Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.schen zu setzen pflegen. Jch will aber hierbey lieber die Worte des Autoris der Oesterreich ü- ber alles geschrieben, wenn es nur will, als mei- ne eigenen anführen. Er sagt: Es wäre gut, wenn die Frau Mode zu ihrem Vater den Hen- cker schickten. Es sind unvergleichlich mehr Nationen in der Welt, die sich an einerley Tracht beständig halten, als deren so da än- dern. Warum müssen wir es denn eben den wenigen nachthun, und nicht den mehrern? Oder können wir ja nicht der närrischen varia- tion entbehren, so hätten wir doch die Freyheit eben so närrisch als die Frantzosen zu seyn, und solche nach unserer eigenen Phantasie von Zeit zu Zeit zu inventiren, um Meister von unsern Manufacturen zn bleiben. Wolte auch die- ses nicht gefallen, so könte man noch wohl die Muster von den Moden so wohl in Schnitt der Kleidung als Zeug selbsten aus Franckreich bringen lassen, und bey uns fabriciren, so wür- de auch diesem Unglück abgeholffen seyn. Denn ietz und, wenn eine Mode auffkommt, sind die Waaren nach solcher aus der Weite zu be- schreiben. Bevor sie nun anlangen, ändert die Mode offters viel, und bleibt der Kauff- mann mit Schaden sitzen. Sind aber die Fabriquen im Lande selbst, so werden ihrer mehr
ſchen zu ſetzen pflegen. Jch will aber hierbey lieber die Worte des Autoris der Oeſterreich uͤ- ber alles geſchrieben, wenn es nur will, als mei- ne eigenen anfuͤhren. Er ſagt: Es waͤre gut, wenn die Frau Mode zu ihrem Vater den Hen- cker ſchickten. Es ſind unvergleichlich mehr Nationen in der Welt, die ſich an einerley Tracht beſtaͤndig halten, als deren ſo da aͤn- dern. Warum muͤſſen wir es denn eben den wenigen nachthun, und nicht den mehrern? Oder koͤnnen wir ja nicht der naͤrriſchen varia- tion entbehren, ſo haͤtten wir doch die Freyheit eben ſo naͤrriſch als die Frantzoſen zu ſeyn, und ſolche nach unſerer eigenen Phantaſie von Zeit zu Zeit zu inventiren, um Meiſter von unſern Manufacturen zn bleiben. Wolte auch die- ſes nicht gefallen, ſo koͤnte man noch wohl die Muſter von den Moden ſo wohl in Schnitt der Kleidung als Zeug ſelbſten aus Franckreich bringen laſſen, und bey uns fabriciren, ſo wuͤr- de auch dieſem Ungluͤck abgeholffen ſeyn. Denn ietz und, wenn eine Mode auffkommt, ſind die Waaren nach ſolcher aus der Weite zu be- ſchreiben. Bevor ſie nun anlangen, aͤndert die Mode offters viel, und bleibt der Kauff- mann mit Schaden ſitzen. Sind aber die Fabriquen im Lande ſelbſt, ſo werden ihrer mehr
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ber alles geſchrieben, wenn es nur will, als mei-
ne eigenen anfuͤhren. Er ſagt: Es waͤre gut,
wenn die Frau Mode zu ihrem Vater den Hen-
cker ſchickten. Es ſind unvergleichlich mehr
Nationen in der Welt, die ſich an einerley
Tracht beſtaͤndig halten, als deren ſo da aͤn-
dern. Warum muͤſſen wir es denn eben den
wenigen nachthun, und nicht den mehrern?
Oder koͤnnen wir ja nicht der naͤrriſchen varia-
tion entbehren, ſo haͤtten wir doch die Freyheit
eben ſo naͤrriſch als die Frantzoſen zu ſeyn, und
ſolche nach unſerer eigenen Phantaſie von Zeit
zu Zeit zu inventiren, um Meiſter von unſern
Manufacturen zn bleiben. Wolte auch die-
ſes nicht gefallen, ſo koͤnte man noch wohl die
Muſter von den Moden ſo wohl in Schnitt der
Kleidung als Zeug ſelbſten aus Franckreich
bringen laſſen, und bey uns fabriciren, ſo wuͤr-
de auch dieſem Ungluͤck abgeholffen ſeyn. Denn
ietz und, wenn eine Mode auffkommt, ſind die
Waaren nach ſolcher aus der Weite zu be-
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Zitationshilfe: | Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1048. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1068>, abgerufen am 01.07.2024. |