Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



den andern an seiner Jagd-Gerechtigkeit etwan
Schaden zufügen.

§. 40. Jch will dieses Capitul beschliessen
mit den Worten des berühmten Herrn von Se-
ckendorffs, so er p. 421. anführet: Es ist zu be-
dauren, sagt er, daß grosse Herren vieler Or-
ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ordnung
und Maasse halten, sondern vielmehr dieselbe in
viele Wege überschreiten, die Zeit, welche sie
stündlich zu Nutz ihrer selbst und ihrer Unter-
thanen anzuwenden Ursache hätten, fast meh-
rentheils mit dieser Lust, welche zwar an sich
selbst, und bey rechtem Gebrauch auch zuläßig,
edel und wohlanständig ist, zu bringen, und ver-
schwenden, unsäglich grosse Kosten, welche mit
daher erlangten Genuß gar nicht zu vergleichen,
dadurch verspildern, die armen Unterthanen
mit harten langwierigen Frohnen ausmergeln,
darbey von unbescheidenen Leuten übel halten
und tractiren lassen, das Wild zum Abbruch
derselben Ackerbau und Nahrung in allzugros-
ser Menge hegen, bey den Jagten die Gottes-
dienste versäumen, oder andre dazu veranlas-
sen, die Leute zu der bequemsten Jahres-Zeit
von der Erndte und Einbringung des Seegens
verhindern, allerley Uppigkeit und unordentli-
ches Wesen bey den Jagten verstatten, und was
etwan der Excesse noch mehrere seyn mögen.

Das



den andern an ſeiner Jagd-Gerechtigkeit etwan
Schaden zufuͤgen.

§. 40. Jch will dieſes Capitul beſchlieſſen
mit den Worten des beruͤhmten Herrn von Se-
ckendorffs, ſo er p. 421. anfuͤhret: Es iſt zu be-
dauren, ſagt er, daß groſſe Herren vieler Or-
ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ordnung
und Maaſſe halten, ſondern vielmehr dieſelbe in
viele Wege uͤberſchreiten, die Zeit, welche ſie
ſtuͤndlich zu Nutz ihrer ſelbſt und ihrer Unter-
thanen anzuwenden Urſache haͤtten, faſt meh-
rentheils mit dieſer Luſt, welche zwar an ſich
ſelbſt, und bey rechtem Gebrauch auch zulaͤßig,
edel und wohlanſtaͤndig iſt, zu bringen, und ver-
ſchwenden, unſaͤglich groſſe Koſten, welche mit
daher erlangten Genuß gar nicht zu vergleichen,
dadurch verſpildern, die armen Unterthanen
mit harten langwierigen Frohnen ausmergeln,
darbey von unbeſcheidenen Leuten uͤbel halten
und tractiren laſſen, das Wild zum Abbruch
derſelben Ackerbau und Nahrung in allzugroſ-
ſer Menge hegen, bey den Jagten die Gottes-
dienſte verſaͤumen, oder andre dazu veranlaſ-
ſen, die Leute zu der bequemſten Jahres-Zeit
von der Erndte und Einbringung des Seegens
verhindern, allerley Uppigkeit und unordentli-
ches Weſen bey den Jagten verſtatten, und was
etwan der Exceſſe noch mehrere ſeyn moͤgen.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1217" n="1197"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> den andern an &#x017F;einer Jagd-Gerechtigkeit etwan<lb/>
Schaden zufu&#x0364;gen.</p><lb/>
        <p>§. 40. Jch will die&#x017F;es Capitul be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mit den Worten des beru&#x0364;hmten Herrn von Se-<lb/>
ckendorffs, &#x017F;o er <hi rendition="#aq">p.</hi> 421. anfu&#x0364;hret: Es i&#x017F;t zu be-<lb/>
dauren, &#x017F;agt er, daß gro&#x017F;&#x017F;e Herren vieler Or-<lb/>
ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ordnung<lb/>
und Maa&#x017F;&#x017F;e halten, &#x017F;ondern vielmehr die&#x017F;elbe in<lb/>
viele Wege u&#x0364;ber&#x017F;chreiten, die Zeit, welche &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ndlich zu Nutz ihrer &#x017F;elb&#x017F;t und ihrer Unter-<lb/>
thanen anzuwenden Ur&#x017F;ache ha&#x0364;tten, fa&#x017F;t meh-<lb/>
rentheils mit die&#x017F;er Lu&#x017F;t, welche zwar an &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, und bey rechtem Gebrauch auch zula&#x0364;ßig,<lb/>
edel und wohlan&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t, zu bringen, und ver-<lb/>
&#x017F;chwenden, un&#x017F;a&#x0364;glich gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x017F;ten, welche mit<lb/>
daher erlangten Genuß gar nicht zu vergleichen,<lb/>
dadurch ver&#x017F;pildern, die armen Unterthanen<lb/>
mit harten langwierigen Frohnen ausmergeln,<lb/>
darbey von unbe&#x017F;cheidenen Leuten u&#x0364;bel halten<lb/>
und <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren la&#x017F;&#x017F;en, das Wild zum Abbruch<lb/>
der&#x017F;elben Ackerbau und Nahrung in allzugro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Menge hegen, bey den Jagten die Gottes-<lb/>
dien&#x017F;te ver&#x017F;a&#x0364;umen, oder andre dazu veranla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, die Leute zu der bequem&#x017F;ten Jahres-Zeit<lb/>
von der Erndte und Einbringung des Seegens<lb/>
verhindern, allerley Uppigkeit und unordentli-<lb/>
ches We&#x017F;en bey den Jagten ver&#x017F;tatten, und was<lb/>
etwan der <hi rendition="#aq">Exce&#x017F;&#x017F;e</hi> noch mehrere &#x017F;eyn mo&#x0364;gen.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1197/1217] den andern an ſeiner Jagd-Gerechtigkeit etwan Schaden zufuͤgen. §. 40. Jch will dieſes Capitul beſchlieſſen mit den Worten des beruͤhmten Herrn von Se- ckendorffs, ſo er p. 421. anfuͤhret: Es iſt zu be- dauren, ſagt er, daß groſſe Herren vieler Or- ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ordnung und Maaſſe halten, ſondern vielmehr dieſelbe in viele Wege uͤberſchreiten, die Zeit, welche ſie ſtuͤndlich zu Nutz ihrer ſelbſt und ihrer Unter- thanen anzuwenden Urſache haͤtten, faſt meh- rentheils mit dieſer Luſt, welche zwar an ſich ſelbſt, und bey rechtem Gebrauch auch zulaͤßig, edel und wohlanſtaͤndig iſt, zu bringen, und ver- ſchwenden, unſaͤglich groſſe Koſten, welche mit daher erlangten Genuß gar nicht zu vergleichen, dadurch verſpildern, die armen Unterthanen mit harten langwierigen Frohnen ausmergeln, darbey von unbeſcheidenen Leuten uͤbel halten und tractiren laſſen, das Wild zum Abbruch derſelben Ackerbau und Nahrung in allzugroſ- ſer Menge hegen, bey den Jagten die Gottes- dienſte verſaͤumen, oder andre dazu veranlaſ- ſen, die Leute zu der bequemſten Jahres-Zeit von der Erndte und Einbringung des Seegens verhindern, allerley Uppigkeit und unordentli- ches Weſen bey den Jagten verſtatten, und was etwan der Exceſſe noch mehrere ſeyn moͤgen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1217
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1217>, abgerufen am 23.11.2024.