bey Schneidern, Kürschnern, Tuchmachern (in Wolle lesen und kämmen) bey Nadlern oder vielmehr Hefftelmachern und andern mehr, er kan schreiben, zeichnen, mahlen, Kupfferste- chen, wircken, nähen, spinnen (mit der Spindel und einem Drehrade) Federn schliessen, auch nur Graupen, Erbsen, Linsen, Reiß, Hirsen etc. lesen, Gewürtz mahlen und vielerley zu thun fin- den, darzu man eben der Füsse nicht nöthig hat, wenn er ja an denselbigen lahm ist. Wer nun an einer Hand lahm wäre, bey demselbi- gen könte man den Mangel der einen Hand ei- niger Massen und dergestalt ersetzen, daß man mit einer gekünstelten Hand nur halten oder aufflegen könte, man kan auch die lincke Hand angewöhnen, an statt der rechten damit zu ar- beiten, man kan die meiste vorhererzehlte Ar- beit mit einer Hand thun. Gesetzt aber auch, daß einer an beyden Händen lahm wäre, könte denn nichts erfunden werden, mit denen Füssen allein zu arbeiten? Man hat ja die Exempel derer im Lande zum Spectacul herumziehenden Krüpel, die mit den Füssen Gewehr laden und loß schiessen, schreiben und anders verrichten, darüber man sich verwundert, wie solte denn unmöglich seyn, eine Machine zur Arbeit mit denen Füssen tractiren zu können?
§. 25. Und gesetzt, daß diese Leute so viel als
andere
bey Schneidern, Kuͤrſchnern, Tuchmachern (in Wolle leſen und kaͤmmen) bey Nadlern oder vielmehr Hefftelmachern und andern mehr, er kan ſchreiben, zeichnen, mahlen, Kupfferſte- chen, wircken, naͤhen, ſpinnen (mit der Spindel und einem Drehrade) Federn ſchlieſſen, auch nur Graupen, Erbſen, Linſen, Reiß, Hirſen ꝛc. leſen, Gewuͤrtz mahlen und vielerley zu thun fin- den, darzu man eben der Fuͤſſe nicht noͤthig hat, wenn er ja an denſelbigen lahm iſt. Wer nun an einer Hand lahm waͤre, bey demſelbi- gen koͤnte man den Mangel der einen Hand ei- niger Maſſen und dergeſtalt erſetzen, daß man mit einer gekuͤnſtelten Hand nur halten oder aufflegen koͤnte, man kan auch die lincke Hand angewoͤhnen, an ſtatt der rechten damit zu ar- beiten, man kan die meiſte vorhererzehlte Ar- beit mit einer Hand thun. Geſetzt aber auch, daß einer an beyden Haͤnden lahm waͤre, koͤnte denn nichts erfunden werden, mit denen Fuͤſſen allein zu arbeiten? Man hat ja die Exempel derer im Lande zum Spectacul herumziehenden Kruͤpel, die mit den Fuͤſſen Gewehr laden und loß ſchieſſen, ſchreiben und anders verrichten, daruͤber man ſich verwundert, wie ſolte denn unmoͤglich ſeyn, eine Machine zur Arbeit mit denen Fuͤſſen tractiren zu koͤnnen?
§. 25. Und geſetzt, daß dieſe Leute ſo viel als
andere
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bey Schneidern, Kuͤrſchnern, Tuchmachern (in
Wolle leſen und kaͤmmen) bey Nadlern oder
vielmehr Hefftelmachern und andern mehr, er
kan ſchreiben, zeichnen, mahlen, Kupfferſte-
chen, wircken, naͤhen, ſpinnen (mit der Spindel
und einem Drehrade) Federn ſchlieſſen, auch
nur Graupen, Erbſen, Linſen, Reiß, Hirſen ꝛc.
leſen, Gewuͤrtz mahlen und vielerley zu thun fin-
den, darzu man eben der Fuͤſſe nicht noͤthig
hat, wenn er ja an denſelbigen lahm iſt. Wer
nun an einer Hand lahm waͤre, bey demſelbi-
gen koͤnte man den Mangel der einen Hand ei-
niger Maſſen und dergeſtalt erſetzen, daß man
mit einer gekuͤnſtelten Hand nur halten oder
aufflegen koͤnte, man kan auch die lincke Hand
angewoͤhnen, an ſtatt der rechten damit zu ar-
beiten, man kan die meiſte vorhererzehlte Ar-
beit mit einer Hand thun. Geſetzt aber auch,
daß einer an beyden Haͤnden lahm waͤre, koͤnte
denn nichts erfunden werden, mit denen Fuͤſſen
allein zu arbeiten? Man hat ja die Exempel
derer im Lande zum Spectacul herumziehenden
Kruͤpel, die mit den Fuͤſſen Gewehr laden und
loß ſchieſſen, ſchreiben und anders verrichten,
daruͤber man ſich verwundert, wie ſolte denn
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1350>, abgerufen am 23.11.2024.
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