerhalb ſtreitig, ſo ſcheinet dem natuͤrlichen Recht nach das Befugniß der naͤchſten maͤnnli- chen Anverwandten, die von der maͤnnlichen Li- nie abſtammen, ſich der Vormundſchafft anzu- maſſen, am allermeiſten gegruͤndet zu ſeyn. Denn es vermag weder die Mutter, die zur Ad- miniſtration der Regierung unfaͤhig iſt, noch das Volck ein ſtaͤrcker Recht zu allegiren, ſinte- mahl es alle ſein Recht auff die Koͤnigl. Familie trans-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0242" n="222"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Reichs anlanget, ſo iſt dieſelbe in dem natuͤrli-<lb/> chen Recht nicht voͤllig <hi rendition="#aq">determini</hi>ret, ſondern es<lb/> beruhet ſo wohl ſie als auch das gantze <hi rendition="#aq">Succes-<lb/> ſions-</hi>Weſen auf menſchlichen Verordnungen.<lb/> Jn den Buͤrgerlichen Recht, welches aber die<lb/> Fuͤrſtl. Perſonen nicht verbindet, iſt die Lehre<lb/> von der Vormundſchafft weitlaͤufftig abgehan-<lb/> delt. Es iſt der Ruhe und dem Wohlſtand<lb/> einer <hi rendition="#aq">Republic</hi> gar hoch dran gelegen, daß auch<lb/> in den <hi rendition="#aq">Fundamental-</hi>Geſetzen des Reichs und<lb/> des Fuͤrſtenthums entweder bey der erſten Ein-<lb/> richtung deſſelben oder doch hernach durch ein<lb/> allgemeines Reichs-Gutachten mit Einwilli-<lb/> gung der naͤchſten <hi rendition="#aq">Agna</hi>ten und vornehmſten<lb/> Staͤnde ausgemacht werde, wie es dereinſt bey<lb/> denen ſich ereignenden Vormundſchaffts-Faͤl-<lb/> len gehalten werden ſoll. Jſt aber dergleichen<lb/> in den Reichs-Geſetzen oder <hi rendition="#aq">obſervan</hi>tzen der<lb/> Laͤnder nicht <hi rendition="#aq">decidi</hi>ret und die Partheyen ſind<lb/> dieſerhalb ſtreitig, ſo ſcheinet dem natuͤrlichen<lb/> Recht nach das Befugniß der naͤchſten maͤnnli-<lb/> chen Anverwandten, die von der maͤnnlichen Li-<lb/> nie abſtammen, ſich der Vormundſchafft anzu-<lb/> maſſen, am allermeiſten gegruͤndet zu ſeyn.<lb/> Denn es vermag weder die Mutter, die zur <hi rendition="#aq">Ad-<lb/> miniſtration</hi> der Regierung unfaͤhig iſt, noch<lb/> das Volck ein ſtaͤrcker Recht zu <hi rendition="#aq">allegi</hi>ren, ſinte-<lb/> mahl es alle ſein Recht auff die Koͤnigl. Familie<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">trans-</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0242]
Reichs anlanget, ſo iſt dieſelbe in dem natuͤrli-
chen Recht nicht voͤllig determiniret, ſondern es
beruhet ſo wohl ſie als auch das gantze Succes-
ſions-Weſen auf menſchlichen Verordnungen.
Jn den Buͤrgerlichen Recht, welches aber die
Fuͤrſtl. Perſonen nicht verbindet, iſt die Lehre
von der Vormundſchafft weitlaͤufftig abgehan-
delt. Es iſt der Ruhe und dem Wohlſtand
einer Republic gar hoch dran gelegen, daß auch
in den Fundamental-Geſetzen des Reichs und
des Fuͤrſtenthums entweder bey der erſten Ein-
richtung deſſelben oder doch hernach durch ein
allgemeines Reichs-Gutachten mit Einwilli-
gung der naͤchſten Agnaten und vornehmſten
Staͤnde ausgemacht werde, wie es dereinſt bey
denen ſich ereignenden Vormundſchaffts-Faͤl-
len gehalten werden ſoll. Jſt aber dergleichen
in den Reichs-Geſetzen oder obſervantzen der
Laͤnder nicht decidiret und die Partheyen ſind
dieſerhalb ſtreitig, ſo ſcheinet dem natuͤrlichen
Recht nach das Befugniß der naͤchſten maͤnnli-
chen Anverwandten, die von der maͤnnlichen Li-
nie abſtammen, ſich der Vormundſchafft anzu-
maſſen, am allermeiſten gegruͤndet zu ſeyn.
Denn es vermag weder die Mutter, die zur Ad-
miniſtration der Regierung unfaͤhig iſt, noch
das Volck ein ſtaͤrcker Recht zu allegiren, ſinte-
mahl es alle ſein Recht auff die Koͤnigl. Familie
trans-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/242 |
Zitationshilfe: | Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/242>, abgerufen am 20.07.2024. |