wahre und reciproque Liebe gegen ihren Ehe- gatten den Grund-Stein ihrer Heyrathen seyn lassen, und nicht allein auf das äuserliche Ansehen, sondern auch auf die innerlichen Qualitäten des Gemüths und Conformität des humeurs ihr Absehen richten, als welche die beständigste Glückseeligkeit, gröste Ver- gnügung und dauerhaffteste Liebe in den Hey- rathen, sowohl bey Privat-als Fürstlichen Personen, verursachen können.
§. 9. Sonst ist auch gewöhnlich, daß biß- weilen die Fürstlichen Bräute, wenn der Bräutigam weit entfernet, und sie doch gleich- wohl das Hochfürstliche Beylager aus gewis- sen politischen Absichten bald vollziehen wollen, denen hierzu abgeordneten Abgesandten oder auch andern anvertrauet werden. So ist an. 1703. den 30. April um zehn Uhr die Spa- nische Braut, als ietzoregierende Käyserin, in der Kirchen zu Marienhinzing unter Kloster Neuburg Jhrer Königl. Majestät Carl dem dritten von Jhrer Hochfürstl. Eminenz, dem Cardinal von Sachsen-Zeitz anvertrauet wor- den. Worbey das Te Deum laudamus un- ter Trompeten- und Paucken-Schall, auch dreymahliger Lösung der vor die Kirche ge- pflantzten Stücken, und eben so vielmahl Sal- ve der vor selbiger Kirche stehender Stadt-
Guarde
wahre und reciproque Liebe gegen ihren Ehe- gatten den Grund-Stein ihrer Heyrathen ſeyn laſſen, und nicht allein auf das aͤuſerliche Anſehen, ſondern auch auf die innerlichen Qualitaͤten des Gemuͤths und Conformitaͤt des humeurs ihr Abſehen richten, als welche die beſtaͤndigſte Gluͤckſeeligkeit, groͤſte Ver- gnuͤgung und dauerhaffteſte Liebe in den Hey- rathen, ſowohl bey Privat-als Fuͤrſtlichen Perſonen, verurſachen koͤnnen.
§. 9. Sonſt iſt auch gewoͤhnlich, daß biß- weilen die Fuͤrſtlichen Braͤute, wenn der Braͤutigam weit entfernet, und ſie doch gleich- wohl das Hochfuͤrſtliche Beylager aus gewiſ- ſen politiſchen Abſichten bald vollziehen wollen, denen hierzu abgeordneten Abgeſandten oder auch andern anvertrauet werden. So iſt an. 1703. den 30. April um zehn Uhr die Spa- niſche Braut, als ietzoregierende Kaͤyſerin, in der Kirchen zu Marienhinzing unter Kloſter Neuburg Jhrer Koͤnigl. Majeſtaͤt Carl dem dritten von Jhrer Hochfuͤrſtl. Eminenz, dem Cardinal von Sachſen-Zeitz anvertrauet wor- den. Worbey das Te Deum laudamus un- ter Trompeten- und Paucken-Schall, auch dreymahliger Loͤſung der vor die Kirche ge- pflantzten Stuͤcken, und eben ſo vielmahl Sal- ve der vor ſelbiger Kirche ſtehender Stadt-
Guarde
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wahre und reciproque Liebe gegen ihren Ehe-
gatten den Grund-Stein ihrer Heyrathen
ſeyn laſſen, und nicht allein auf das aͤuſerliche
Anſehen, ſondern auch auf die innerlichen
Qualitaͤten des Gemuͤths und Conformitaͤt
des humeurs ihr Abſehen richten, als welche
die beſtaͤndigſte Gluͤckſeeligkeit, groͤſte Ver-
gnuͤgung und dauerhaffteſte Liebe in den Hey-
rathen, ſowohl bey Privat-als Fuͤrſtlichen
Perſonen, verurſachen koͤnnen.
§. 9. Sonſt iſt auch gewoͤhnlich, daß biß-
weilen die Fuͤrſtlichen Braͤute, wenn der
Braͤutigam weit entfernet, und ſie doch gleich-
wohl das Hochfuͤrſtliche Beylager aus gewiſ-
ſen politiſchen Abſichten bald vollziehen wollen,
denen hierzu abgeordneten Abgeſandten oder
auch andern anvertrauet werden. So iſt
an. 1703. den 30. April um zehn Uhr die Spa-
niſche Braut, als ietzoregierende Kaͤyſerin, in
der Kirchen zu Marienhinzing unter Kloſter
Neuburg Jhrer Koͤnigl. Majeſtaͤt Carl dem
dritten von Jhrer Hochfuͤrſtl. Eminenz, dem
Cardinal von Sachſen-Zeitz anvertrauet wor-
den. Worbey das Te Deum laudamus un-
ter Trompeten- und Paucken-Schall, auch
dreymahliger Loͤſung der vor die Kirche ge-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/148>, abgerufen am 24.11.2024.
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