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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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behrlichen Almosens fortzuschaffen. Zu dem En-
de ist auch niemand in denen verwahrten Städ-
ten und Oertern, wo ohne diß ordentliche Wachen
in den Thoren gehalten werden, ingleichen von
den Schiffern, Fährleuten und Fischern an den
Ströhmen und Flüssen, der nicht einen richtigen
Paß, Attestat oder Zeddel vorzuzeigen hat, bey
willkührlicher Straffe einzulassen, anzunehmen
und überzuführen.

§. 4. Deswegen sind auch gewisse Strassen-
Bereiter zu bestellen, die so wohl bey Tage als
sonderlich zu Nacht-Zeiten, auf dem Lande fleißig
patroulliren, auf die verdächtigen Personen Acht
haben, und dieselbigen einliefern. Es ist ihnen
von iedweden, die sie einbringen, von dem Landes-
Fürsten eine gewisse Ergötzlichkeit zu versprechen,
die, nachdem die Personen blosse Bettler, oder
sonst infame, und wegen eines gewissen Berbre-
chens berüchtigte Personen seyn, grösser oder ge-
ringer zu seyn pfleget. Damit auch die räube-
rischen Diebes- und Ziegeuner-Rotten, desto eher
entdeckt werden, so thun die Landes-Fürsten sehr
wohl, wenn sie denjenigen, die solche gantze
Rotten oder auch eintzele Personen veroffen-
bahren, die entweder der bösen That überführet,
oder doch würcklich graviret sind, ihres selbst-
eigenen Verbrechens halber Pardon ertheilen,
und ihnen noch darzu eine ansehnliche Discre-

tion



behrlichen Almoſens fortzuſchaffen. Zu dem En-
de iſt auch niemand in denen verwahrten Staͤd-
ten und Oertern, wo ohne diß ordentliche Wachen
in den Thoren gehalten werden, ingleichen von
den Schiffern, Faͤhrleuten und Fiſchern an den
Stroͤhmen und Fluͤſſen, der nicht einen richtigen
Paß, Atteſtat oder Zeddel vorzuzeigen hat, bey
willkuͤhrlicher Straffe einzulaſſen, anzunehmen
und uͤberzufuͤhren.

§. 4. Deswegen ſind auch gewiſſe Straſſen-
Bereiter zu beſtellen, die ſo wohl bey Tage als
ſonderlich zu Nacht-Zeiten, auf dem Lande fleißig
patroulliren, auf die verdaͤchtigen Perſonen Acht
haben, und dieſelbigen einliefern. Es iſt ihnen
von iedweden, die ſie einbringen, von dem Landes-
Fuͤrſten eine gewiſſe Ergoͤtzlichkeit zu verſprechen,
die, nachdem die Perſonen bloſſe Bettler, oder
ſonſt infame, und wegen eines gewiſſen Berbre-
chens beruͤchtigte Perſonen ſeyn, groͤſſer oder ge-
ringer zu ſeyn pfleget. Damit auch die raͤube-
riſchen Diebes- und Ziegeuner-Rotten, deſto eher
entdeckt werden, ſo thun die Landes-Fuͤrſten ſehr
wohl, wenn ſie denjenigen, die ſolche gantze
Rotten oder auch eintzele Perſonen veroffen-
bahren, die entweder der boͤſen That uͤberfuͤhret,
oder doch wuͤrcklich graviret ſind, ihres ſelbſt-
eigenen Verbrechens halber Pardon ertheilen,
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[1308/1328] behrlichen Almoſens fortzuſchaffen. Zu dem En- de iſt auch niemand in denen verwahrten Staͤd- ten und Oertern, wo ohne diß ordentliche Wachen in den Thoren gehalten werden, ingleichen von den Schiffern, Faͤhrleuten und Fiſchern an den Stroͤhmen und Fluͤſſen, der nicht einen richtigen Paß, Atteſtat oder Zeddel vorzuzeigen hat, bey willkuͤhrlicher Straffe einzulaſſen, anzunehmen und uͤberzufuͤhren. §. 4. Deswegen ſind auch gewiſſe Straſſen- Bereiter zu beſtellen, die ſo wohl bey Tage als ſonderlich zu Nacht-Zeiten, auf dem Lande fleißig patroulliren, auf die verdaͤchtigen Perſonen Acht haben, und dieſelbigen einliefern. Es iſt ihnen von iedweden, die ſie einbringen, von dem Landes- Fuͤrſten eine gewiſſe Ergoͤtzlichkeit zu verſprechen, die, nachdem die Perſonen bloſſe Bettler, oder ſonſt infame, und wegen eines gewiſſen Berbre- chens beruͤchtigte Perſonen ſeyn, groͤſſer oder ge- ringer zu ſeyn pfleget. Damit auch die raͤube- riſchen Diebes- und Ziegeuner-Rotten, deſto eher entdeckt werden, ſo thun die Landes-Fuͤrſten ſehr wohl, wenn ſie denjenigen, die ſolche gantze Rotten oder auch eintzele Perſonen veroffen- bahren, die entweder der boͤſen That uͤberfuͤhret, oder doch wuͤrcklich graviret ſind, ihres ſelbſt- eigenen Verbrechens halber Pardon ertheilen, und ihnen noch darzu eine anſehnliche Diſcre- tion

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1328>, abgerufen am 23.11.2024.