Saamen viel Aecker Landes könten besäet wer- den, allein, wenn solcher vor sich selbst abfällt, und ausfliegt, das allerwenigste oder gar nichts zum öfftern davon aufgehet. Da aber dieser Saame eingesammlet worden, und durch or- dentliches Aussäen die Erde recht ergriffen hät- te, so würde es ihm auch an Feuchtigkeit zum Aufkeimen und Aufgehen nicht ermangelt ha- ben. Hingegen, wenn solcher von sich selbst ab- fällt, und die Erde nicht genungsam erreichet, sondern auf Mooß, Laub etc. liegen bleibt, so ver- dirbt er entweder durch Dürre oder Nässe, ver- gehet und verzehret sich in sich selbsten, verfeu- ret, erfrieret, erstirbet in der Milch, erstickt im Mooß und im Grase, wird vom Ungeziefer ge- fressen, oder muß seinen Untergang durch einen andern Zufall leiden.
§. 9. Wolte man sich nun zum Wercke schicken, und zum Säen, Pflantzen, Versetzen und Stecken des wilden Holtzes, bey so grosser obhabenden Nothwendigkeit, Hand anlegen, so wäre zuförderst dahin zu trachten, daß man diejenigen Sorten Holtzes fortbrächte, und am meisten pflantzte, wodurch der Holtz-Mangel schleunig remedirt, und darbey das gemeine Beste befördert würde. Dahero theils solche Arten zu erwehlen, so schnelle fortwachsen, theils, welche gutes nutzbares Holtz geben, in-
glei-
Saamen viel Aecker Landes koͤnten beſaͤet wer- den, allein, wenn ſolcher vor ſich ſelbſt abfaͤllt, und ausfliegt, das allerwenigſte oder gar nichts zum oͤfftern davon aufgehet. Da aber dieſer Saame eingeſammlet worden, und durch or- dentliches Ausſaͤen die Erde recht ergriffen haͤt- te, ſo wuͤrde es ihm auch an Feuchtigkeit zum Aufkeimen und Aufgehen nicht ermangelt ha- ben. Hingegen, wenn ſolcher von ſich ſelbſt ab- faͤllt, und die Erde nicht genungſam erreichet, ſondern auf Mooß, Laub ꝛc. liegen bleibt, ſo ver- dirbt er entweder durch Duͤrre oder Naͤſſe, ver- gehet und verzehret ſich in ſich ſelbſten, verfeu- ret, erfrieret, erſtirbet in der Milch, erſtickt im Mooß und im Graſe, wird vom Ungeziefer ge- freſſen, oder muß ſeinen Untergang durch einen andern Zufall leiden.
§. 9. Wolte man ſich nun zum Wercke ſchicken, und zum Saͤen, Pflantzen, Verſetzen und Stecken des wilden Holtzes, bey ſo groſſer obhabenden Nothwendigkeit, Hand anlegen, ſo waͤre zufoͤrderſt dahin zu trachten, daß man diejenigen Sorten Holtzes fortbraͤchte, und am meiſten pflantzte, wodurch der Holtz-Mangel ſchleunig remedirt, und darbey das gemeine Beſte befoͤrdert wuͤrde. Dahero theils ſolche Arten zu erwehlen, ſo ſchnelle fortwachſen, theils, welche gutes nutzbares Holtz geben, in-
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Saamen viel Aecker Landes koͤnten beſaͤet wer-
den, allein, wenn ſolcher vor ſich ſelbſt abfaͤllt,
und ausfliegt, das allerwenigſte oder gar nichts
zum oͤfftern davon aufgehet. Da aber dieſer
Saame eingeſammlet worden, und durch or-
dentliches Ausſaͤen die Erde recht ergriffen haͤt-
te, ſo wuͤrde es ihm auch an Feuchtigkeit zum
Aufkeimen und Aufgehen nicht ermangelt ha-
ben. Hingegen, wenn ſolcher von ſich ſelbſt ab-
faͤllt, und die Erde nicht genungſam erreichet,
ſondern auf Mooß, Laub ꝛc. liegen bleibt, ſo ver-
dirbt er entweder durch Duͤrre oder Naͤſſe, ver-
gehet und verzehret ſich in ſich ſelbſten, verfeu-
ret, erfrieret, erſtirbet in der Milch, erſtickt im
Mooß und im Graſe, wird vom Ungeziefer ge-
freſſen, oder muß ſeinen Untergang durch einen
andern Zufall leiden.
§. 9. Wolte man ſich nun zum Wercke
ſchicken, und zum Saͤen, Pflantzen, Verſetzen
und Stecken des wilden Holtzes, bey ſo groſſer
obhabenden Nothwendigkeit, Hand anlegen,
ſo waͤre zufoͤrderſt dahin zu trachten, daß man
diejenigen Sorten Holtzes fortbraͤchte, und am
meiſten pflantzte, wodurch der Holtz-Mangel
ſchleunig remedirt, und darbey das gemeine
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1152>, abgerufen am 23.11.2024.
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