Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



mit sehr guten Nutzen practiciret wird. Kä-
me dieses recht in Stand, so würde mancher
wüster Fleck, der ietzund seinen Besitzern gar
keinen Vortheil bringt; cultiviret werden.
Man überlege in etwas, und zehle, wie viel auf
einem verwüsteten und nicht völlig angeflogenen
und bewachsenen Acker Holtz an Bäumen be-
findlich, und setze dagegen wie viel Stämme
mehr, als ietzund vorhanden darauff stehen kön-
ten, da wird man finden und ersehen, daß viel
daran mangele, und solches nur von des Besi-
tzers Nachläßigkeit herrühre. Wenn man
nun auf so viel 1000 Aecker eine Ausrechnung
machet, e. g. es mangeln auf einem Acker nur
20. Stämme, so beträgt es auf 2000. Aecker
20000. Stämme, und in eines gantzen Landes
Revier viel 100000. aus, welches, wie ieder-
mann gestehen wird, keine Sache von geringer
importanz ist, wenn solche durch Säen und
Pflantzen vermehret werden können. Und
ob gleich gesagt werden wolte, wenn so viel
1000. Stämme mehr als sonsten auf eine gewis-
se Revier gesetzet und gepflantzet würden, so
könte solche das Land nicht ertragen, oder ihnen
genungsame Nahrung geben, oder es würde we-
nigstens den Grund und Boden sehr aussaugen,
und mager machen, so wird doch die vorsichtige
Natur hierauf selbst antworten, nemlich, daß

ein
B b b b 4



mit ſehr guten Nutzen practiciret wird. Kaͤ-
me dieſes recht in Stand, ſo wuͤrde mancher
wuͤſter Fleck, der ietzund ſeinen Beſitzern gar
keinen Vortheil bringt; cultiviret werden.
Man uͤberlege in etwas, und zehle, wie viel auf
einem verwuͤſteten und nicht voͤllig angeflogenen
und bewachſenen Acker Holtz an Baͤumen be-
findlich, und ſetze dagegen wie viel Staͤmme
mehr, als ietzund vorhanden darauff ſtehen koͤn-
ten, da wird man finden und erſehen, daß viel
daran mangele, und ſolches nur von des Beſi-
tzers Nachlaͤßigkeit herruͤhre. Wenn man
nun auf ſo viel 1000 Aecker eine Ausrechnung
machet, e. g. es mangeln auf einem Acker nur
20. Staͤmme, ſo betraͤgt es auf 2000. Aecker
20000. Staͤmme, und in eines gantzen Landes
Revier viel 100000. aus, welches, wie ieder-
mann geſtehen wird, keine Sache von geringer
importanz iſt, wenn ſolche durch Saͤen und
Pflantzen vermehret werden koͤnnen. Und
ob gleich geſagt werden wolte, wenn ſo viel
1000. Staͤmme mehr als ſonſten auf eine gewiſ-
ſe Revier geſetzet und gepflantzet wuͤrden, ſo
koͤnte ſolche das Land nicht ertragen, oder ihnen
genungſame Nahrung geben, oder es wuͤrde we-
nigſtens den Grund und Boden ſehr ausſaugen,
und mager machen, ſo wird doch die vorſichtige
Natur hierauf ſelbſt antworten, nemlich, daß

