Jhro Königl Majestät in Pohlen und Churfürstl. Durchlauchtigkeit zu Sachsen, Herr Friedrich Au- gust, unser allergnädigster Herr vor einigen Jahren, nebst dero bey sich habenden Suite in 15 neu in- ventirten Chalouppen und leichten Pisons, welche Holländische Schiffer regierten, auf dem grossen Moritzburgischen Teich, allwo etzliche hundert auf den Köpffen mit hohen Federbüschen a part gezier- te Enten und Gänse zu finden, welche von dieser hohen Gesellschafft, nachdem sie mit diesen Cha- louppen den gantzen Teich in einer angenehmen Ordnung umfahren, durch Schiessen erleget und getödtet worden.
§. 5. Zur Nachtzeit werden nicht allein die Lust- Gebüsche, sondern auch die Teiche und Canäle, bey denen mancherley Lustbarkeiten vorgenommen wer- den, auf unterschiedene Weise mit Fackeln und Lam- pen illuminirt. Es werden auch allenthalben Zelte und Boutiquen aufgerichtet, darinnen die hohen Gäste nebst den Zuschauern alles, was sie nur von Speisen, Geträncke, Liquers, Confituren gebran- ten Wassern und dergleichen benöthiget sind, be- kommen können.
§. 6. Wenn sich die Hoch-Fürstlichen Herr- schafften gefallen lassen, den Weinlesen mit beyzu- wohnen, so ist man auch bey demselbigen auf eine be- sondere Lustbarkeit bedacht. Vielmahls gelchiehet um der Herrschafft ein Vergnügen zu machen, ein solenner Aufzug zur Weinlese. Einige Musican- ten mit Schallmeyen nnd Fagots gehen voran, die Berg-Vögte mit ihren Stäben folgen drauf; nach
diesen
IV. Theil. XIV. Capitul.
Jhro Koͤnigl Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtl. Durchlauchtigkeit zu Sachſen, Herr Friedrich Au- guſt, unſer allergnaͤdigſter Herr vor einigen Jahren, nebſt dero bey ſich habenden Suite in 15 neu in- ventirten Chalouppen und leichten Piſons, welche Hollaͤndiſche Schiffer regierten, auf dem groſſen Moritzburgiſchen Teich, allwo etzliche hundert auf den Koͤpffen mit hohen Federbuͤſchen a part gezier- te Enten und Gaͤnſe zu finden, welche von dieſer hohen Geſellſchafft, nachdem ſie mit dieſen Cha- louppen den gantzen Teich in einer angenehmen Ordnung umfahren, durch Schieſſen erleget und getoͤdtet worden.
§. 5. Zur Nachtzeit werden nicht allein die Luſt- Gebuͤſche, ſondern auch die Teiche und Canaͤle, bey denen mancherley Luſtbarkeiten vorgenommen wer- den, auf unterſchiedene Weiſe mit Fackeln und Lam- pen illuminirt. Es werden auch allenthalben Zelte und Boutiquen aufgerichtet, darinnen die hohen Gaͤſte nebſt den Zuſchauern alles, was ſie nur von Speiſen, Getraͤncke, Liquers, Confituren gebran- ten Waſſern und dergleichen benoͤthiget ſind, be- kommen koͤnnen.
§. 6. Wenn ſich die Hoch-Fuͤrſtlichen Herr- ſchafften gefallen laſſen, den Weinleſen mit beyzu- wohnen, ſo iſt man auch bey demſelbigen auf eine be- ſondere Luſtbarkeit bedacht. Vielmahls gelchiehet um der Herrſchafft ein Vergnuͤgen zu machen, ein ſolenner Aufzug zur Weinleſe. Einige Muſican- ten mit Schallmeyen nnd Fagots gehen voran, die Berg-Voͤgte mit ihren Staͤben folgen drauf; nach
dieſen
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IV. Theil. XIV. Capitul.
Jhro Koͤnigl Majeſtaͤt in Pohlen und Churfuͤrſtl.
Durchlauchtigkeit zu Sachſen, Herr Friedrich Au-
guſt, unſer allergnaͤdigſter Herr vor einigen Jahren,
nebſt dero bey ſich habenden Suite in 15 neu in-
ventirten Chalouppen und leichten Piſons, welche
Hollaͤndiſche Schiffer regierten, auf dem groſſen
Moritzburgiſchen Teich, allwo etzliche hundert auf
den Koͤpffen mit hohen Federbuͤſchen a part gezier-
te Enten und Gaͤnſe zu finden, welche von dieſer
hohen Geſellſchafft, nachdem ſie mit dieſen Cha-
louppen den gantzen Teich in einer angenehmen
Ordnung umfahren, durch Schieſſen erleget und
getoͤdtet worden.
§. 5. Zur Nachtzeit werden nicht allein die Luſt-
Gebuͤſche, ſondern auch die Teiche und Canaͤle, bey
denen mancherley Luſtbarkeiten vorgenommen wer-
den, auf unterſchiedene Weiſe mit Fackeln und Lam-
pen illuminirt. Es werden auch allenthalben Zelte
und Boutiquen aufgerichtet, darinnen die hohen
Gaͤſte nebſt den Zuſchauern alles, was ſie nur von
Speiſen, Getraͤncke, Liquers, Confituren gebran-
ten Waſſern und dergleichen benoͤthiget ſind, be-
kommen koͤnnen.
§. 6. Wenn ſich die Hoch-Fuͤrſtlichen Herr-
ſchafften gefallen laſſen, den Weinleſen mit beyzu-
wohnen, ſo iſt man auch bey demſelbigen auf eine be-
ſondere Luſtbarkeit bedacht. Vielmahls gelchiehet
um der Herrſchafft ein Vergnuͤgen zu machen, ein
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 878. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/902>, abgerufen am 25.11.2024.
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