Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Diesemnach kommen gewiß die Kinder des letz-
ten Besitzers dran, iedoch so, daß man auch die
Verstorbenen in Consideration ziehet, wenn
sie Kinder haben, von welchen Grad sie wollen,
und wenn des Verstorbenen Linie den Vorzug
hat, so schliessen auch seine Kinder die übrigen
alle mit einander aus, iedoch daß bey einen glei-
chen Grad derselben Linie der Vorzug des Al-
ters und Geschlechts attendiret werde.

§. 8. So viel von der Art zu succediren
dem natürlichen Recht nach. Wenn wir uns
nun um die Succession der teutschen Landes-
Fürsten bekümmern, so ist ein Unterscheid zu
machen unter den Chur-Fürstenthümern und
übrigen Territoriis. Die Chur-Fürstenthü-
mer sind untheilbar, A. B. c. 24. und suc-
cedir
en in denselbigen nur die Manns-Perso-
nen und von den Kindern der Erstgebohrne,
wenn er nur die in den Fundamental-Gesetzen
ausgedrückte Requisita hat, und sich seines
Rechts nicht begeben. Jn Ermangelung der
Descendenten gehöret das Chur-Fürsten-
thum dem nächsten Agnaten, welche nahe Ver-
wandschafft nicht nach dem Grad und Alter,
sondern der Propinquität der Linie zu schätzen
ist, worüber doch bißweilen gar scharff gestrit-
ten wird.

§. 9. Jn Ansehung der übrigen Territo-

riorum
O 3



Dieſemnach kommen gewiß die Kinder des letz-
ten Beſitzers dran, iedoch ſo, daß man auch die
Verſtorbenen in Conſideration ziehet, wenn
ſie Kinder haben, von welchen Grad ſie wollen,
und wenn des Verſtorbenen Linie den Vorzug
hat, ſo ſchlieſſen auch ſeine Kinder die uͤbrigen
alle mit einander aus, iedoch daß bey einen glei-
chen Grad derſelben Linie der Vorzug des Al-
ters und Geſchlechts attendiret werde.

§. 8. So viel von der Art zu ſuccediren
dem natuͤrlichen Recht nach. Wenn wir uns
nun um die Succesſion der teutſchen Landes-
Fuͤrſten bekuͤmmern, ſo iſt ein Unterſcheid zu
machen unter den Chur-Fuͤrſtenthuͤmern und
uͤbrigen Territoriis. Die Chur-Fuͤrſtenthuͤ-
mer ſind untheilbar, A. B. c. 24. und ſuc-
cedir
en in denſelbigen nur die Manns-Perſo-
nen und von den Kindern der Erſtgebohrne,
wenn er nur die in den Fundamental-Geſetzen
ausgedruͤckte Requiſita hat, und ſich ſeines
Rechts nicht begeben. Jn Ermangelung der
Deſcendenten gehoͤret das Chur-Fuͤrſten-
thum dem naͤchſten Agnaten, welche nahe Ver-
wandſchafft nicht nach dem Grad und Alter,
ſondern der Propinquitaͤt der Linie zu ſchaͤtzen
iſt, woruͤber doch bißweilen gar ſcharff geſtrit-
ten wird.

