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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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§. 24. Es haben bißweilen grosse Herren,
die Liebhaber von der Jägerey seyn, eine so
grosse Menge der Jagd-Bedienten, daß sie an
deren Statt wohl etliche Regimenter Solda-
ten erhalten könten, und hat man an manchen
Höfen nachgerechnet, daß das Pfund Wild-
pret, so auf die Fürstlichen Taffeln gesetzt wird,
wohl etliche Ducaten, in Ansehung der vielen
Unkosten, so auf die Jägerey-Bedienten gehen,
zu kosten pflege. Es ist kein Zweiffel, daß in
unterschiedenen Provintzen die Anzahl der Jä-
gerey Bedienten reduciret werden, und den-
noch das Jagd- und Forst-Wesen eben so wohl
bestellet seyn könte, denn so. Allein die grossen
Herren wollen ihrer inclination oder magnifi-
cence
nicht allezeit Ziel setzen lassen, und einige
erkennen nicht stets, was ihrem wahren inter-
esse convenient
sey.

§. 25. Das Feder-Wildpret, als Auer-
hähne und Auerhennen, Hasel- und Feldhüh-
ner, Reiger und dergleichen wilde Vögel müs-
sen die Forst-Bedienten zu der Hofhaltung des
Landes-Fürstens fleißig hegen, und nicht gestat-
ten, die mit Schnee-Garnen, und sonst zu fan-
gen, die Eyer auszuheben und zu verderben, die
Geniste zu zerstöhren, oder auf den Wassern
und Feldern zu schiessen, und zu erösen. Es ist
auch zu verbieten, ohne Landesfürstliches Vor-

wissen


§. 24. Es haben bißweilen groſſe Herren,
die Liebhaber von der Jaͤgerey ſeyn, eine ſo
groſſe Menge der Jagd-Bedienten, daß ſie an
deren Statt wohl etliche Regimenter Solda-
ten erhalten koͤnten, und hat man an manchen
Hoͤfen nachgerechnet, daß das Pfund Wild-
pret, ſo auf die Fuͤrſtlichen Taffeln geſetzt wird,
wohl etliche Ducaten, in Anſehung der vielen
Unkoſten, ſo auf die Jaͤgerey-Bedienten gehen,
zu koſten pflege. Es iſt kein Zweiffel, daß in
unterſchiedenen Provintzen die Anzahl der Jaͤ-
gerey Bedienten reduciret werden, und den-
noch das Jagd- und Forſt-Weſen eben ſo wohl
beſtellet ſeyn koͤnte, denn ſo. Allein die groſſen
Herren wollen ihrer inclination oder magnifi-
cence
nicht allezeit Ziel ſetzen laſſen, und einige
erkennen nicht ſtets, was ihrem wahren inter-
eſſe convenient
ſey.

§. 25. Das Feder-Wildpret, als Auer-
haͤhne und Auerhennen, Haſel- und Feldhuͤh-
ner, Reiger und dergleichen wilde Voͤgel muͤſ-
ſen die Forſt-Bedienten zu der Hofhaltung des
Landes-Fuͤrſtens fleißig hegen, und nicht geſtat-
ten, die mit Schnee-Garnen, und ſonſt zu fan-
gen, die Eyer auszuheben und zu verderben, die
Geniſte zu zerſtoͤhren, oder auf den Waſſern
und Feldern zu ſchieſſen, und zu eroͤſen. Es iſt
auch zu verbieten, ohne Landesfuͤrſtliches Vor-

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[1183/1203] §. 24. Es haben bißweilen groſſe Herren, die Liebhaber von der Jaͤgerey ſeyn, eine ſo groſſe Menge der Jagd-Bedienten, daß ſie an deren Statt wohl etliche Regimenter Solda- ten erhalten koͤnten, und hat man an manchen Hoͤfen nachgerechnet, daß das Pfund Wild- pret, ſo auf die Fuͤrſtlichen Taffeln geſetzt wird, wohl etliche Ducaten, in Anſehung der vielen Unkoſten, ſo auf die Jaͤgerey-Bedienten gehen, zu koſten pflege. Es iſt kein Zweiffel, daß in unterſchiedenen Provintzen die Anzahl der Jaͤ- gerey Bedienten reduciret werden, und den- noch das Jagd- und Forſt-Weſen eben ſo wohl beſtellet ſeyn koͤnte, denn ſo. Allein die groſſen Herren wollen ihrer inclination oder magnifi- cence nicht allezeit Ziel ſetzen laſſen, und einige erkennen nicht ſtets, was ihrem wahren inter- eſſe convenient ſey. §. 25. Das Feder-Wildpret, als Auer- haͤhne und Auerhennen, Haſel- und Feldhuͤh- ner, Reiger und dergleichen wilde Voͤgel muͤſ- ſen die Forſt-Bedienten zu der Hofhaltung des Landes-Fuͤrſtens fleißig hegen, und nicht geſtat- ten, die mit Schnee-Garnen, und ſonſt zu fan- gen, die Eyer auszuheben und zu verderben, die Geniſte zu zerſtoͤhren, oder auf den Waſſern und Feldern zu ſchieſſen, und zu eroͤſen. Es iſt auch zu verbieten, ohne Landesfuͤrſtliches Vor- wiſſen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1203>, abgerufen am 23.11.2024.