Unterschied sich die Jagden zueignen soll, so ha- ben sich die Landes-Fürsten dieses Regalis gar wohl anmassen können. Es hat auch das von dem Landes-Fürsten geschehene Verboth der Jagden seine raisons. Denn es würden die gemeinen Leute von ihren ordentlichen Verrich- tungen abgehalten werden, dem Müßiggang nachhängen, und dadurch Gelegenheit aller- hand Rauberey und Mord in den Wäldern un- ter den Praetext des Jagens auszuüben, über- kommen, zudem, so würden auch, wenn kein Ziel und Maaß hierinnen gesetzt wäre, das Wild bald gantz und gar ausgerottet werden.
§. 2. Es wird das Befugniß wilde Thiere zu fangen eingetheilet, in die hohe, mittlere und niedere Jagd. Zu den hohen Jagden werden referiret die Hirsche, Schweine, Bären, Rehe, Trappen, Auerhähne, Haselhühner, Berg- hühner, Schwan, u. s. w. Zu den niedern Jag- den die Haasen, Dachsen, wilde Katzen, Feld- hühner, Schnepffen, Enten und dergleichen Wasser-Vögel, wilde Tauben, Krams Vögel, Lerchen. Zu der Mittel-Jagd die Frischlin- ge, Rehe, u. s. w. Es pflegt diese determina- tion nach dem Unterschied der Oerter unter- schieden zu seyn, und wird entweder in den Jagd-Mandaten ausgedrückt, was der Landes- Herr unter einer ieden Sorte wolle begriffen
haben,
Unterſchied ſich die Jagden zueignen ſoll, ſo ha- ben ſich die Landes-Fuͤrſten dieſes Regalis gar wohl anmaſſen koͤnnen. Es hat auch das von dem Landes-Fuͤrſten geſchehene Verboth der Jagden ſeine raiſons. Denn es wuͤrden die gemeinen Leute von ihren ordentlichen Verrich- tungen abgehalten werden, dem Muͤßiggang nachhaͤngen, und dadurch Gelegenheit aller- hand Rauberey und Mord in den Waͤldern un- ter den Prætext des Jagens auszuuͤben, uͤber- kommen, zudem, ſo wuͤrden auch, wenn kein Ziel und Maaß hierinnen geſetzt waͤre, das Wild bald gantz und gar ausgerottet werden.
§. 2. Es wird das Befugniß wilde Thiere zu fangen eingetheilet, in die hohe, mittlere und niedere Jagd. Zu den hohen Jagden werden referiret die Hirſche, Schweine, Baͤren, Rehe, Trappen, Auerhaͤhne, Haſelhuͤhner, Berg- huͤhner, Schwan, u. ſ. w. Zu den niedern Jag- den die Haaſen, Dachſen, wilde Katzen, Feld- huͤhner, Schnepffen, Enten und dergleichen Waſſer-Voͤgel, wilde Tauben, Krams Voͤgel, Lerchen. Zu der Mittel-Jagd die Friſchlin- ge, Rehe, u. ſ. w. Es pflegt dieſe determina- tion nach dem Unterſchied der Oerter unter- ſchieden zu ſeyn, und wird entweder in den Jagd-Mandaten ausgedruͤckt, was der Landes- Herr unter einer ieden Sorte wolle begriffen
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Unterſchied ſich die Jagden zueignen ſoll, ſo ha-
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wohl anmaſſen koͤnnen. Es hat auch das von
dem Landes-Fuͤrſten geſchehene Verboth der
Jagden ſeine raiſons. Denn es wuͤrden die
gemeinen Leute von ihren ordentlichen Verrich-
tungen abgehalten werden, dem Muͤßiggang
nachhaͤngen, und dadurch Gelegenheit aller-
hand Rauberey und Mord in den Waͤldern un-
ter den Prætext des Jagens auszuuͤben, uͤber-
kommen, zudem, ſo wuͤrden auch, wenn kein
Ziel und Maaß hierinnen geſetzt waͤre, das
Wild bald gantz und gar ausgerottet werden.
§. 2. Es wird das Befugniß wilde Thiere
zu fangen eingetheilet, in die hohe, mittlere und
niedere Jagd. Zu den hohen Jagden werden
referiret die Hirſche, Schweine, Baͤren, Rehe,
Trappen, Auerhaͤhne, Haſelhuͤhner, Berg-
huͤhner, Schwan, u. ſ. w. Zu den niedern Jag-
den die Haaſen, Dachſen, wilde Katzen, Feld-
huͤhner, Schnepffen, Enten und dergleichen
Waſſer-Voͤgel, wilde Tauben, Krams Voͤgel,
Lerchen. Zu der Mittel-Jagd die Friſchlin-
ge, Rehe, u. ſ. w. Es pflegt dieſe determina-
tion nach dem Unterſchied der Oerter unter-
ſchieden zu ſeyn, und wird entweder in den
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1188>, abgerufen am 23.11.2024.
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