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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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nem Vaterlande, so bedancket er sich vor die
Herberge, verläst Teutschland, und geht in
Franckreich oder Holland, wo er etwas geachtet
wird, denn honos alit artem. Und auf diese
Weise muß Teutschland der Künstler entbeh-
ren, welche andre Länder mit Begierte anneh-
men, und in hohen Ehren halten. Jst derhal-
ben die Verachtung der Handwercker eine von
den grösten Ursachen, daß die Manufacturen
bis dato nicht haben können empor kommen,
hergegen sind die Länder mit allzuviel solchen
Leuten angefüllet, welche stets gedienet und doch
nichts gelernet haben.

§. 2. Es solten hohe Landes-Obrigkeiten
anbefehlen, daß eine iede Profession und Hand-
werck, alle Jahre gewisse monita einschickte,
was sie in dem Jahre observiret und gefun-
den, so in einem und dem andern ihnen bey ihrer
Profession und Handwercks-Ubung hinderlich
gewesen. Sie solten auch zugleich gewisse
Vorschläge mit annotiren, auf was vor Art
eines und das andere möchte cultiviret und ver-
bessert werden. Der Serenissimus müste her-
nach einigen Männern, die in Physicalischen,
Mathematischen und Mechanischen Sachen
erfahren wären, committiren, ihre respective
Gravamina
und Vorschläge zu untersuchen,
und alsdenn zu seiner weitern Verordnung ihnen

ein zu



nem Vaterlande, ſo bedancket er ſich vor die
Herberge, verlaͤſt Teutſchland, und geht in
Franckreich oder Holland, wo er etwas geachtet
wird, denn honos alit artem. Und auf dieſe
Weiſe muß Teutſchland der Kuͤnſtler entbeh-
ren, welche andre Laͤnder mit Begierte anneh-
men, und in hohen Ehren halten. Jſt derhal-
ben die Verachtung der Handwercker eine von
den groͤſten Urſachen, daß die Manufacturen
bis dato nicht haben koͤnnen empor kommen,
hergegen ſind die Laͤnder mit allzuviel ſolchen
Leuten angefuͤllet, welche ſtets gedienet und doch
nichts gelernet haben.

§. 2. Es ſolten hohe Landes-Obrigkeiten
anbefehlen, daß eine iede Profeſſion und Hand-
werck, alle Jahre gewiſſe monita einſchickte,
was ſie in dem Jahre obſerviret und gefun-
den, ſo in einem und dem andern ihnen bey ihrer
Profesſion und Handwercks-Ubung hinderlich
geweſen. Sie ſolten auch zugleich gewiſſe
Vorſchlaͤge mit annotiren, auf was vor Art
eines und das andere moͤchte cultiviret und ver-
beſſert werden. Der Serenisſimus muͤſte her-
nach einigen Maͤnnern, die in Phyſicaliſchen,
Mathematiſchen und Mechaniſchen Sachen
erfahren waͤren, committiren, ihre reſpective
Gravamina
und Vorſchlaͤge zu unterſuchen,
und alsdeñ zu ſeiner weitern Verordnung ihnen

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[1051/1071] nem Vaterlande, ſo bedancket er ſich vor die Herberge, verlaͤſt Teutſchland, und geht in Franckreich oder Holland, wo er etwas geachtet wird, denn honos alit artem. Und auf dieſe Weiſe muß Teutſchland der Kuͤnſtler entbeh- ren, welche andre Laͤnder mit Begierte anneh- men, und in hohen Ehren halten. Jſt derhal- ben die Verachtung der Handwercker eine von den groͤſten Urſachen, daß die Manufacturen bis dato nicht haben koͤnnen empor kommen, hergegen ſind die Laͤnder mit allzuviel ſolchen Leuten angefuͤllet, welche ſtets gedienet und doch nichts gelernet haben. §. 2. Es ſolten hohe Landes-Obrigkeiten anbefehlen, daß eine iede Profeſſion und Hand- werck, alle Jahre gewiſſe monita einſchickte, was ſie in dem Jahre obſerviret und gefun- den, ſo in einem und dem andern ihnen bey ihrer Profesſion und Handwercks-Ubung hinderlich geweſen. Sie ſolten auch zugleich gewiſſe Vorſchlaͤge mit annotiren, auf was vor Art eines und das andere moͤchte cultiviret und ver- beſſert werden. Der Serenisſimus muͤſte her- nach einigen Maͤnnern, die in Phyſicaliſchen, Mathematiſchen und Mechaniſchen Sachen erfahren waͤren, committiren, ihre reſpective Gravamina und Vorſchlaͤge zu unterſuchen, und alsdeñ zu ſeiner weitern Verordnung ihnen ein zu

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1051. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1071>, abgerufen am 23.11.2024.