sten machen könne. Hernach muß ihm sol- ches auf eine gründliche, angenehme und deut- liche Methode beygebracht werden. Man solte an Fürstlichen Höfen vor junge Printzen solche Kunst- uud Naturalien-Cammern ha- ben, darinnen alles dasjenige, was sowohl durch die Natur gezeiget, als von der Kunst zu- bereitet, befindlich wäre, in welchen sie alle Tage von einem geschickten Hof-Meister und der dieser Sachen kundig wäre, unterrichtet werden könten. Der Hof-Meister müste ihnen lehren, auf was vor Art eine iede Sache wüchse, gepflantzet und gezeuget würde, ihren Unterscheid, Merckmahle der Tugenden und Fehler, unterschiedene Sorten der Preisse und Nutzen, so dem gemeinen Leben daraus zuwach- se. Es müsten in diesen Naturalien-Cam- mern besondere Modelle, allerhand Machinen, so im gemeinen Leben anzutreffen, befindlich seyn, etwan auf die Art, wie Herr Semler, ein treufleißiger Prediger und darbey Liebhaber curieuser Wissenschafften, solches in seiner Mechanischen Kunst- und Werck-Schule ent- worffen, oder Herr Marperger in seinem Kauffmanns-Magazin.
§. 13. Jch halte nicht davor, daß dieses Studium einem Fürsten unanständig wäre, denn da unterschiedene Könige und Fürsten die
Kauf-
ſten machen koͤnne. Hernach muß ihm ſol- ches auf eine gruͤndliche, angenehme und deut- liche Methode beygebracht werden. Man ſolte an Fuͤrſtlichen Hoͤfen vor junge Printzen ſolche Kunſt- uud Naturalien-Cammern ha- ben, darinnen alles dasjenige, was ſowohl durch die Natur gezeiget, als von der Kunſt zu- bereitet, befindlich waͤre, in welchen ſie alle Tage von einem geſchickten Hof-Meiſter und der dieſer Sachen kundig waͤre, unterrichtet werden koͤnten. Der Hof-Meiſter muͤſte ihnen lehren, auf was vor Art eine iede Sache wuͤchſe, gepflantzet und gezeuget wuͤrde, ihren Unterſcheid, Merckmahle der Tugenden und Fehler, unterſchiedene Sorten der Preiſſe und Nutzen, ſo dem gemeinen Leben daraus zuwach- ſe. Es muͤſten in dieſen Naturalien-Cam- mern beſondere Modelle, allerhand Machinen, ſo im gemeinen Leben anzutreffen, befindlich ſeyn, etwan auf die Art, wie Herr Semler, ein treufleißiger Prediger und darbey Liebhaber curieuſer Wiſſenſchafften, ſolches in ſeiner Mechaniſchen Kunſt- und Werck-Schule ent- worffen, oder Herr Marperger in ſeinem Kauffmanns-Magazin.
§. 13. Jch halte nicht davor, daß dieſes Studium einem Fuͤrſten unanſtaͤndig waͤre, denn da unterſchiedene Koͤnige und Fuͤrſten die
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ſten machen koͤnne. Hernach muß ihm ſol-
ches auf eine gruͤndliche, angenehme und deut-
liche Methode beygebracht werden. Man
ſolte an Fuͤrſtlichen Hoͤfen vor junge Printzen
ſolche Kunſt- uud Naturalien-Cammern ha-
ben, darinnen alles dasjenige, was ſowohl
durch die Natur gezeiget, als von der Kunſt zu-
bereitet, befindlich waͤre, in welchen ſie alle
Tage von einem geſchickten Hof-Meiſter und
der dieſer Sachen kundig waͤre, unterrichtet
werden koͤnten. Der Hof-Meiſter muͤſte
ihnen lehren, auf was vor Art eine iede Sache
wuͤchſe, gepflantzet und gezeuget wuͤrde, ihren
Unterſcheid, Merckmahle der Tugenden und
Fehler, unterſchiedene Sorten der Preiſſe und
Nutzen, ſo dem gemeinen Leben daraus zuwach-
ſe. Es muͤſten in dieſen Naturalien-Cam-
mern beſondere Modelle, allerhand Machinen,
ſo im gemeinen Leben anzutreffen, befindlich
ſeyn, etwan auf die Art, wie Herr Semler, ein
treufleißiger Prediger und darbey Liebhaber
curieuſer Wiſſenſchafften, ſolches in ſeiner
Mechaniſchen Kunſt- und Werck-Schule ent-
worffen, oder Herr Marperger in ſeinem
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§. 13. Jch halte nicht davor, daß dieſes
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/168>, abgerufen am 22.11.2024.
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