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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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§. 58. Es ist dahin zu sehen, daß nicht allein
ein ieder Müller die Mühlen-Ordnung ieden
Orts in seinem Hause habe, damit er sich dar-
nach richten, und mit der Unwissenheit nicht
entschuldigen könne, sondern auch die Mühlen-
Ordnungen alle sechs Jahre auffs neue revidi-
ret, und untersucht werden, um dasjenige, was
sich den Umständen nach mit der Zeit verändert,
anders zu disponiren.

§. 59. Da öffters die Ströhme austreten,
und bey entstehenden starcken Wasser-Fluthen,
Wiesen und Felder überschwemmen, und einen
grossen Schaden verursachen, so muß an denje-
nigen Orten, wo man ein Unglück besorget, bey
Zeiten eingebauet und praecaviret werden, da-
mit man nicht hernach dasjenige, was man mit
geringen Kosten ändern und repariren kan, mit
sehr vielen Gelde vornehmen dürffe; Daher
müssen, wo es nöthig thut, gewisse Dämme
auffgeführet, die die anfallende Gewalt des
Strohmes aufhalten, und alle nöthige und mö-
gliche Veranstaltungen vorgekehret werden.

§. 60. Es sind auf denjenigen Ströhmen,
wo Fähren bißhero angeleget sind, so viel als
möglich, Brücken zu bauen, und an statt des
Fehr-Geldes ein gewisser Brücken-Zoll anzu-
legen, es gereicht solches gar sehr zu der Be-
quemlichkeit der Reisenden, als die nicht allein

geschwin-


§. 58. Es iſt dahin zu ſehen, daß nicht allein
ein ieder Muͤller die Muͤhlen-Ordnung ieden
Orts in ſeinem Hauſe habe, damit er ſich dar-
nach richten, und mit der Unwiſſenheit nicht
entſchuldigen koͤnne, ſondern auch die Muͤhlen-
Ordnungen alle ſechs Jahre auffs neue revidi-
ret, und unterſucht werden, um dasjenige, was
ſich den Umſtaͤnden nach mit der Zeit veraͤndert,
anders zu diſponiren.

§. 59. Da oͤffters die Stroͤhme austreten,
und bey entſtehenden ſtarcken Waſſer-Fluthen,
Wieſen und Felder uͤberſchwemmen, und einen
groſſen Schaden verurſachen, ſo muß an denje-
nigen Orten, wo man ein Ungluͤck beſorget, bey
Zeiten eingebauet und præcaviret werden, da-
mit man nicht hernach dasjenige, was man mit
geringen Koſten aͤndern und repariren kan, mit
ſehr vielen Gelde vornehmen duͤrffe; Daher
muͤſſen, wo es noͤthig thut, gewiſſe Daͤmme
auffgefuͤhret, die die anfallende Gewalt des
Strohmes aufhalten, und alle noͤthige und moͤ-
gliche Veranſtaltungen vorgekehret werden.

§. 60. Es ſind auf denjenigen Stroͤhmen,
wo Faͤhren bißhero angeleget ſind, ſo viel als
moͤglich, Bruͤcken zu bauen, und an ſtatt des
Fehr-Geldes ein gewiſſer Bruͤcken-Zoll anzu-
legen, es gereicht ſolches gar ſehr zu der Be-
quemlichkeit der Reiſenden, als die nicht allein

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[1224/1244] §. 58. Es iſt dahin zu ſehen, daß nicht allein ein ieder Muͤller die Muͤhlen-Ordnung ieden Orts in ſeinem Hauſe habe, damit er ſich dar- nach richten, und mit der Unwiſſenheit nicht entſchuldigen koͤnne, ſondern auch die Muͤhlen- Ordnungen alle ſechs Jahre auffs neue revidi- ret, und unterſucht werden, um dasjenige, was ſich den Umſtaͤnden nach mit der Zeit veraͤndert, anders zu diſponiren. §. 59. Da oͤffters die Stroͤhme austreten, und bey entſtehenden ſtarcken Waſſer-Fluthen, Wieſen und Felder uͤberſchwemmen, und einen groſſen Schaden verurſachen, ſo muß an denje- nigen Orten, wo man ein Ungluͤck beſorget, bey Zeiten eingebauet und præcaviret werden, da- mit man nicht hernach dasjenige, was man mit geringen Koſten aͤndern und repariren kan, mit ſehr vielen Gelde vornehmen duͤrffe; Daher muͤſſen, wo es noͤthig thut, gewiſſe Daͤmme auffgefuͤhret, die die anfallende Gewalt des Strohmes aufhalten, und alle noͤthige und moͤ- gliche Veranſtaltungen vorgekehret werden. §. 60. Es ſind auf denjenigen Stroͤhmen, wo Faͤhren bißhero angeleget ſind, ſo viel als moͤglich, Bruͤcken zu bauen, und an ſtatt des Fehr-Geldes ein gewiſſer Bruͤcken-Zoll anzu- legen, es gereicht ſolches gar ſehr zu der Be- quemlichkeit der Reiſenden, als die nicht allein geſchwin-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1244>, abgerufen am 23.11.2024.