Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



gleich den Zweck in soweit hier durch erreicht, daß
das gute Geld im Lande bleibet, so verursachet
es doch in Handel und Wandel allerhand prae-
judici
rliche Verdrießlichkeit, und ist daher in
andern Ländern eben nicht so schlechter Dings
nachzuahmen. Denn in Betrachtung, daß
viel considerable Commercien nicht wohl ohne
baares Geld, Gold oder Silber getrieben wer-
den können, hat man in der Erfahrung befun-
den, daß solche Handlung dahin als auf einen
gemeinen Marckt am meisten lauffe, welches
hierinnen die Freyheit giebt, und Gold oder
Geld frey aus dem Lande zu führen gestattet.

§. 35. Wenn bißweilen zu Kriegs-Zeiten
und andern fatalitäten eine solche Geld-Noth
vorhanden ist, daß der Landes-Herr aus seiner
Schatz- und Rent-Cammer, und die Untertha-
nen nicht vermögend sind, zu Bezahlung der
Trouppen und andern Krieges-Nothwendig-
keiten so viel Geld aufzubringen, als wohl nö-
thig, so ist ein Regent gar wohl befugt, daß er
seinen Ministris und andern, von denen er weiß,
daß sie an Silber-Geschirr und andern derglei-
chen pretiosis einen guten Vorrath haben, an-
befehlen kan, ihr Silber-Werck in die Müntze
zu schicken, um Geld daraus zu schlagen. Je-
doch muß alles, was ein ieder hergegeben, auf-
geschrieben werden, und der Landes-Fürst, wenn

es
S s s 4



gleich den Zweck in ſoweit hier durch erreicht, daß
das gute Geld im Lande bleibet, ſo verurſachet
es doch in Handel und Wandel allerhand præ-
judici
rliche Verdrießlichkeit, und iſt daher in
andern Laͤndern eben nicht ſo ſchlechter Dings
nachzuahmen. Denn in Betrachtung, daß
viel conſiderable Commercien nicht wohl ohne
baares Geld, Gold oder Silber getrieben wer-
den koͤnnen, hat man in der Erfahrung befun-
den, daß ſolche Handlung dahin als auf einen
gemeinen Marckt am meiſten lauffe, welches
hierinnen die Freyheit giebt, und Gold oder
Geld frey aus dem Lande zu fuͤhren geſtattet.

§. 35. Wenn bißweilen zu Kriegs-Zeiten
und andern fatalitaͤten eine ſolche Geld-Noth
vorhanden iſt, daß der Landes-Herr aus ſeiner
Schatz- und Rent-Cammer, und die Untertha-
nen nicht vermoͤgend ſind, zu Bezahlung der
Trouppen und andern Krieges-Nothwendig-
keiten ſo viel Geld aufzubringen, als wohl noͤ-
thig, ſo iſt ein Regent gar wohl befugt, daß er
ſeinen Miniſtris und andern, von denen er weiß,
daß ſie an Silber-Geſchirr und andern derglei-
chen pretioſis einen guten Vorrath haben, an-
befehlen kan, ihr Silber-Werck in die Muͤntze
zu ſchicken, um Geld daraus zu ſchlagen. Je-
doch muß alles, was ein ieder hergegeben, auf-
geſchrieben werden, und der Landes-Fuͤrſt, wenn

es
S s s 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1035" n="1015"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> gleich den Zweck in &#x017F;oweit hier durch erreicht, daß<lb/>
das gute Geld im Lande bleibet, &#x017F;o verur&#x017F;achet<lb/>
es doch in Handel und Wandel allerhand <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
judici</hi>rliche Verdrießlichkeit, und i&#x017F;t daher in<lb/>
andern La&#x0364;ndern eben nicht &#x017F;o &#x017F;chlechter Dings<lb/>
nachzuahmen. Denn in Betrachtung, daß<lb/>
viel <hi rendition="#aq">con&#x017F;iderable</hi> Commercien nicht wohl ohne<lb/>
baares Geld, Gold oder Silber getrieben wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen, hat man in der Erfahrung befun-<lb/>
den, daß &#x017F;olche Handlung dahin als auf einen<lb/>
gemeinen Marckt am mei&#x017F;ten lauffe, welches<lb/>
hierinnen die Freyheit giebt, und Gold oder<lb/>
Geld frey aus dem Lande zu fu&#x0364;hren ge&#x017F;tattet.</p><lb/>
        <p>§. 35. Wenn bißweilen zu Kriegs-Zeiten<lb/>
und andern <hi rendition="#aq">fatali</hi>ta&#x0364;ten eine &#x017F;olche Geld-Noth<lb/>
vorhanden i&#x017F;t, daß der Landes-Herr aus &#x017F;einer<lb/>
Schatz- und Rent-Cammer, und die Untertha-<lb/>
nen nicht vermo&#x0364;gend &#x017F;ind, zu Bezahlung der<lb/>
Trouppen und andern Krieges-Nothwendig-<lb/>
keiten &#x017F;o viel Geld aufzubringen, als wohl no&#x0364;-<lb/>
thig, &#x017F;o i&#x017F;t ein Regent gar wohl befugt, daß er<lb/>
&#x017F;einen <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tris</hi> und andern, von denen er weiß,<lb/>
daß &#x017F;ie an Silber-Ge&#x017F;chirr und andern derglei-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">pretio&#x017F;is</hi> einen guten Vorrath haben, an-<lb/>
befehlen kan, ihr Silber-Werck in die Mu&#x0364;ntze<lb/>
zu &#x017F;chicken, um Geld daraus zu &#x017F;chlagen. Je-<lb/>
doch muß alles, was ein ieder hergegeben, auf-<lb/>
ge&#x017F;chrieben werden, und der Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;t, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S s s 4</fw><fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1015/1035] gleich den Zweck in ſoweit hier durch erreicht, daß das gute Geld im Lande bleibet, ſo verurſachet es doch in Handel und Wandel allerhand præ- judicirliche Verdrießlichkeit, und iſt daher in andern Laͤndern eben nicht ſo ſchlechter Dings nachzuahmen. Denn in Betrachtung, daß viel conſiderable Commercien nicht wohl ohne baares Geld, Gold oder Silber getrieben wer- den koͤnnen, hat man in der Erfahrung befun- den, daß ſolche Handlung dahin als auf einen gemeinen Marckt am meiſten lauffe, welches hierinnen die Freyheit giebt, und Gold oder Geld frey aus dem Lande zu fuͤhren geſtattet. §. 35. Wenn bißweilen zu Kriegs-Zeiten und andern fatalitaͤten eine ſolche Geld-Noth vorhanden iſt, daß der Landes-Herr aus ſeiner Schatz- und Rent-Cammer, und die Untertha- nen nicht vermoͤgend ſind, zu Bezahlung der Trouppen und andern Krieges-Nothwendig- keiten ſo viel Geld aufzubringen, als wohl noͤ- thig, ſo iſt ein Regent gar wohl befugt, daß er ſeinen Miniſtris und andern, von denen er weiß, daß ſie an Silber-Geſchirr und andern derglei- chen pretioſis einen guten Vorrath haben, an- befehlen kan, ihr Silber-Werck in die Muͤntze zu ſchicken, um Geld daraus zu ſchlagen. Je- doch muß alles, was ein ieder hergegeben, auf- geſchrieben werden, und der Landes-Fuͤrſt, wenn es S s s 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1035
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1015. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1035>, abgerufen am 23.11.2024.