§. 42. Die allzugrossen Säcke, derer sich bißweilen etliche eigennützige Leute zu ihrem Vortheil, und mercklichen Schaden sowohl der Mühl-Herren als Müller gebrauchen, müssen durchaus nicht geduldet, und keiner, so über drey Scheffel hält, iedesmahl, bey einem Thaler Straffe, in die Mühle gebracht, und zu dem Ende eiserne Stäbe mit gewissen darauf be- zeichneten Maassen, wie weit und wie lang die Becker, Stärckemacher und Brandweinbren- ner ihre Säcke führen mögen, angehänget wer- den, und müssen sowohl diese als andre Mühl- Gäste das Getreide am rechten unverfälschten Landüblichen Korn-Maaß in die Mühle brin- gen, und muß ihnen hierinnen bey willkührlicher Straffe der Obrigkeit, worunter die Mühle ge- hörig, einigen Vortheil oder Betrug darunter zu suchen, nicht gestattet werden.
§. 43. Nachdem man auch angemerckt, daß dadurch, wenn die Becker auf einmahl und auf eine Mühle allzuviel Scheffel zurichten und abmahlen, viel Zeit und Weile bey abgeschärff- ten Steinen verderbet, und denn andern Mahl- Gästen grosse Verhinderniß, in der Mühle aber Verlust und Abgang verursacht wird, so ist von der Obrigkeit ein gewisses Maaß zu determi- niren, wie viel sie auf einmahl mahlen mögen.
§. 44. Die Anzahl der Mühl-Esel, wie
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§. 42. Die allzugroſſen Saͤcke, derer ſich bißweilen etliche eigennuͤtzige Leute zu ihrem Vortheil, und mercklichen Schaden ſowohl der Muͤhl-Herren als Muͤller gebrauchen, muͤſſen durchaus nicht geduldet, und keiner, ſo uͤber drey Scheffel haͤlt, iedesmahl, bey einem Thaler Straffe, in die Muͤhle gebracht, und zu dem Ende eiſerne Staͤbe mit gewiſſen darauf be- zeichneten Maaſſen, wie weit und wie lang die Becker, Staͤrckemacher und Brandweinbren- ner ihre Saͤcke fuͤhren moͤgen, angehaͤnget wer- den, und muͤſſen ſowohl dieſe als andre Muͤhl- Gaͤſte das Getreide am rechten unverfaͤlſchten Landuͤblichen Korn-Maaß in die Muͤhle brin- gen, und muß ihnen hierinnen bey willkuͤhrlicher Straffe der Obrigkeit, worunter die Muͤhle ge- hoͤrig, einigen Vortheil oder Betrug darunter zu ſuchen, nicht geſtattet werden.
§. 43. Nachdem man auch angemerckt, daß dadurch, wenn die Becker auf einmahl und auf eine Muͤhle allzuviel Scheffel zurichten und abmahlen, viel Zeit und Weile bey abgeſchaͤrff- ten Steinen verderbet, und denn andern Mahl- Gaͤſten groſſe Verhinderniß, in der Muͤhle aber Verluſt und Abgang verurſacht wird, ſo iſt von der Obrigkeit ein gewiſſes Maaß zu determi- niren, wie viel ſie auf einmahl mahlen moͤgen.
§. 44. Die Anzahl der Muͤhl-Eſel, wie
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§. 42. Die allzugroſſen Saͤcke, derer ſich
bißweilen etliche eigennuͤtzige Leute zu ihrem
Vortheil, und mercklichen Schaden ſowohl der
Muͤhl-Herren als Muͤller gebrauchen, muͤſſen
durchaus nicht geduldet, und keiner, ſo uͤber drey
Scheffel haͤlt, iedesmahl, bey einem Thaler
Straffe, in die Muͤhle gebracht, und zu dem
Ende eiſerne Staͤbe mit gewiſſen darauf be-
zeichneten Maaſſen, wie weit und wie lang die
Becker, Staͤrckemacher und Brandweinbren-
ner ihre Saͤcke fuͤhren moͤgen, angehaͤnget wer-
den, und muͤſſen ſowohl dieſe als andre Muͤhl-
Gaͤſte das Getreide am rechten unverfaͤlſchten
Landuͤblichen Korn-Maaß in die Muͤhle brin-
gen, und muß ihnen hierinnen bey willkuͤhrlicher
Straffe der Obrigkeit, worunter die Muͤhle ge-
hoͤrig, einigen Vortheil oder Betrug darunter
zu ſuchen, nicht geſtattet werden.
§. 43. Nachdem man auch angemerckt,
daß dadurch, wenn die Becker auf einmahl und
auf eine Muͤhle allzuviel Scheffel zurichten und
abmahlen, viel Zeit und Weile bey abgeſchaͤrff-
ten Steinen verderbet, und denn andern Mahl-
Gaͤſten groſſe Verhinderniß, in der Muͤhle aber
Verluſt und Abgang verurſacht wird, ſo iſt von
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1237>, abgerufen am 23.11.2024.
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