Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



teln anzufangen, ob allbereits gute Handlung
und Credit darinnen etabliret, und Hoffnung
sey, daß in allem Fall die Manufactur mit ein-
ländischen Capitalien kan ausgeführet, oder sol-
che aus der Fremde müssen geführet werden.

§. 8. Hierbey ist auch der Einwohner In-
clination
zu untersuchen, ob solche die Hand-
lung lieben, oder nicht? Ob sie neue und nütz-
liche Einfuhrungen befördern, arbeitsam,
sinnreich und spahrsam seyn? Ob solcherge-
stalt die Manufactur unter vielen Fami-
lien ein zutheilen, und gleichsam im Lande aus-
zu säen, oder durch ein Monopolium zu des
Landes-Herrn Schutz und Privilegium an ei-
nem gewissen Ort müsse gepflantzet, und nur
einer oder wenigen Personen verliehen werden,
welches alles am besten aus des Landes Inter-
esse
sich ermessen läst, ob und wieweit nehmlich
demselben mit der Manufactur gedienet sey.

§. 9. Die Zeiten können auch manchmahl
favorabler, manchmahl denen Manufacturen
hinderlich seyn, favorabler sind sie, wenn an-
dere gute Künstler, Arbeiter und Handwercks-
Leute gedrücket und verjaget werden, daß man
solche wieder aufnehme, (und wie ietzt mit eini-
gen löblichen Teutschen Regierungen mit denen
der Religion wegen vertriebenen geschiehet) ih-
nen Schutz und Brod verschaffet, ferner kan

auch



teln anzufangen, ob allbereits gute Handlung
und Credit darinnen etabliret, und Hoffnung
ſey, daß in allem Fall die Manufactur mit ein-
laͤndiſchen Capitalien kan ausgefuͤhret, oder ſol-
che aus der Fremde muͤſſen gefuͤhret werden.

§. 8. Hierbey iſt auch der Einwohner In-
clination
zu unterſuchen, ob ſolche die Hand-
lung lieben, oder nicht? Ob ſie neue und nuͤtz-
liche Einfuhrungen befoͤrdern, arbeitſam,
ſinnreich und ſpahrſam ſeyn? Ob ſolcherge-
ſtalt die Manufactur unter vielen Fami-
lien ein zutheilen, und gleichſam im Lande aus-
zu ſaͤen, oder durch ein Monopolium zu des
Landes-Herrn Schutz und Privilegium an ei-
nem gewiſſen Ort muͤſſe gepflantzet, und nur
einer oder wenigen Perſonen verliehen werden,
welches alles am beſten aus des Landes Inter-
eſſe
ſich ermeſſen laͤſt, ob und wieweit nehmlich
demſelben mit der Manufactur gedienet ſey.

§. 9. Die Zeiten koͤnnen auch manchmahl
favorabler, manchmahl denen Manufacturen
hinderlich ſeyn, favorabler ſind ſie, wenn an-
dere gute Kuͤnſtler, Arbeiter und Handwercks-
Leute gedruͤcket und verjaget werden, daß man
ſolche wieder aufnehme, (und wie ietzt mit eini-
gen loͤblichen Teutſchen Regierungen mit denen
der Religion wegen vertriebenen geſchiehet) ih-
nen Schutz und Brod verſchaffet, ferner kan

