dem andern zuvor thun, und dennoch ist nicht zu zweiffeln, daß, wann einer von beyden die gan- tze Macht commandiret, er noch grössere Din- ge würde verrichtet haben.
§. 19. Ein Regente thut wohl, wenn er einem grossen Kriegs-Capitaine, dessen Treue, Ge- schicklichkeit, Kriegs-Erfahrenheit und Vorsich- tigkeit er versichert ist, absolute Ordre und Ge- walt ertheilet, nach Gelegenheit der Umstände mit dem Feinde ein Treffen zu wagen, wenn er nemlich seine raisons darzu sähe und einen glück- lichen Ausgang, so weit die menschl. Kräffte muthmassen könten, sich davon versprechen möchte, denn wenn ein General allezeit von dem Landes-Fürsten erstl. ordre deshalben ein- hohlen soll; so wird ihm manche schöne Gele- genheit zum Schlagen aus den Händen gehen, die vielleicht nicht wieder kommen dürffte. Die Exempel liegen klar am Tage, was diejenigen Generale, die zum Schlagen niemahls positi- ve ordre gehabt, vor schlechte Thaten gethan.
§. 20. Daß die Invaliden-Häuser, darinnen die armen blessirten und im Kriege untüchtig ge- wordenen Soldaten Zeit Lebens nothdürfftig ver- sorget werden, einem Staat höchstnöthig, ja un- entbehrlich sind, ist aus folgenden Bewegnissen zur Gnüge abzunehmen. Es finden sich verschie- dene Ursachen so wohl in Anschen der Soldaten
als
dem andern zuvor thun, und dennoch iſt nicht zu zweiffeln, daß, wann einer von beyden die gan- tze Macht commandiret, er noch groͤſſere Din- ge wuͤrde verrichtet haben.
§. 19. Ein Regente thut wohl, wenn er einem groſſen Kriegs-Capitaine, deſſen Treue, Ge- ſchicklichkeit, Kriegs-Erfahrenheit und Vorſich- tigkeit er verſichert iſt, abſolute Ordre und Ge- walt ertheilet, nach Gelegenheit der Umſtaͤnde mit dem Feinde ein Treffen zu wagen, wenn er nemlich ſeine raiſons daꝛzu ſaͤhe und einen gluͤck- lichen Ausgang, ſo weit die menſchl. Kraͤffte muthmaſſen koͤnten, ſich davon verſprechen moͤchte, denn wenn ein General allezeit von dem Landes-Fuͤrſten erſtl. ordre deshalben ein- hohlen ſoll; ſo wird ihm manche ſchoͤne Gele- genheit zum Schlagen aus den Haͤnden gehen, die vielleicht nicht wieder kommen duͤrffte. Die Exempel liegen klar am Tage, was diejenigen Generale, die zum Schlagen niemahls poſiti- ve ordre gehabt, vor ſchlechte Thaten gethan.
§. 20. Daß die Invaliden-Haͤuſer, darinnen die armen bleſſirten und im Kriege untuͤchtig ge- wordenen Soldaten Zeit Lebens nothduͤrfftig ver- ſorget werden, einem Staat hoͤchſtnoͤthig, ja un- entbehrlich ſind, iſt aus folgenden Bewegniſſen zur Gnuͤge abzunehmen. Es finden ſich verſchie- dene Urſachen ſo wohl in Anſchen der Soldaten
als
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[1404/1424]
dem andern zuvor thun, und dennoch iſt nicht zu
zweiffeln, daß, wann einer von beyden die gan-
tze Macht commandiret, er noch groͤſſere Din-
ge wuͤrde verrichtet haben.
§. 19. Ein Regente thut wohl, wenn er einem
groſſen Kriegs-Capitaine, deſſen Treue, Ge-
ſchicklichkeit, Kriegs-Erfahrenheit und Vorſich-
tigkeit er verſichert iſt, abſolute Ordre und Ge-
walt ertheilet, nach Gelegenheit der Umſtaͤnde
mit dem Feinde ein Treffen zu wagen, wenn er
nemlich ſeine raiſons daꝛzu ſaͤhe und einen gluͤck-
lichen Ausgang, ſo weit die menſchl. Kraͤffte
muthmaſſen koͤnten, ſich davon verſprechen
moͤchte, denn wenn ein General allezeit von
dem Landes-Fuͤrſten erſtl. ordre deshalben ein-
hohlen ſoll; ſo wird ihm manche ſchoͤne Gele-
genheit zum Schlagen aus den Haͤnden gehen,
die vielleicht nicht wieder kommen duͤrffte. Die
Exempel liegen klar am Tage, was diejenigen
Generale, die zum Schlagen niemahls poſiti-
ve ordre gehabt, vor ſchlechte Thaten gethan.
§. 20. Daß die Invaliden-Haͤuſer, darinnen
die armen bleſſirten und im Kriege untuͤchtig ge-
wordenen Soldaten Zeit Lebens nothduͤrfftig ver-
ſorget werden, einem Staat hoͤchſtnoͤthig, ja un-
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zur Gnuͤge abzunehmen. Es finden ſich verſchie-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1424>, abgerufen am 23.11.2024.
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