del- und Stroh-Dächer vor Oerter, die nicht als Dörffer, sondern Städte, consideriret seyn wollen, ein schlechtes Ansehen geben, son- dern auch in Feuers-Gefahr sehr gefährlich sind, und viele Feuers-Brünste, die an vielen Orten in Teutschland gewesen, nicht so um sich gefressen hätten, wenn die Schindel- und Stroh- Dächer nicht gewest wären; Als solten diesel- ben von den hohen Landes-Obrigkeiten in den Städten und Marckt-Flecken gantz und gar ver- bothen, und keinem eintzigen erlaubet werden, sein Hauß anders als mit Ziegeln zu decken, und wer nicht so viel hätte, daß er die Ziegeln bezah- len könte, müste es gantz und gar bleiben lassen. Würde diese Observation in Praxin gesetzt, so würde vielleicht manch Unglück von Feuer ab- gewendet.
§. 21. Es solte in den Häusern billig eine Falle-Thüre über die Treppe auf den Boden mit Leim, oder auch, nach eines iedweden Belie- ben und ertragenden Vermögen, mit eisernen Blech beleget, verfertiget, und fleißig zugehal- ten werden, damit bey entstehenden Unglück das von oben herob brennende Feuer nicht weiter hinunter über die Treppen ins Hauß käme, das von unten herauf brennende aber durch die höl- tzerne Treppe nicht den Dach-Stuhl oder den darauf liegenden Vorrath anzünden könte, son-
derlich
del- und Stroh-Daͤcher vor Oerter, die nicht als Doͤrffer, ſondern Staͤdte, conſideriret ſeyn wollen, ein ſchlechtes Anſehen geben, ſon- dern auch in Feuers-Gefahr ſehr gefaͤhrlich ſind, und viele Feuers-Bruͤnſte, die an vielen Orten in Teutſchland geweſen, nicht ſo um ſich gefreſſen haͤtten, wenn die Schindel- und Stroh- Daͤcher nicht geweſt waͤren; Als ſolten dieſel- ben von den hohen Landes-Obrigkeiten in den Staͤdten und Marckt-Flecken gantz und gar ver- bothen, und keinem eintzigen erlaubet werden, ſein Hauß anders als mit Ziegeln zu decken, und wer nicht ſo viel haͤtte, daß er die Ziegeln bezah- len koͤnte, muͤſte es gantz und gar bleiben laſſen. Wuͤrde dieſe Obſervation in Praxin geſetzt, ſo wuͤrde vielleicht manch Ungluͤck von Feuer ab- gewendet.
§. 21. Es ſolte in den Haͤuſern billig eine Falle-Thuͤre uͤber die Treppe auf den Boden mit Leim, oder auch, nach eines iedweden Belie- ben und ertragenden Vermoͤgen, mit eiſernen Blech beleget, verfertiget, und fleißig zugehal- ten werden, damit bey entſtehenden Ungluͤck das von oben herob brennende Feuer nicht weiter hinunter uͤber die Treppen ins Hauß kaͤme, das von unten herauf brennende aber durch die hoͤl- tzerne Treppe nicht den Dach-Stuhl oder den darauf liegenden Vorrath anzuͤnden koͤnte, ſon-
derlich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1270"n="1250"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> del- und Stroh-Daͤcher vor Oerter, die nicht<lb/>
als Doͤrffer, ſondern Staͤdte, <hirendition="#aq">conſideri</hi>ret<lb/>ſeyn wollen, ein ſchlechtes Anſehen geben, ſon-<lb/>
dern auch in Feuers-Gefahr ſehr gefaͤhrlich<lb/>ſind, und viele Feuers-Bruͤnſte, die an vielen<lb/>
Orten in Teutſchland geweſen, nicht ſo um ſich<lb/>
gefreſſen haͤtten, wenn die Schindel- und Stroh-<lb/>
Daͤcher nicht geweſt waͤren; Als ſolten dieſel-<lb/>
ben von den hohen Landes-Obrigkeiten in den<lb/>
Staͤdten und Marckt-Flecken gantz und gar ver-<lb/>
bothen, und keinem eintzigen erlaubet werden,<lb/>ſein Hauß anders als mit Ziegeln zu decken, und<lb/>
wer nicht ſo viel haͤtte, daß er die Ziegeln bezah-<lb/>
len koͤnte, muͤſte es gantz und gar bleiben laſſen.<lb/>
Wuͤrde dieſe <hirendition="#aq">Obſervation</hi> in <hirendition="#aq">Praxin</hi> geſetzt, ſo<lb/>
wuͤrde vielleicht manch Ungluͤck von Feuer ab-<lb/>
gewendet.</p><lb/><p>§. 21. Es ſolte in den Haͤuſern billig eine<lb/>
Falle-Thuͤre uͤber die Treppe auf den Boden<lb/>
mit Leim, oder auch, nach eines iedweden Belie-<lb/>
ben und ertragenden Vermoͤgen, mit eiſernen<lb/>
Blech beleget, verfertiget, und fleißig zugehal-<lb/>
ten werden, damit bey entſtehenden Ungluͤck das<lb/>
von oben herob brennende Feuer nicht weiter<lb/>
hinunter uͤber die Treppen ins Hauß kaͤme, das<lb/>
von unten herauf brennende aber durch die hoͤl-<lb/>
tzerne Treppe nicht den Dach-Stuhl oder den<lb/>
darauf liegenden Vorrath anzuͤnden koͤnte, ſon-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">derlich</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1250/1270]
del- und Stroh-Daͤcher vor Oerter, die nicht
als Doͤrffer, ſondern Staͤdte, conſideriret
ſeyn wollen, ein ſchlechtes Anſehen geben, ſon-
dern auch in Feuers-Gefahr ſehr gefaͤhrlich
ſind, und viele Feuers-Bruͤnſte, die an vielen
Orten in Teutſchland geweſen, nicht ſo um ſich
gefreſſen haͤtten, wenn die Schindel- und Stroh-
Daͤcher nicht geweſt waͤren; Als ſolten dieſel-
ben von den hohen Landes-Obrigkeiten in den
Staͤdten und Marckt-Flecken gantz und gar ver-
bothen, und keinem eintzigen erlaubet werden,
ſein Hauß anders als mit Ziegeln zu decken, und
wer nicht ſo viel haͤtte, daß er die Ziegeln bezah-
len koͤnte, muͤſte es gantz und gar bleiben laſſen.
Wuͤrde dieſe Obſervation in Praxin geſetzt, ſo
wuͤrde vielleicht manch Ungluͤck von Feuer ab-
gewendet.
§. 21. Es ſolte in den Haͤuſern billig eine
Falle-Thuͤre uͤber die Treppe auf den Boden
mit Leim, oder auch, nach eines iedweden Belie-
ben und ertragenden Vermoͤgen, mit eiſernen
Blech beleget, verfertiget, und fleißig zugehal-
ten werden, damit bey entſtehenden Ungluͤck das
von oben herob brennende Feuer nicht weiter
hinunter uͤber die Treppen ins Hauß kaͤme, das
von unten herauf brennende aber durch die hoͤl-
tzerne Treppe nicht den Dach-Stuhl oder den
darauf liegenden Vorrath anzuͤnden koͤnte, ſon-
derlich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1270>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.