Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



es Friede wird, oder er sonst in einem bessern
Zustand kömmt, einem ieden hernach dasjeni-
ge, was er zur Zeit der Noth vorgeschossen, wie-
der restituiren.

§. 36. Es ist an der Kenntniß des Geldes
nicht allein im Handel und Wandel und bey
dem Commercien-Wesen, sondern auch allen
Handlungen des gantzen menschlichen Lebens
gar hoch gelegen, und muß es mancher erstlich
hernach mit seinem Schaden lernen, wenn er un-
terschiedene mahl von andern dißfalls hinter-
gangen worden. Es wäre zu wündschen, daß
in den grösten Residentz- und Handels-Städ-
ten entweder einem gewissen Kauffmanne, oder
aber einem andern, der von dergleichen Geld-
Affairen Connoissance hätte, von dem Landes-
Herrn anbefohlen würde, junge Leute hierin-
nen zu unterrichten. Er müste ihnen nicht nur
alle Müntzen, die in dem Lande bräuchlich sind,
und daselbst gelten sollen, in natura zeigen, und
ihnen solche kennen lernen, sondern auch die
Müntzen der andern teutschen Provintzien, ja
der übrigen Europäischen Länder. Er müste
ihnen darbey das Lagio erklären, und die rai-
sons
sagen, warum zu manchen Zeiten an ge-
wissen güldenen oder silbernen Müntzen ein hö-
her Lagio gegeben wird, denn zu einer andern
Zeit, ingleichen welche Sorten vor andern vor

eine



es Friede wird, oder er ſonſt in einem beſſern
Zuſtand koͤmmt, einem ieden hernach dasjeni-
ge, was er zur Zeit der Noth vorgeſchoſſen, wie-
der reſtituiren.

§. 36. Es iſt an der Kenntniß des Geldes
nicht allein im Handel und Wandel und bey
dem Commercien-Weſen, ſondern auch allen
Handlungen des gantzen menſchlichen Lebens
gar hoch gelegen, und muß es mancher erſtlich
hernach mit ſeinem Schaden lernen, wenn er un-
terſchiedene mahl von andern dißfalls hinter-
gangen worden. Es waͤre zu wuͤndſchen, daß
in den groͤſten Reſidentz- und Handels-Staͤd-
ten entweder einem gewiſſen Kauffmanne, oder
aber einem andern, der von dergleichen Geld-
Affairen Connoiſſance haͤtte, von dem Landes-
Herrn anbefohlen wuͤrde, junge Leute hierin-
nen zu unterrichten. Er muͤſte ihnen nicht nur
alle Muͤntzen, die in dem Lande braͤuchlich ſind,
und daſelbſt gelten ſollen, in natura zeigen, und
ihnen ſolche kennen lernen, ſondern auch die
Muͤntzen der andern teutſchen Provintzien, ja
der uͤbrigen Europaͤiſchen Laͤnder. Er muͤſte
ihnen darbey das Lagio erklaͤren, und die rai-
ſons
ſagen, warum zu manchen Zeiten an ge-
wiſſen guͤldenen oder ſilbernen Muͤntzen ein hoͤ-
her Lagio gegeben wird, denn zu einer andern
Zeit, ingleichen welche Sorten vor andern vor

eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1036" n="1016"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> es Friede wird, oder er &#x017F;on&#x017F;t in einem be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Zu&#x017F;tand ko&#x0364;mmt, einem ieden hernach dasjeni-<lb/>
ge, was er zur Zeit der Noth vorge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, wie-<lb/>
der <hi rendition="#aq">re&#x017F;titui</hi>ren.</p><lb/>
        <p>§. 36. Es i&#x017F;t an der Kenntniß des Geldes<lb/>
nicht allein im Handel und Wandel und bey<lb/>
dem Commercien-We&#x017F;en, &#x017F;ondern auch allen<lb/>
Handlungen des gantzen men&#x017F;chlichen Lebens<lb/>
gar hoch gelegen, und muß es mancher er&#x017F;tlich<lb/>
hernach mit &#x017F;einem Schaden lernen, wenn er un-<lb/>
ter&#x017F;chiedene mahl von andern dißfalls hinter-<lb/>
gangen worden. Es wa&#x0364;re zu wu&#x0364;nd&#x017F;chen, daß<lb/>
in den gro&#x0364;&#x017F;ten Re&#x017F;identz- und Handels-Sta&#x0364;d-<lb/>
ten entweder einem gewi&#x017F;&#x017F;en Kauffmanne, oder<lb/>
aber einem andern, der von dergleichen Geld-<lb/><hi rendition="#aq">Affair</hi>en <hi rendition="#aq">Connoi&#x017F;&#x017F;ance</hi> ha&#x0364;tte, von dem Landes-<lb/>
Herrn anbefohlen wu&#x0364;rde, junge Leute hierin-<lb/>
nen zu unterrichten. Er mu&#x0364;&#x017F;te ihnen nicht nur<lb/>
alle Mu&#x0364;ntzen, die in dem Lande bra&#x0364;uchlich &#x017F;ind,<lb/>
und da&#x017F;elb&#x017F;t gelten &#x017F;ollen, <hi rendition="#aq">in natura</hi> zeigen, und<lb/>
ihnen &#x017F;olche kennen lernen, &#x017F;ondern auch die<lb/>
Mu&#x0364;ntzen der andern teut&#x017F;chen Provintzien, ja<lb/>
der u&#x0364;brigen Europa&#x0364;i&#x017F;chen La&#x0364;nder. Er mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
ihnen darbey das <hi rendition="#aq">Lagio</hi> erkla&#x0364;ren, und die <hi rendition="#aq">rai-<lb/>
&#x017F;ons</hi> &#x017F;agen, warum zu manchen Zeiten an ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en gu&#x0364;ldenen oder &#x017F;ilbernen Mu&#x0364;ntzen ein ho&#x0364;-<lb/>
her <hi rendition="#aq">Lagio</hi> gegeben wird, denn zu einer andern<lb/>
Zeit, ingleichen welche Sorten vor andern vor<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1016/1036] es Friede wird, oder er ſonſt in einem beſſern Zuſtand koͤmmt, einem ieden hernach dasjeni- ge, was er zur Zeit der Noth vorgeſchoſſen, wie- der reſtituiren. §. 36. Es iſt an der Kenntniß des Geldes nicht allein im Handel und Wandel und bey dem Commercien-Weſen, ſondern auch allen Handlungen des gantzen menſchlichen Lebens gar hoch gelegen, und muß es mancher erſtlich hernach mit ſeinem Schaden lernen, wenn er un- terſchiedene mahl von andern dißfalls hinter- gangen worden. Es waͤre zu wuͤndſchen, daß in den groͤſten Reſidentz- und Handels-Staͤd- ten entweder einem gewiſſen Kauffmanne, oder aber einem andern, der von dergleichen Geld- Affairen Connoiſſance haͤtte, von dem Landes- Herrn anbefohlen wuͤrde, junge Leute hierin- nen zu unterrichten. Er muͤſte ihnen nicht nur alle Muͤntzen, die in dem Lande braͤuchlich ſind, und daſelbſt gelten ſollen, in natura zeigen, und ihnen ſolche kennen lernen, ſondern auch die Muͤntzen der andern teutſchen Provintzien, ja der uͤbrigen Europaͤiſchen Laͤnder. Er muͤſte ihnen darbey das Lagio erklaͤren, und die rai- ſons ſagen, warum zu manchen Zeiten an ge- wiſſen guͤldenen oder ſilbernen Muͤntzen ein hoͤ- her Lagio gegeben wird, denn zu einer andern Zeit, ingleichen welche Sorten vor andern vor eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1036
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1016. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1036>, abgerufen am 23.11.2024.