Pfundes vor GOTT dereinsten sehr schwere Rechnung und Verantwortung abzulegen. Man findet auch dergleichen Lazarethe nir- gends, als etwan nur in grossen Städten, hin- gegen an andern Orten läßt man solche Leute, welche mit den abscheulichsten Kranckheiten be- laden sind, zum Spectacul auf den Gassen her- um gehen, und wohl auf dem Felde liegen, wel- ches gewiß eine unverantwortliche Sache ist. Und solte man billig ex communi aerario der- gleichen mit garstigen Kranckheiten beladenen Leute pflegen, curiren und in Acht nehmen lassen.
§. 33. Ferner wäre auch eine sehr Christ- liche und löbliche Veranstaltung, wenn eine ho- he Landes-Obrigkeit auf gewisse Mittel bedacht wäre, daß die armen Weibes-Personen sowohl von Adelichen als bürgerlichem Geschlecht aus einem gewissen darzu destinirten gemeinschafft- lichen AErario einige Ausstattung bekämen. Es würde hierdurch manche, die auf den unrecht- mäßigen und gottlosen Wegen der Unkeusch- heit sich etwas zu erwerben suchet, aus des Teuf- fels Stricken gerissen, und verhütet werden, daß sie nicht in solche böse Dinge geriethen. Es wä- ren hierzu dreyerley Mittel: Erstlich solten nemlich hohe Landes-Obrigkeiten und auch an- dere ihnen subordinirte Magistrats-Personen
gewisse
Pfundes vor GOTT dereinſten ſehr ſchwere Rechnung und Verantwortung abzulegen. Man findet auch dergleichen Lazarethe nir- gends, als etwan nur in groſſen Staͤdten, hin- gegen an andern Orten laͤßt man ſolche Leute, welche mit den abſcheulichſten Kranckheiten be- laden ſind, zum Spectacul auf den Gaſſen her- um gehen, und wohl auf dem Felde liegen, wel- ches gewiß eine unverantwortliche Sache iſt. Und ſolte man billig ex communi ærario der- gleichen mit garſtigen Kranckheiten beladenen Leute pflegen, curiren und in Acht nehmen laſſen.
§. 33. Ferner waͤre auch eine ſehr Chriſt- liche und loͤbliche Veranſtaltung, wenn eine ho- he Landes-Obrigkeit auf gewiſſe Mittel bedacht waͤre, daß die armen Weibes-Perſonen ſowohl von Adelichen als buͤrgerlichem Geſchlecht aus einem gewiſſen darzu deſtinirten gemeinſchafft- lichen Ærario einige Ausſtattung bekaͤmen. Es wuͤrde hierdurch manche, die auf den unrecht- maͤßigen und gottloſen Wegen der Unkeuſch- heit ſich etwas zu erwerben ſuchet, aus des Teuf- fels Stricken geriſſen, und verhuͤtet werden, daß ſie nicht in ſolche boͤſe Dinge geriethen. Es waͤ- ren hierzu dreyerley Mittel: Erſtlich ſolten nemlich hohe Landes-Obrigkeiten und auch an- dere ihnen ſubordinirte Magiſtrats-Perſonen
gewiſſe
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Pfundes vor GOTT dereinſten ſehr ſchwere
Rechnung und Verantwortung abzulegen.
Man findet auch dergleichen Lazarethe nir-
gends, als etwan nur in groſſen Staͤdten, hin-
gegen an andern Orten laͤßt man ſolche Leute,
welche mit den abſcheulichſten Kranckheiten be-
laden ſind, zum Spectacul auf den Gaſſen her-
um gehen, und wohl auf dem Felde liegen, wel-
ches gewiß eine unverantwortliche Sache iſt.
Und ſolte man billig ex communi ærario der-
gleichen mit garſtigen Kranckheiten beladenen
Leute pflegen, curiren und in Acht nehmen
laſſen.
§. 33. Ferner waͤre auch eine ſehr Chriſt-
liche und loͤbliche Veranſtaltung, wenn eine ho-
he Landes-Obrigkeit auf gewiſſe Mittel bedacht
waͤre, daß die armen Weibes-Perſonen ſowohl
von Adelichen als buͤrgerlichem Geſchlecht aus
einem gewiſſen darzu deſtinirten gemeinſchafft-
lichen Ærario einige Ausſtattung bekaͤmen. Es
wuͤrde hierdurch manche, die auf den unrecht-
maͤßigen und gottloſen Wegen der Unkeuſch-
heit ſich etwas zu erwerben ſuchet, aus des Teuf-
fels Stricken geriſſen, und verhuͤtet werden, daß
ſie nicht in ſolche boͤſe Dinge geriethen. Es waͤ-
ren hierzu dreyerley Mittel: Erſtlich ſolten
nemlich hohe Landes-Obrigkeiten und auch an-
dere ihnen ſubordinirte Magiſtrats-Perſonen
gewiſſe
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1358>, abgerufen am 23.11.2024.
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