wohlfeilesten seine Waaren geben kan, hat vor andern den ersten Verkauff. Hergegen, wann eine Sache theuer wird, so suchen diejenigen, welchen wir solche Dinge zu verkauffen brin- gen, wie sie dergleichen selbst fabriciren oder nachmachen können, wodurch denn der gantze Handel verlohren wird. Engeland hat sol- ches mit seinem Schaden erfahren. Denn als sie die Wolle so hoch steigerten, daß die Tü- cher zu theuer wurden; so fiengen sie in Hol- land und Teutschland die Tücher selbst an zu machen, und ob sie gleich daselbst nicht so gut als in Engeland gemacht wurden, so behalff sich doch der gemeine Mann damit, weil sie wohlfeil waren, biß in diesen Ländern nach und nach die Wollen-Fabricen besser ausstudieret wurden. Jnzwischen hat Engeland den Schaden, daß es nicht mehr so viel Tücher verkaufft, als es vorhero gethan hat, welches allein die Theu- tung ihrer Tücher in Anfang verursachte. Die Wohlfeiligkeit aber der Manufacturen wird erlanget, durch die Wohlfeiligkeit in Essen und Trincken, damit leicht zu zehren, und also die Unterhaltung des Gesindes leicht sey.
§. 25. Es ist kein Zweiffel, daß diejenigen so der Galanterie und Kleider-Pracht ergeben, und alle neuen Moden mitmachen wollen, sich sonderlich wieder das Verboth der ausländi-
schen
U u u 4
wohlfeileſten ſeine Waaren geben kan, hat vor andern den erſten Verkauff. Hergegen, wann eine Sache theuer wird, ſo ſuchen diejenigen, welchen wir ſolche Dinge zu verkauffen brin- gen, wie ſie dergleichen ſelbſt fabriciren oder nachmachen koͤnnen, wodurch denn der gantze Handel verlohren wird. Engeland hat ſol- ches mit ſeinem Schaden erfahren. Denn als ſie die Wolle ſo hoch ſteigerten, daß die Tuͤ- cher zu theuer wurden; ſo fiengen ſie in Hol- land und Teutſchland die Tuͤcher ſelbſt an zu machen, und ob ſie gleich daſelbſt nicht ſo gut als in Engeland gemacht wurden, ſo behalff ſich doch der gemeine Mann damit, weil ſie wohlfeil waren, biß in dieſen Laͤndern nach und nach die Wollen-Fabricen beſſer ausſtudieret wurden. Jnzwiſchen hat Engeland den Schaden, daß es nicht mehr ſo viel Tuͤcher verkaufft, als es vorhero gethan hat, welches allein die Theu- tung ihrer Tuͤcher in Anfang verurſachte. Die Wohlfeiligkeit aber der Manufacturen wird erlanget, durch die Wohlfeiligkeit in Eſſen und Trincken, damit leicht zu zehren, und alſo die Unterhaltung des Geſindes leicht ſey.
§. 25. Es iſt kein Zweiffel, daß diejenigen ſo der Galanterie und Kleider-Pracht ergeben, und alle neuen Moden mitmachen wollen, ſich ſonderlich wieder das Verboth der auslaͤndi-
ſchen
U u u 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1067"n="1047"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> wohlfeileſten ſeine Waaren geben kan, hat vor<lb/>
andern den erſten Verkauff. Hergegen, wann<lb/>
eine Sache theuer wird, ſo ſuchen diejenigen,<lb/>
welchen wir ſolche Dinge zu verkauffen brin-<lb/>
gen, wie ſie dergleichen ſelbſt <hirendition="#aq">fabrici</hi>ren oder<lb/>
nachmachen koͤnnen, wodurch denn der gantze<lb/>
Handel verlohren wird. Engeland hat ſol-<lb/>
ches mit ſeinem Schaden erfahren. Denn<lb/>
als ſie die Wolle ſo hoch ſteigerten, daß die Tuͤ-<lb/>
cher zu theuer wurden; ſo fiengen ſie in Hol-<lb/>
land und Teutſchland die Tuͤcher ſelbſt an zu<lb/>
machen, und ob ſie gleich daſelbſt nicht ſo gut als<lb/>
in Engeland gemacht wurden, ſo behalff ſich<lb/>
doch der gemeine Mann damit, weil ſie wohlfeil<lb/>
waren, biß in dieſen Laͤndern nach und nach die<lb/>
Wollen-<hirendition="#aq">Fabric</hi>en beſſer ausſtudieret wurden.<lb/>
Jnzwiſchen hat Engeland den Schaden, daß<lb/>
es nicht mehr ſo viel Tuͤcher verkaufft, als es<lb/>
vorhero gethan hat, welches allein die Theu-<lb/>
tung ihrer Tuͤcher in Anfang verurſachte. Die<lb/>
Wohlfeiligkeit aber der <hirendition="#aq">Manufactu</hi>ren wird<lb/>
erlanget, durch die Wohlfeiligkeit in Eſſen und<lb/>
Trincken, damit leicht zu zehren, und alſo die<lb/>
Unterhaltung des Geſindes leicht ſey.</p><lb/><p>§. 25. Es iſt kein Zweiffel, daß diejenigen ſo<lb/>
der <hirendition="#aq">Galanterie</hi> und Kleider-Pracht ergeben,<lb/>
und alle neuen Moden mitmachen wollen, ſich<lb/>ſonderlich wieder das Verboth der auslaͤndi-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U u u 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſchen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1047/1067]
wohlfeileſten ſeine Waaren geben kan, hat vor
andern den erſten Verkauff. Hergegen, wann
eine Sache theuer wird, ſo ſuchen diejenigen,
welchen wir ſolche Dinge zu verkauffen brin-
gen, wie ſie dergleichen ſelbſt fabriciren oder
nachmachen koͤnnen, wodurch denn der gantze
Handel verlohren wird. Engeland hat ſol-
ches mit ſeinem Schaden erfahren. Denn
als ſie die Wolle ſo hoch ſteigerten, daß die Tuͤ-
cher zu theuer wurden; ſo fiengen ſie in Hol-
land und Teutſchland die Tuͤcher ſelbſt an zu
machen, und ob ſie gleich daſelbſt nicht ſo gut als
in Engeland gemacht wurden, ſo behalff ſich
doch der gemeine Mann damit, weil ſie wohlfeil
waren, biß in dieſen Laͤndern nach und nach die
Wollen-Fabricen beſſer ausſtudieret wurden.
Jnzwiſchen hat Engeland den Schaden, daß
es nicht mehr ſo viel Tuͤcher verkaufft, als es
vorhero gethan hat, welches allein die Theu-
tung ihrer Tuͤcher in Anfang verurſachte. Die
Wohlfeiligkeit aber der Manufacturen wird
erlanget, durch die Wohlfeiligkeit in Eſſen und
Trincken, damit leicht zu zehren, und alſo die
Unterhaltung des Geſindes leicht ſey.
§. 25. Es iſt kein Zweiffel, daß diejenigen ſo
der Galanterie und Kleider-Pracht ergeben,
und alle neuen Moden mitmachen wollen, ſich
ſonderlich wieder das Verboth der auslaͤndi-
ſchen
U u u 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1047. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1067>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.