§. 9. Jn Anſehung der uͤbrigen Territo-

riorum
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0233" n="213"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Die&#x017F;emnach kommen gewiß die Kinder des letz-<lb/>
ten Be&#x017F;itzers dran, iedoch &#x017F;o, daß man auch die<lb/>
Ver&#x017F;torbenen in <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ideration</hi> ziehet, wenn<lb/>
&#x017F;ie Kinder haben, von welchen Grad &#x017F;ie wollen,<lb/>
und wenn des Ver&#x017F;torbenen Linie den Vorzug<lb/>
hat, &#x017F;o &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en auch &#x017F;eine Kinder die u&#x0364;brigen<lb/>
alle mit einander aus, iedoch daß bey einen glei-<lb/>
chen Grad der&#x017F;elben Linie der Vorzug des Al-<lb/>
ters und Ge&#x017F;chlechts <hi rendition="#aq">attendi</hi>ret werde.</p><lb/>
        <p>§. 8. So viel von der Art zu <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedir</hi>en<lb/>
dem natu&#x0364;rlichen Recht nach. Wenn wir uns<lb/>
nun um die <hi rendition="#aq">Succes&#x017F;ion</hi> der teut&#x017F;chen Landes-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten beku&#x0364;mmern, &#x017F;o i&#x017F;t ein Unter&#x017F;cheid zu<lb/>
machen unter den Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;mern und<lb/>
u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">Territoriis.</hi> Die Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;-<lb/>
mer &#x017F;ind untheilbar, <hi rendition="#aq">A. B. c.</hi> 24. und <hi rendition="#aq">&#x017F;uc-<lb/>
cedir</hi>en in den&#x017F;elbigen nur die Manns-Per&#x017F;o-<lb/>
nen und von den Kindern der Er&#x017F;tgebohrne,<lb/>
wenn er nur die in den Fundamental-Ge&#x017F;etzen<lb/>
ausgedru&#x0364;ckte <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;ita</hi> hat, und &#x017F;ich &#x017F;eines<lb/>
Rechts nicht begeben. Jn Ermangelung der<lb/><hi rendition="#aq">De&#x017F;cendent</hi>en geho&#x0364;ret das Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;ten-<lb/>
thum dem na&#x0364;ch&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Agnat</hi>en, welche nahe Ver-<lb/>
wand&#x017F;chafft nicht nach dem Grad und Alter,<lb/>
&#x017F;ondern der <hi rendition="#aq">Propinquit</hi>a&#x0364;t der Linie zu &#x017F;cha&#x0364;tzen<lb/>
i&#x017F;t, woru&#x0364;ber doch bißweilen gar &#x017F;charff ge&#x017F;trit-<lb/>
ten wird.</p><lb/>
        <p>§. 9. Jn An&#x017F;ehung der u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">Territo-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">riorum</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0233] Dieſemnach kommen gewiß die Kinder des letz- ten Beſitzers dran, iedoch ſo, daß man auch die Verſtorbenen in Conſideration ziehet, wenn ſie Kinder haben, von welchen Grad ſie wollen, und wenn des Verſtorbenen Linie den Vorzug hat, ſo ſchlieſſen auch ſeine Kinder die uͤbrigen alle mit einander aus, iedoch daß bey einen glei- chen Grad derſelben Linie der Vorzug des Al- ters und Geſchlechts attendiret werde. §. 8. So viel von der Art zu ſuccediren dem natuͤrlichen Recht nach. Wenn wir uns nun um die Succesſion der teutſchen Landes- Fuͤrſten bekuͤmmern, ſo iſt ein Unterſcheid zu machen unter den Chur-Fuͤrſtenthuͤmern und uͤbrigen Territoriis. Die Chur-Fuͤrſtenthuͤ- mer ſind untheilbar, A. B. c. 24. und ſuc- cediren in denſelbigen nur die Manns-Perſo- nen und von den Kindern der Erſtgebohrne, wenn er nur die in den Fundamental-Geſetzen ausgedruͤckte Requiſita hat, und ſich ſeines Rechts nicht begeben. Jn Ermangelung der Deſcendenten gehoͤret das Chur-Fuͤrſten- thum dem naͤchſten Agnaten, welche nahe Ver- wandſchafft nicht nach dem Grad und Alter, ſondern der Propinquitaͤt der Linie zu ſchaͤtzen iſt, woruͤber doch bißweilen gar ſcharff geſtrit- ten wird. §. 9. Jn Anſehung der uͤbrigen Territo- riorum O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/233
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/233>, abgerufen am 23.11.2024.