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1043" n="1023"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> teln anzufangen, ob allbereits gute Handlung<lb/>
und Credit darinnen <hi rendition="#aq">etablir</hi>et, und Hoffnung<lb/>
&#x017F;ey, daß in allem Fall die Manufactur mit ein-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Capitalien</hi> kan ausgefu&#x0364;hret, oder &#x017F;ol-<lb/>
che aus der Fremde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gefu&#x0364;hret werden.</p><lb/>
        <p>§. 8. Hierbey i&#x017F;t auch der Einwohner <hi rendition="#aq">In-<lb/>
clination</hi> zu unter&#x017F;uchen, ob &#x017F;olche die Hand-<lb/>
lung lieben, oder nicht? Ob &#x017F;ie neue und nu&#x0364;tz-<lb/>
liche Einfuhrungen befo&#x0364;rdern, arbeit&#x017F;am,<lb/>
&#x017F;innreich und &#x017F;pahr&#x017F;am &#x017F;eyn? Ob &#x017F;olcherge-<lb/>
&#x017F;talt die Manufactur unter vielen Fami-<lb/>
lien ein zutheilen, und gleich&#x017F;am im Lande aus-<lb/>
zu &#x017F;a&#x0364;en, oder durch ein <hi rendition="#aq">Monopolium</hi> zu des<lb/>
Landes-Herrn Schutz und <hi rendition="#aq">Privilegium</hi> an ei-<lb/>
nem gewi&#x017F;&#x017F;en Ort mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gepflantzet, und nur<lb/>
einer oder wenigen Per&#x017F;onen verliehen werden,<lb/>
welches alles am be&#x017F;ten aus des Landes <hi rendition="#aq">Inter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e</hi> &#x017F;ich erme&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;&#x017F;t, ob und wieweit nehmlich<lb/>
dem&#x017F;elben mit der Manufactur gedienet &#x017F;ey.</p><lb/>
        <p>§. 9. Die Zeiten ko&#x0364;nnen auch manchmahl<lb/><hi rendition="#aq">favorabler,</hi> manchmahl denen Manufacturen<lb/>
hinderlich &#x017F;eyn, <hi rendition="#aq">favorabl</hi>er &#x017F;ind &#x017F;ie, wenn an-<lb/>
dere gute Ku&#x0364;n&#x017F;tler, Arbeiter und Handwercks-<lb/>
Leute gedru&#x0364;cket und verjaget werden, daß man<lb/>
&#x017F;olche wieder aufnehme, (und wie ietzt mit eini-<lb/>
gen lo&#x0364;blichen Teut&#x017F;chen Regierungen mit denen<lb/>
der Religion wegen vertriebenen ge&#x017F;chiehet) ih-<lb/>
nen Schutz und Brod ver&#x017F;chaffet, ferner kan<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1023/1043] teln anzufangen, ob allbereits gute Handlung und Credit darinnen etabliret, und Hoffnung ſey, daß in allem Fall die Manufactur mit ein- laͤndiſchen Capitalien kan ausgefuͤhret, oder ſol- che aus der Fremde muͤſſen gefuͤhret werden. §. 8. Hierbey iſt auch der Einwohner In- clination zu unterſuchen, ob ſolche die Hand- lung lieben, oder nicht? Ob ſie neue und nuͤtz- liche Einfuhrungen befoͤrdern, arbeitſam, ſinnreich und ſpahrſam ſeyn? Ob ſolcherge- ſtalt die Manufactur unter vielen Fami- lien ein zutheilen, und gleichſam im Lande aus- zu ſaͤen, oder durch ein Monopolium zu des Landes-Herrn Schutz und Privilegium an ei- nem gewiſſen Ort muͤſſe gepflantzet, und nur einer oder wenigen Perſonen verliehen werden, welches alles am beſten aus des Landes Inter- eſſe ſich ermeſſen laͤſt, ob und wieweit nehmlich demſelben mit der Manufactur gedienet ſey. §. 9. Die Zeiten koͤnnen auch manchmahl favorabler, manchmahl denen Manufacturen hinderlich ſeyn, favorabler ſind ſie, wenn an- dere gute Kuͤnſtler, Arbeiter und Handwercks- Leute gedruͤcket und verjaget werden, daß man ſolche wieder aufnehme, (und wie ietzt mit eini- gen loͤblichen Teutſchen Regierungen mit denen der Religion wegen vertriebenen geſchiehet) ih- nen Schutz und Brod verſchaffet, ferner kan auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1043
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1023. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1043>, abgerufen am 23.11.2024.