ein
B b b b 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1147" n="1127"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> mit &#x017F;ehr guten Nutzen <hi rendition="#aq">practici</hi>ret wird. Ka&#x0364;-<lb/>
me die&#x017F;es recht in Stand, &#x017F;o wu&#x0364;rde mancher<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;ter Fleck, der ietzund &#x017F;einen Be&#x017F;itzern gar<lb/>
keinen Vortheil bringt; <hi rendition="#aq">cultivi</hi>ret werden.<lb/>
Man u&#x0364;berlege in etwas, und zehle, wie viel auf<lb/>
einem verwu&#x0364;&#x017F;teten und nicht vo&#x0364;llig angeflogenen<lb/>
und bewach&#x017F;enen Acker Holtz an Ba&#x0364;umen be-<lb/>
findlich, und &#x017F;etze dagegen wie viel Sta&#x0364;mme<lb/>
mehr, als ietzund vorhanden darauff &#x017F;tehen ko&#x0364;n-<lb/>
ten, da wird man finden und er&#x017F;ehen, daß viel<lb/>
daran mangele, und &#x017F;olches nur von des Be&#x017F;i-<lb/>
tzers Nachla&#x0364;ßigkeit herru&#x0364;hre. Wenn man<lb/>
nun auf &#x017F;o viel 1000 Aecker eine Ausrechnung<lb/>
machet, <hi rendition="#aq">e. g.</hi> es mangeln auf einem Acker nur<lb/>
20. Sta&#x0364;mme, &#x017F;o betra&#x0364;gt es auf 2000. Aecker<lb/>
20000. Sta&#x0364;mme, und in eines gantzen Landes<lb/>
Revier viel 100000. aus, welches, wie ieder-<lb/>
mann ge&#x017F;tehen wird, keine Sache von geringer<lb/><hi rendition="#aq">importanz</hi> i&#x017F;t, wenn &#x017F;olche durch Sa&#x0364;en und<lb/>
Pflantzen vermehret werden ko&#x0364;nnen. Und<lb/>
ob gleich ge&#x017F;agt werden wolte, wenn &#x017F;o viel<lb/>
1000. Sta&#x0364;mme mehr als &#x017F;on&#x017F;ten auf eine gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Revier ge&#x017F;etzet und gepflantzet wu&#x0364;rden, &#x017F;o<lb/>
ko&#x0364;nte &#x017F;olche das Land nicht ertragen, oder ihnen<lb/>
genung&#x017F;ame Nahrung geben, oder es wu&#x0364;rde we-<lb/>
nig&#x017F;tens den Grund und Boden &#x017F;ehr aus&#x017F;augen,<lb/>
und mager machen, &#x017F;o wird doch die vor&#x017F;ichtige<lb/>
Natur hierauf &#x017F;elb&#x017F;t antworten, nemlich, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b b b 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1127/1147] mit ſehr guten Nutzen practiciret wird. Kaͤ- me dieſes recht in Stand, ſo wuͤrde mancher wuͤſter Fleck, der ietzund ſeinen Beſitzern gar keinen Vortheil bringt; cultiviret werden. Man uͤberlege in etwas, und zehle, wie viel auf einem verwuͤſteten und nicht voͤllig angeflogenen und bewachſenen Acker Holtz an Baͤumen be- findlich, und ſetze dagegen wie viel Staͤmme mehr, als ietzund vorhanden darauff ſtehen koͤn- ten, da wird man finden und erſehen, daß viel daran mangele, und ſolches nur von des Beſi- tzers Nachlaͤßigkeit herruͤhre. Wenn man nun auf ſo viel 1000 Aecker eine Ausrechnung machet, e. g. es mangeln auf einem Acker nur 20. Staͤmme, ſo betraͤgt es auf 2000. Aecker 20000. Staͤmme, und in eines gantzen Landes Revier viel 100000. aus, welches, wie ieder- mann geſtehen wird, keine Sache von geringer importanz iſt, wenn ſolche durch Saͤen und Pflantzen vermehret werden koͤnnen. Und ob gleich geſagt werden wolte, wenn ſo viel 1000. Staͤmme mehr als ſonſten auf eine gewiſ- ſe Revier geſetzet und gepflantzet wuͤrden, ſo koͤnte ſolche das Land nicht ertragen, oder ihnen genungſame Nahrung geben, oder es wuͤrde we- nigſtens den Grund und Boden ſehr ausſaugen, und mager machen, ſo wird doch die vorſichtige Natur hierauf ſelbſt antworten, nemlich, daß ein B b b b 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1147
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1147>, abgerufen am 23.11.2024.