fast an allen Orten in Teutschland, weil dazu- mahl noch viel besondere Obrigkeiten gewesen, von vielen Fürsten, Grafen, Prälaten, Klöstern und Stifftern, viel und unterschiedliche Müntz- Städte aufgerichtet, und allerley breite und hohle Pfennige geschlagen worden, welche aber weiter nicht, als eines ieden solchen Herrn sein Gebiethe sich erstrecket, gültig gewesen, und ge- nommen worden. Nachdem man aber solche Sorten sehr verfälschet und verringeret; Als hat hierauf Carolus Magnus mit seinen Söh- nen, Ludwig und Lothario solcher Stände- und Städte-Müntzen alle verbiethen lassen, hinge- gen angeordnet, daß alle und iede Müntzen nir- gends anders, denn in den Königlichen Palatio geschlagen würden. Er hat solche Müntze ein- tzig und allein, und keine andre mehr durch das gantze Reich gänge und gebe seyn lassen.
§. 3. Weil bey den Müntz-Wesen immer des Korns und Schrodtes Erwehnung gethan wird, so wird nicht undienlich seyn, dasselbe zu erklären. Es ist aber das Korn das allerrei- neste, feineste und perfecteste Gold und Silber, welches von denen unreinen Metallen, wenn es nemlich mit Kupffer, Zinn und Bley vermischt gewesen, hernach aber durchs Feuer auf der mit bey der Asche gemachten warm abgeödeten Cap- pellen mit dem Saturno oder Bley abgetrieben
und
faſt an allen Orten in Teutſchland, weil dazu- mahl noch viel beſondere Obrigkeiten geweſen, von vielen Fuͤrſten, Grafen, Praͤlaten, Kloͤſtern und Stifftern, viel und unterſchiedliche Muͤntz- Staͤdte aufgerichtet, und allerley breite und hohle Pfennige geſchlagen worden, welche aber weiter nicht, als eines ieden ſolchen Herrn ſein Gebiethe ſich erſtrecket, guͤltig geweſen, und ge- nommen worden. Nachdem man aber ſolche Sorten ſehr verfaͤlſchet und verringeret; Als hat hierauf Carolus Magnus mit ſeinen Soͤh- nen, Ludwig und Lothario ſolcher Staͤnde- und Staͤdte-Muͤntzen alle verbiethen laſſen, hinge- gen angeordnet, daß alle und iede Muͤntzen nir- gends anders, denn in den Koͤniglichen Palatio geſchlagen wuͤrden. Er hat ſolche Muͤntze ein- tzig und allein, und keine andre mehr durch das gantze Reich gaͤnge und gebe ſeyn laſſen.
§. 3. Weil bey den Muͤntz-Weſen immer des Korns und Schrodtes Erwehnung gethan wird, ſo wird nicht undienlich ſeyn, daſſelbe zu erklaͤren. Es iſt aber das Korn das allerrei- neſte, feineſte und perfecteſte Gold und Silber, welches von denen unreinen Metallen, wenn es nemlich mit Kupffer, Zinn und Bley vermiſcht geweſen, hernach aber durchs Feuer auf der mit bey der Aſche gemachten warm abgeoͤdeten Cap- pellen mit dem Saturno oder Bley abgetrieben
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1008"n="988"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> faſt an allen Orten in Teutſchland, weil dazu-<lb/>
mahl noch viel beſondere Obrigkeiten geweſen,<lb/>
von vielen Fuͤrſten, Grafen, Praͤlaten, Kloͤſtern<lb/>
und Stifftern, viel und unterſchiedliche Muͤntz-<lb/>
Staͤdte aufgerichtet, und allerley breite und<lb/>
hohle Pfennige geſchlagen worden, welche aber<lb/>
weiter nicht, als eines ieden ſolchen Herrn ſein<lb/>
Gebiethe ſich erſtrecket, guͤltig geweſen, und ge-<lb/>
nommen worden. Nachdem man aber ſolche<lb/>
Sorten ſehr verfaͤlſchet und verringeret; Als<lb/>
hat hierauf <hirendition="#aq">Carolus Magnus</hi> mit ſeinen Soͤh-<lb/>
nen, Ludwig und <hirendition="#aq">Lothario</hi>ſolcher Staͤnde- und<lb/>
Staͤdte-Muͤntzen alle verbiethen laſſen, hinge-<lb/>
gen angeordnet, daß alle und iede Muͤntzen nir-<lb/>
gends anders, denn in den Koͤniglichen <hirendition="#aq">Palatio</hi><lb/>
geſchlagen wuͤrden. Er hat ſolche Muͤntze ein-<lb/>
tzig und allein, und keine andre mehr durch das<lb/>
gantze Reich gaͤnge und gebe ſeyn laſſen.</p><lb/><p>§. 3. Weil bey den Muͤntz-Weſen immer<lb/>
des Korns und Schrodtes Erwehnung gethan<lb/>
wird, ſo wird nicht undienlich ſeyn, daſſelbe zu<lb/>
erklaͤren. Es iſt aber das Korn das allerrei-<lb/>
neſte, feineſte und <hirendition="#aq">perfecte</hi>ſte Gold und Silber,<lb/>
welches von denen unreinen Metallen, wenn es<lb/>
nemlich mit Kupffer, Zinn und Bley vermiſcht<lb/>
geweſen, hernach aber durchs Feuer auf der mit<lb/>
bey der Aſche gemachten warm abgeoͤdeten Cap-<lb/>
pellen mit dem <hirendition="#aq">Saturno</hi> oder Bley abgetrieben<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[988/1008]
faſt an allen Orten in Teutſchland, weil dazu-
mahl noch viel beſondere Obrigkeiten geweſen,
von vielen Fuͤrſten, Grafen, Praͤlaten, Kloͤſtern
und Stifftern, viel und unterſchiedliche Muͤntz-
Staͤdte aufgerichtet, und allerley breite und
hohle Pfennige geſchlagen worden, welche aber
weiter nicht, als eines ieden ſolchen Herrn ſein
Gebiethe ſich erſtrecket, guͤltig geweſen, und ge-
nommen worden. Nachdem man aber ſolche
Sorten ſehr verfaͤlſchet und verringeret; Als
hat hierauf Carolus Magnus mit ſeinen Soͤh-
nen, Ludwig und Lothario ſolcher Staͤnde- und
Staͤdte-Muͤntzen alle verbiethen laſſen, hinge-
gen angeordnet, daß alle und iede Muͤntzen nir-
gends anders, denn in den Koͤniglichen Palatio
geſchlagen wuͤrden. Er hat ſolche Muͤntze ein-
tzig und allein, und keine andre mehr durch das
gantze Reich gaͤnge und gebe ſeyn laſſen.
§. 3. Weil bey den Muͤntz-Weſen immer
des Korns und Schrodtes Erwehnung gethan
wird, ſo wird nicht undienlich ſeyn, daſſelbe zu
erklaͤren. Es iſt aber das Korn das allerrei-
neſte, feineſte und perfecteſte Gold und Silber,
welches von denen unreinen Metallen, wenn es
nemlich mit Kupffer, Zinn und Bley vermiſcht
geweſen, hernach aber durchs Feuer auf der mit
bey der Aſche gemachten warm abgeoͤdeten Cap-
pellen mit dem Saturno oder Bley abgetrieben
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 988. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1008>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.