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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Handwercke auch die Haußwirthe hätten schon
was zu arbeiten, denn die Haußwirthe könten
offt mit wenigern Gesinde auskommen, wenn
sie ein und anders in solchen Werckhäusern um
leidliche Kosten gemacht bekommen könten;
Die Handwerckerkönten ihr Gesinde, sonderlich
die Lehrjungen, so meistens nur Hauß-Lümmel
seyn müssen, dabey schonen, das Handwerck
besser darbey treiben lassen, wenn sie die Mate-
rialien schon einiger Massen bereitet bekämen
und um leidlichen Preiß darzu gelangen, auch
theils Hauß-Arbeit ersparen könten. Die
Cramer könten ihre Würtze mahlen und
Graupen, Erbsen, Linsen, Grütze, Hirsen
durchlesen lassen, denen man es hernach wegen
Ersparung solcher Mühe etwas theurer bezahl-
te. Medici, Barbierer, Apothecker und Ma-
terialisten, auch Mahler haben Kräuter auszu-
lesen, Blumen auszuzupffen, zu amalgamiren,
auff Steinen zu reiben, in Mörsern zu stossen, zu
pulverisiren und dergleichen vielerley Arbeiten
darüber sie und die Jhrigen viel Zeit zubringen
müssen, und öffters solche Mühe gerne billig ver-
lohnten. Jn Sumrna es können Taube, Stum-
me, Blinde, Lahme und Krüpel ihre Arbeiten
finden, wenn man denenselben nur mit guter
Anstalt und Vorsorge zu statten kömmet, und
den Müßiggang mit Ernst ausrottet, auch keine

Bett-



Handwercke auch die Haußwirthe haͤtten ſchon
was zu arbeiten, denn die Haußwirthe koͤnten
offt mit wenigern Geſinde auskommen, wenn
ſie ein und anders in ſolchen Werckhaͤuſern um
leidliche Koſten gemacht bekommen koͤnten;
Die Handwerckerkoͤnten ihr Geſinde, ſonderlich
die Lehrjungen, ſo meiſtens nur Hauß-Luͤmmel
ſeyn muͤſſen, dabey ſchonen, das Handwerck
beſſer darbey treiben laſſen, wenn ſie die Mate-
rialien ſchon einiger Maſſen bereitet bekaͤmen
und um leidlichen Preiß darzu gelangen, auch
theils Hauß-Arbeit erſparen koͤnten. Die
Cramer koͤnten ihre Wuͤrtze mahlen und
Graupen, Erbſen, Linſen, Gruͤtze, Hirſen
durchleſen laſſen, denen man es hernach wegen
Erſparung ſolcher Muͤhe etwas theurer bezahl-
te. Medici, Barbierer, Apothecker und Ma-
terialiſten, auch Mahler haben Kraͤuter auszu-
leſen, Blumen auszuzupffen, zu amalgamiren,
auff Steinen zu reiben, in Moͤrſern zu ſtoſſen, zu
pulveriſiren und dergleichen vielerley Arbeiten
daruͤber ſie und die Jhrigen viel Zeit zubringen
muͤſſen, und oͤffters ſolche Muͤhe gerne billig ver-
lohnten. Jn Sumrna es koͤnnen Taube, Stum-
me, Blinde, Lahme und Kruͤpel ihre Arbeiten
finden, wenn man denenſelben nur mit guter
Anſtalt und Vorſorge zu ſtatten koͤmmet, und
den Muͤßiggang mit Ernſt ausrottet, auch keine

Bett-
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[1332/1352] Handwercke auch die Haußwirthe haͤtten ſchon was zu arbeiten, denn die Haußwirthe koͤnten offt mit wenigern Geſinde auskommen, wenn ſie ein und anders in ſolchen Werckhaͤuſern um leidliche Koſten gemacht bekommen koͤnten; Die Handwerckerkoͤnten ihr Geſinde, ſonderlich die Lehrjungen, ſo meiſtens nur Hauß-Luͤmmel ſeyn muͤſſen, dabey ſchonen, das Handwerck beſſer darbey treiben laſſen, wenn ſie die Mate- rialien ſchon einiger Maſſen bereitet bekaͤmen und um leidlichen Preiß darzu gelangen, auch theils Hauß-Arbeit erſparen koͤnten. Die Cramer koͤnten ihre Wuͤrtze mahlen und Graupen, Erbſen, Linſen, Gruͤtze, Hirſen durchleſen laſſen, denen man es hernach wegen Erſparung ſolcher Muͤhe etwas theurer bezahl- te. Medici, Barbierer, Apothecker und Ma- terialiſten, auch Mahler haben Kraͤuter auszu- leſen, Blumen auszuzupffen, zu amalgamiren, auff Steinen zu reiben, in Moͤrſern zu ſtoſſen, zu pulveriſiren und dergleichen vielerley Arbeiten daruͤber ſie und die Jhrigen viel Zeit zubringen muͤſſen, und oͤffters ſolche Muͤhe gerne billig ver- lohnten. Jn Sumrna es koͤnnen Taube, Stum- me, Blinde, Lahme und Kruͤpel ihre Arbeiten finden, wenn man denenſelben nur mit guter Anſtalt und Vorſorge zu ſtatten koͤmmet, und den Muͤßiggang mit Ernſt ausrottet, auch keine Bett-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1352>, abgerufen am 23.11.2024.