allergehorsamst zu achten und Sorge zu tragen wissen wird, daß alsofort nach Ankunfft dieses mit dem Läuten der Anfang gemachet und sol- ches 14. Tage continuiret werde. Uhrkund- lich unter dem Königl. Preuß. Regierungs-Se- cret des Hertzogthums Magdeburg, geben Halle den 19. May 1705.
§. 9. Gleichwie nichts convenienter, als daß bey dem allgemeinen Land-Trauern die öffentlichen Lustbarkeiten eingestellet wer- den, also wird dergleichen auch in Praxi obser- virt, wie aus den angeführten Rescriptis zu er- sehen. Ob nun wohl sonst die Täntze bey Hochzeiten, Gast-Mahlen und andern Gele- genheiten toleriret werden, und nebst der In- strumental Music keiner Straffe in der Re- public unterworffen, so wird doch beydes zur Zeit einer allgemeinen ausgeschriebenen Land- Trauer vor ein Verbrechen gehalten, und will- kührlich nach Gelegenheit der Umstände be- strafft. Es würden auch die Unterthanen al- lerdings wider Pflicht handeln, wenn sie das von dem Landes-Fürsten an sie ergangene Ver- both bey Seite setzen, und solche Eitelkeiten zur Zeit der Land-Trauer belieben wolten. Die Straffe, die auf diese Verbrecher gesetzt wird, ist willkührlich, es müste denn eine gewisse in dem Fürstlichen Edict determiniret seyn.
Carpzov
N 3
allergehorſamſt zu achten und Sorge zu tragen wiſſen wird, daß alſofort nach Ankunfft dieſes mit dem Laͤuten der Anfang gemachet und ſol- ches 14. Tage continuiret werde. Uhrkund- lich unter dem Koͤnigl. Preuß. Regierungs-Se- cret des Hertzogthums Magdeburg, geben Halle den 19. May 1705.
§. 9. Gleichwie nichts convenienter, als daß bey dem allgemeinen Land-Trauern die oͤffentlichen Luſtbarkeiten eingeſtellet wer- den, alſo wird dergleichen auch in Praxi obſer- virt, wie aus den angefuͤhrten Reſcriptis zu er- ſehen. Ob nun wohl ſonſt die Taͤntze bey Hochzeiten, Gaſt-Mahlen und andern Gele- genheiten toleriret werden, und nebſt der In- ſtrumental Muſic keiner Straffe in der Re- public unterworffen, ſo wird doch beydes zur Zeit einer allgemeinen ausgeſchriebenen Land- Trauer vor ein Verbrechen gehalten, und will- kuͤhrlich nach Gelegenheit der Umſtaͤnde be- ſtrafft. Es wuͤrden auch die Unterthanen al- lerdings wider Pflicht handeln, wenn ſie das von dem Landes-Fuͤrſten an ſie ergangene Ver- both bey Seite ſetzen, und ſolche Eitelkeiten zur Zeit der Land-Trauer belieben wolten. Die Straffe, die auf dieſe Verbrecher geſetzt wird, iſt willkuͤhrlich, es muͤſte denn eine gewiſſe in dem Fuͤrſtlichen Edict determiniret ſeyn.
Carpzov
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[197/0217]
allergehorſamſt zu achten und Sorge zu tragen
wiſſen wird, daß alſofort nach Ankunfft dieſes
mit dem Laͤuten der Anfang gemachet und ſol-
ches 14. Tage continuiret werde. Uhrkund-
lich unter dem Koͤnigl. Preuß. Regierungs-Se-
cret des Hertzogthums Magdeburg, geben
Halle den 19. May 1705.
§. 9. Gleichwie nichts convenienter,
als daß bey dem allgemeinen Land-Trauern
die oͤffentlichen Luſtbarkeiten eingeſtellet wer-
den, alſo wird dergleichen auch in Praxi obſer-
virt, wie aus den angefuͤhrten Reſcriptis zu er-
ſehen. Ob nun wohl ſonſt die Taͤntze bey
Hochzeiten, Gaſt-Mahlen und andern Gele-
genheiten toleriret werden, und nebſt der In-
ſtrumental Muſic keiner Straffe in der Re-
public unterworffen, ſo wird doch beydes zur
Zeit einer allgemeinen ausgeſchriebenen Land-
Trauer vor ein Verbrechen gehalten, und will-
kuͤhrlich nach Gelegenheit der Umſtaͤnde be-
ſtrafft. Es wuͤrden auch die Unterthanen al-
lerdings wider Pflicht handeln, wenn ſie das
von dem Landes-Fuͤrſten an ſie ergangene Ver-
both bey Seite ſetzen, und ſolche Eitelkeiten
zur Zeit der Land-Trauer belieben wolten.
Die Straffe, die auf dieſe Verbrecher geſetzt
wird, iſt willkuͤhrlich, es muͤſte denn eine gewiſſe
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/217>, abgerufen am 22.11.2024.
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